Regenbogenfahne verboten? Dann halt CSD!

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Friedrichshafen tickt noch ein wenig im Takt der Bonner Republik: Die CDU versucht den Regenbogen zu verhindern und unterstellt Queers diffamierend eine „sexuelle Einstellung“. Nachdem noch ein Jugendzentrum die Pride-Fahne cancelt, geht die Szene auf die Straße.

Foto: Oliver Hanser

„Jetzt erst Recht“ eine abgehängte Regenbogenflagge im lokalen Jugendzentrum Molke in Friedrichshafen war der Auslöser. Die Flagge hing dort einige Monate, bis es die Entscheidung gab aus „pädagogischen Gründen“ die Flagge abzuhängen. „Die sogenannten „pädagogische Gründe“ wurden von den Verantwortlichen nie weiter ausgeführt. Das liegt daran, dass es keine gibt.“, so die Polittunte Jona Gold, bürgerlich Jonathan Oremek (18).

➡️ Im männer* Interview schildert Jona die Situation ausführlich

Fahne ist Kommunikationstool gegen Gewalt

Eine Woche vor dem für den 23. Juli geplanten CSD wurde nun ein Offener Brief an Ines Weber (Amt für Soziales), Yannick Wiest (Abteilung Jugendbeteiligung / Offene Kinder- und Jugendarbeit) und Sofia Thiemann (Jugendcafé) veröffentlicht. Sachlich erklärt er, warum die Fahne im Jugendzentrum mehr, als nur Symbolpolitik war und wieder sein sollte. So heißt es: 

Foto: Selfie

„Wir selbst haben den damaligen Queer Treff in der Molke oft besucht und haben Begleitschutz gebraucht sobald wir die Molke betreten haben oder die Molke verlassen haben. Wir wurden von anderen Besucher*innen der Molke beleidigt, bedroht und teilweise bis zum Stadtbahnhof verfolgt. 

Deshalb haben wir das aufhängen einer Regenbogenflagge im Jugendcafé begrüßt.Anhand einer Regenbogenflagge kann Queerness und Toleranz allgemein thematisiert werden und man hat eine Grundlage, um darüber aufzuklären."

Des weiteren berichtet der Brief über queerfeindliche Übergriffe, die sogar in Gewalt ausgeartet sein sollen und zitiert aus einem aktuellen Bericht  die Konferenz der Konferenz der Ministerinnen und Minister, der Senatorinnen und Senatoren für Jugend und Familie, die es unter anderem für „unabdingbar“ hält,

„die Lebenslagen von jungen Menschen, die sich nicht oder nicht gänzlich dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen wollen oder aber diesem nicht zugeordnet werden können, bei der Ausgestaltung der Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe zu berücksichtigen, und damit deren gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Bei der Planung, Entwicklung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen und Angebote sind die Betroffenen zu beteiligen.“

Lesbische Paar verfolgt

Foto: Queer Pride Friedrichshafen

Auch unabhängig vom Streit und den Vorfällen rund um das Jugendzentrum, scheint Friedrichshafen, durchaus Bedarf an mehr Unterstützung für seine Queercommunity zu haben. So sei ein lesbisches Pärchen letzte Woche von fremden Männern in Friedrichshafen am Bahnhof verfolgt und beim Händchenhalten gefilmt worden. Liz Bartusch (17) berichtet gegenüber dem Orgateam kämpferisch: 

 „Wenn ich mit meiner Partner*in Händchen halte, dann ist das ein politisches Statement. Ich lebe ständig in der Gefahr angegriffen zu werden. Heterosexuelle müssen sich darüber keine Gedanken machen.“

➡️ 23. Juli, CSD  in Friedrichshafen, Start ist um 13 Uhr am Franziskusplatz. Von dort aus zieht ein bunter Demozug zur politischen Kundgebung an der Musikmuschel. 

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