Trotz Verbot: „Homo-Heilung“ immer noch aktuell

Pseudotherapien gegen Homosexualität sind auch drei Jahre nach dem Verbot sogenannter Konversionsbehandlungen weiterhin ein Thema

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In einer Umfrage unter rund 600 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Seelsorgenden gab mit 23 Prozent rund ein Viertel an, Kenntnis von Konversionsbehandlungen zu haben, die zum Teil auch nach dem Verbot noch stattfanden, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Dienstag in Köln erklärte. Dies deckt sich demnach mit Angaben aus der queeren Community in einer  Onlinebefragung. Demnach wurden bis zu einem Drittel der Befragten Handlungen vorgeschlagen, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern (29 Prozent) oder zu unterdrücken (32 Prozent). 

Unkenntnis ein Problem

Nicht immer werden Konversionsbehandlungen aber als solche erkannt. Bis zu ein Viertel der Befragten war sich demnach unsicher, ob ihnen jemals nahegelegt wurde, ihre Geschlechtsidentität oder ihre sexuelle Orientierung zu unterdrücken. Die sogenannten Konversionsverfahren zielen darauf ab, die homosexuelle Orientierung eines Menschen zu ändern beziehungsweise zu „heilen“ und in heterosexuelles beziehungsweise asexuelles Verhalten umzuwandeln. Bei unter 18-Jährigen sind die Therapien seit drei Jahren generell verboten. Bei Erwachsenen gilt dies dann, wenn sie einem „Willensmangel“ unterliegen - etwa durch Täuschung, Irrtum, Zwang oder Drohung. Das trifft zum Beispiel zu, wenn jemand über den therapeutischen Nutzen getäuscht oder nicht ausreichend über Risiken aufgeklärt wird. Bei Zuwiderhandlungen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

Die Befragung „unheilbar queer“, bei der 3500 queere Menschen befragt wurden, wurde im Kontext von Mosaik Deutschland von Dr. Klemens Ketelhut konzipiert und erhoben.

LIEBESLEBEN informiert und berät zum Schutz vor Konversionsbehandlungen

Auf Grundlage des Gesetzes, das vor drei Jahren beschlossen wurde, hat die Initiative LIEBESLEBEN ihr Informations- und Beratungsangebot zum Schutz vor Konversionsbehandlungen und zur Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt eingerichtet. Aussagen der befragten Fachkräfte und queerer Menschen verdeutlichen dessen Notwendigkeit – und dass es großen Bedarf gibt, weiter bekannt zu machen, wie gefährlich sogenannte Konversionsbehandlungen sind. Dabei ist auch wichtig, zu vermitteln, wie man solche erkennt, hinter welchen Begriffen sich diese Pseudo-Therapien etwa verstecken können, und wie Betroffene auf verdächtige Angebote reagieren können. *ck/BzGA/AFP/hex/cfm

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