Gleichberechtigung: Erste trans* Frau gewinnt US-Golfturnier

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Die schottische Golferin Hailey Davidson (28) schrieb Geschichte als erste Transgender-Frau, die je ein professionelles US-Golfturnier gewann. Ihr Erfolg wird überschattet durch den Kampf um Trans*rechte in den USA  neue Gesetze erschweren oder verbieten Sport für trans* Kids. Davidson nutzte daher die öffentliche Aufmerksamkeit, um mit Vorurteilen aufzuräumen und zu erklären: Sie hatte keine körperlichen Vorteile. 

„Ich hätte nie gedacht, dass ich als trans* Frau wettbewerbsmäßig Golf spielen könnte, also dachte ich immer, es heißt für mich entweder Golf oder ich selbst sein.“

Hailey Davidson nach ihrem Sieg

Die 28-jährige Davidson holte sich Mitte Mai den Sieg bei einem Mini-Tour-Event im Providence Golf Club in Polk County, Florida. Sie war damit die erste transsexuelle Golferin, die in den USA einen Titel bei einem Profi-Turnier erringen konnte. In einem Interview sprach sie nun über ihren Erfolg, der erst möglich wurde, nachdem die United States Golf Association und die Ladies Professional Golf Association die Spielberechtigungsregeln geändert hatten, um trans* Athleten die Teilnahme zu erleichtern.


Erfolg überschattet durch Kampf um Transrechte

Man kann es als Kreuzzug bezeichnen: In den letzten Jahren nutzen überall auf der Welt rechtspopulistische Parteien und Organisationen gesellschaftliche Vorurteile und Stereotypen, um mit Stimmungsmache gegen die trans* Community Wähler von ihren „Familienwerten“ zu überzeugen. Auch in den USA verschlechterte sich die Situation: Jüngste Entwicklungen in einigen Bundesstaaten hindern junge Trans*  daran, am Sportunterricht oder an Wettbewerben teilzunehmen (wir berichteten). Erst gestern verkündete auch Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis am ersten Tag des #PrideMonth: Trans* Frauen und Mädchen dürfen künftig nicht mehr am Mädchen-Schulsport teilnehmen (wir berichteten)

Im Gespräch mit dem Scottish Daily Record verurteilte Davidson die gesellschaftliche Entwicklung, besonders auch in den USA:

„Die Opposition gegen Transgender-Frauen, die im Frauensport spielen, irritiert mich, weil die meisten Behauptungen auf gesellschaftlichen Stereotypen basieren und nicht auf tatsächlichen Fakten und realen Erfahrungen von Athleten.“


Kein körperlicher Vorteil – im Gegenteil

Immer wieder argumentieren Gegner der Community und Fürsprecher der Anti-Gender-Bewegung, sie seien lediglich für Fairness gegenüber cisgeschlechtlichen Sportlerinnen – denn trans* Frauen hätten ihnen gegenüber einen deutlichen Vorteil. Beweise dafür bleiben sie schuldig – Zahlen aus der Sportwelt sprechen klar dagegen. So erzählte auch Davidson, sie sei bei dem Turnier bei weitem nicht die gewesen, die – etwa aufgrund körperlicher Parameter – den Ball am weitesten geschlagen hätte. 

„Ich habe den Ball 270 Yards weit geschlagen und die beste LPGA-Spielerin schlägt 291. Ich habe durch all die Jahre der Hormone und das fehlende Testosteron, das mein Körper nicht mehr produziert, 30 Yards an Distanz verloren. Welchen Vorteil soll ich also nochmal genau haben?“

Die 28-Jährige, die sich im Alter von 13 Jahren in den Golfsport verliebte, erzählte, dass sie lange Zeit ihr wahres Ich verbergen musste – angesichts der konservativen Natur des Golfsports. Nun, sechs Jahre nach ihrem Coming-out als transsexuell, wird sie endlich in ihrer Sportart akzeptiert. Davidson drückte die Hoffnung aus, dass dieser Umstand und ihr Sieg anderen Mitgliedern der Community „viel mehr Hoffnung“ geben wird. Die gebürtige Schottin, die 1997 mit ihrer Familie in die USA zog, hat nun die Augen auf ihre Heimat gerichtet: Sie hat fest im Blick, bei den Scottish Open und der Open Championship anzutreten.

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