Ungarn: Empörung über „Black Lives Matter“-Kunstinstallation

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In der ungarischen Hauptstadt Budapest erhitzt eine temporäre Kunstinstallation aus dem 3-D-Drucker die rechtskonservativen Gemüter.

Das Kunstwerk – eine knieende Freiheitsstatue, die ihre rechte Hand zur Faust hebt und eine Tafel mit der Aufschrift „Black Lives Matter“ hält – ist nur etwa einen Meter hoch und besteht aus zwölf im 3-D-Druckverfahren hergestellten Teilen. Zusammengehalten wird die „Paraphrase der Freiheitsstatue“, wie der Künstler Péter Szalay die Installation nennt, von Magneten.

Foto: atothdavid

Zum Hintergrund seines Kunstwerks erklärte Péter Szalay der Deutschen Welle: „Die ‚Black Lives Matter‘-Bewegung hat einen riesigen Einfluss auf unsere globale Gesellschaft, von der ich ein Teil bin. Das aufzugreifen war meine künstlerische Intention“. Mit den Farben des Regenbogens habe er auf die Beschneidung von Menschenrechten der LGBTIQ*-Community in Ungarn aufmerksam machen wollen, so der Künstler.

Das Risiko, die Skulptur könnte zerstört werden, sieht der Künstler gelassen: „Ich verurteile diejenigen, die meine Skulptur zerstören wollen, nicht. Wenn es passiert, werde ich es dokumentieren und als Teil meiner Arbeit betrachten“, so Szalay im Interview mit The Guardian.

Gewalttätig und linksradikal?

Vertreter*innen der rechtspopulistischen Regierung halten diese Bewegung allerdings für gewalttätig und linksradikal. Orbáns Stabschef Gergely Gulyás warf den Initiatoren der Kunstaktion sogar Rassismus vor. „Black Lives Matter“ sei eine despotische Bewegung, die alles Weiße, Christliche und Konservative zerstören und die Geschichte umschreiben will. Deshalb, so Gulyás, handele es sich bei „Black Lives Matter“ um eine rassistische Bewegung:

„Black Lives Matter ist im Grunde eine rassistische Bewegung. Der Rassist ist nicht die Person, die sich einer BLM-Statue widersetzt, sondern die Person, die eine errichtet.“

Regierungsnahe Medien helfen, das Thema hochzuschaukeln. In der Bevölkerung geht deshalb die Mär von einem ‚Denkmal für schwule Schwarze‘ um. An anderer Stelle haben Kommentatoren in regierungsnahen Fernsehshows die Kunstinstallation mit der Errichtung eines Denkmals für Adolf Hitler verglichen. 

Bezirksbürgermeisterin wird bedroht

Krisztina Baranyi, die von der Opposition unterstützt wird, steht massiv unter Kritik, nicht nur, weil die Kunstausschreibung von öffentlichen Geldern finanziert wurde. Im Gespräch mit der Deutschen Welle erklärte die Bezirksbürgermeisterin, haltlose Kritik seitens regierungsnaher Medien sei sie ja gewohnt, doch jetzt werde sie aufs Übelste beschimpft. Sogar mit Vergewaltigung und Säureangriffen werde ihr gedroht. „Dabei“, so Baranyi,

„war alles, was wir wollten, jungen ungarischen Künstlern eine Chance zu geben, ihre Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen“.

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