COVID-19-Impfumfrage unter Queers: Herdenimmunität erreicht!

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Foto: AFP / Jaafar Ashtiyeh

9,1 Prozent der Teilnehmer*innen an der Impfumfrage von CHECK und männer* wollen sich nicht impfen lassen. Ihnen stehen aber 87,2 Prozent Leser*innen mit vollständigem Impfschutz entgegen. Die Impfquote in Deutschland liegt bei gerade mal 61 Prozent.

Die Ergebnisse

Insgesamt haben zwischen dem 8. und 18. August 517 Menschen an der Umfrage auf männer* / CHECK teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen eine gegenüber der Allgemeinbevölkerung signifikant erhöhte Impfbereitschaft: Aktuell wollen sich laut Statista nur 78,6 Prozent der Deutschen impfen lassen. In unserer Umfrage kommen vollständig Geimpfte, teilweise Geimpfte und Ungeimpfte mit der Absicht sich zu impfen auf zusammen 90,8 Prozent.

Bei den Gründen für die persönliche Impfentscheidung steht der Schutz der eigenen Gesundheit mit 84,9 Prozent mit deutlichem Abstand an erster Stelle, gefolgt vom Wunsch nach Nähe („Ich möchte mich ohne Abstand treffen") mit 50 Prozent und 46,7 Prozent der Teilnehmenden, die wieder reisen möchten. Medizinische Vorbehalte gegen die Impfung haben 6,3 Prozent der Leser*innen, einen Impfzwang möchten 9,8 Prozent von ihnen nicht realisiert sehen. Bei diesem Teil der Umfrage haben insgesamt 510 Menschen teilgenommen, es waren mehrere Antworten möglich. 


Der Kommentar: „Geht's noch?“

Wie gehen wir mit den Zahlen, auch wenn sie nicht repräsentativ sind, und den Menschen dahinter um?

Klar. Unsere Schutzräume, die Bars, die Klubs, waren und sind anders als die Bollerheten-Technodisko von den Lock-down-Maßnahmen betroffen. Einerseits weil sie eh oft am Existenzminimum kratzen, andererseits weil sie eben Schutzräume sind. Oftmals sogar die einzigen Räume, in denen wir LGBTIQ* richtig frei leben können. Frei von Angst, frei von Diskriminierung. So jedenfalls das Idealbild der schwulen Darkroombar, des lesbischen Cafés.

Dass jetzt Institutionen wie die Hamburger WunderBar im Wiederauferstehungsreigen die ersten sind, die mit Inbrunst die „2G“-Regel an die Tür nageln, befremdet in dieser Vehemenz. Und erinnert an die Ausgrenzung von HIV-Positiven und AIDS-Kranken der letzten 30 Jahre. „Moment!“ ruft es gefühlt von einigen. „Gegen HIV gibt es bis heute keine Impfung.“. Stimmt. Aber HIV wurde auch noch nie beim Engtanz oder gemeinsamen Kaffee übertragen. SARS-CoV-2 dagegen, besonders in der Delta-Variante, kann auch Geimpfte nicht nur krank, sondern zu Überträgern machen.

Insofern wirkt die „2G“-Regel mit ihrem Verzicht auf Testungen fahrlässig und die Freude der Anwendenden für die knapp 10 Prozent Nichtgeimpften reichlich diskriminierend. Denn jemand der sich testen lässt, aber aus welchen Gründen auch immer nicht geimpft ist, ist im Zweifel weniger gemeingefährlich, als jener, der seit Juni oder Juli vollen Impfschutz genießt, aber auf Abstand und Vorsicht verzichtet.

Irgendwie erinnert das Ganze an die leidigen Diskussionen über Bareback, PrEP und überhaupt den seltsamen Fakt, dass doch jede*r angeblich safer Sex hat, aber HIV trotzdem nach wie vor verbreitet wird. Denkt mal drüber nach. Shitstorm 3, 2, 1 ...

*Christian Knuth

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