WM in Saudi-Arabien: Fans machen Druck auf den DFB

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Foto: Unsplash/ Jannik Skorna

Zahlreiche Fan-Organisationen haben mit Blick auf die fast schon sichere Vergabe der WM-Endrunde 2034 an Saudi-Arabien Druck auf die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemacht. In einem Offenen Brief an Präsident Bernd Neuendorf bringen die Gruppierungen auch einen Boykott der Nationalmannschaft ins Spiel.

„Es widerspricht allen ethischen Grundsätzen des Sports, einen solchen Staat als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft auszuwählen“, heißt es in dem von der Gruppe Fairness United initiierten Brief. Die Entscheidung der FIFA folge „allein der Logik von Profit und Korruption und verhöhnt das eigene hehre Bekenntnis zu Menschenrechten und Nachhaltigkeit“.

Für den Fall, dass der DFB die Vergabe an Saudi-Arabien nicht verhindern könne, wird eine Urabstimmung gefordert. Die DFB-Mitglieder sollten entscheiden, ob sie eine Teilnahme der Nationalelf an der WM wollen. Unterschrieben wurde der Brief unter anderen von Unsere Kurve, dem Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF), Frauen im Fußball (F_in) und den Queer Football Fanclubs.

Formell hat der Weltverband FIFA die Endrunde in zehn Jahren zwar noch nicht vergeben, der Bewerber aus Saudi-Arabien hat aber keinen Konkurrenten. FIFA-Präsident Gianni Infantino stellte bereits im vergangenen Herbst das wegen seiner Menschenrechtslage umstrittene Königreich als künftigen Gastgeber dar. Die Entscheidung soll bei einem außerordentlichen Kongress in diesem Jahr fallen.

LGBTIQ* in Saudi-Arabien

Saudi-Arabien gilt als eines der konservativsten Länder der Welt. Das absolut regierte Königreich, in dem die Scharia-Gesetzgebung gilt und eine Religionspolizei über gute Sitten wacht, kennt weder Meinungs- noch Pressefreiheit. Die Tätigkeit von Menschenrechtsorganisationen ist verboten, auch Frauenrechte existieren nicht.

Grafik: https://ilga.org/maps-sexual-orientation-laws

Saudi-Arabien gehört außerdem zu jenen sechs Ländern weltweit, in denen homosexuelle Handlungen strafbar sind und im schlimmsten Fall mit der Todesstrafe geahndet werden. Fairness United sind vier Fälle von Hinrichtungen sind bekannt. 2019 wurden fünf Männer hingerichtet, die laut gay.ch unter Folter gestanden hatten, dass sie gleichgeschlechtlichen Aktivitäten nachgegangen seien.

Die Verhängung von Gefängnisstrafen oder Auspeitschung sei jedoch das üblichere Strafmaß, schreibt Fairness United auf ihrer Webseite:

„Ende 2007 wurden zwei Männer wegen homosexuellen Geschlechtsverkehrs zu jeweils 7.000 Peitschenhieben verurteilt. 2020 verurteilte ein saudisches Gericht einen jemenitischen Blogger, der als Migrant in Riad lebte, weil er auf Twitter ein Video gepostet hatte, in dem er sagt: ‚LGBT-Personen verdienen Rechte‘. Nach Angaben von Human Rights Watch wurde er wegen ‚Nachahmung von Frauen‘ zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt, in Einzelhaft gehalten und geschlagen, damit er gesteht, homosexuell zu sein.“ (männer* berichtete)

Dass das Land um queere Tourist*­innen wirbt, wie queer.de 2023 berichtete, ist grotesk. 

Kann die FIFA die Einhaltung der Menschenrechte garantieren?

Amnesty International fordert von der FIFA schon länger klare und verbindliche Zusagen zur Verbesserung der Menschenrechtslage in den Ländern, die sich um die Ausrichtung der WM 2030 und 2034 bewerben. Angesichts der möglichen Vergabe an Saudi-Arabien rief Amnesty International die FIFA schon Ende letzten Jahres auf sicherzustellen,

„dass die WM 2030 und 2034 unter Einhaltung der Menschenrechte stattfinden. Es sei wichtig, dass der Weltfußballverband Verantwortung übernimmt und verbindliche Menschenrechtsgarantien von den Bewerbern einfordert. Nur so ließen sich potenziell schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der WM verhindern“. (männer* berichtete)

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