Willkommen im Amt: LGBTIQ* schicken Brandbrief an Boris Johnson

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Fünf Tage nach der Vereidigung des neuen britischen Premierministers Boris Johnson fordert die LGBT Foundation des Vereinigten Königreichs in einem offenen Brief an den Politiker der Conservative Party die überfällige Reform des „Gender Recognition Act 2004“. Über 100 queere Verbände und Einzelpersonen unterstützen die Initiative. 

Foto: twitter.com/LGBTfdn

Zu den Unterzeichnern gehören neben den Vorsitzenden queerer Organisationen wie Stonewall, Terrence Higgins Trust und Trans*-Verbänden wie TransActual UK auch Einzelpersonen wie Menschenrechtskämpferin Maria Muni und der schwule Pop-Aktivist Olly Alexander (Years & Years, blu berichtete). Das Schreiben steht unter dem Motto „GRA reform NOW“ und fordert die Überarbeitung des britischen „Gender Recognition Act 2004“ (GRA), der bei seiner Einführung als bahnbrechender Fortschritt galt, weil er Trans*-Personen die Möglichkeit eröffnete, ihr wahres Geschlecht gesetzlich registrieren und in offiziellen Dokumenten festschreiben zu lassen. Inzwischen jedoch sei das Gesetz „veraltet“, so die LGBT Foundation. 

Tatsächlich wird auch auf politischer Ebene bereits seit 2017 über eine Erweiterung des GRA debattiert. Konkrete Reformbedürfnisse beziehen sich auf eine Erleichterung der komplizierten Formalitäten, bei denen die AntragstellerInnen psychologische Atteste und medizinische Diagnosen vorlegen müssen. Weiterhin geht es um die Inklusion von nicht-binären (also diversgeschlechtlichen) Menschen und jungen Trans* ab 16 in den Gültigkeitsbereich des Gesetzes. Die bestehenden Einschränkungen würden viele Interessenten abschrecken, so die LGBT Foundation. In der Vergangenheit hätten von 92 Prozent der Trans*-Bevölkerung, die Interesse an einer Korrektur ihres Geschlechts in gesetzlichen Dokumenten bekundet hatten, nur 18 Prozent Gebrauch vom GRA gemacht. 

In dem Schreiben an Boris Johnson weisen die Absender den Premierminister darauf hin, dass das Vereinigte Königreich in Sachen GRA im europäischen Vergleich hinter Ländern wie Irland, Dänemark und Norwegen hinterherhinke, und erinnern ihn an seine eigene Aussage:  „Wen ihr liebt, wer ihr seid oder wie ihr euch zu leben entscheidet, sollte und wird euch nicht im Weg stehen.“ Weiterhin bieten die mehr als 100 Unterzeichner der amtierenden Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung Amber Rudd ihre beratende Unterstützung an.  

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