Katholische Kirche: neue Sexualethik abgeschmettert

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Die ersten Reaktionen Beteiligter auf Facebook ließen noch vor der eigentlichen Nachricht das Schlimmste befürchten. Nun herrscht Gewissheit: Die Arbeit vieler Wochen war vergebens. Die katholische Kirche in Deutschland bleibt queerfeindlich. 

„Die Bischofskonferenz muss uns jetzt erklären, warum wir in der Kirche bleiben sollen.“

So drastisch titelt eine per Pressemitteilung des Katholischen LSBT+ Komitees, nachdem ein mühsam erarbeitetes Grundlagenpapier mit weitreichenden Reformen der katholischen Sexualethik bei der 4. Vollversammlung des Synodalen Wegs am Nein von nur vier Bischöfen scheiterte. Das Komitee spricht von einer „schmerzhaften Ohrfeige“. Die Zukunft des sogenannten Synodalen Wegs, stünde generell in Frage.  

Veronika Gräwe, Co-Sprecherin des Katholischen LSBT+ Komitees und Urheberin der Frage nach dem Verbleibgrund für Queers in der Kirche, machte ihrer Enttäuschung Luft:

 „Die Nein-Sager unter den Bischöfen haben sich anscheinend nicht gefragt, was ihr Votum für queere Gläubige bedeutet und wieviel Hoffnung es zerstört hat.“

Dr. Michael Brinkschröder, Co-Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees versucht eine Erklärung in der Lebensferne der Kirchenoberen zu finden:

„Zu viele Bischöfe leben offensichtlich abgespalten vom Volk Gottes in einem pastoralen Schisma. Die Bischöfe insgesamt waren schlecht vorbereitet und haben die zerstörerischen Konsequenzen für die Kirche nicht verstanden. Sie müssen jetzt nachsitzen und eine tragfä- hige Lösung finden, mit der sie Lesben, Schwulen, Bisexuellen, ebenso wie trans und nicht- binären Menschen wieder unter die Augen treten können und allen, die unter der Sexualmoral der Kirche leiden."

Die Hoffnung stirbt wie immer zu letzt

So ganz aufgeben wollen die Kirchenaktivist*innen aber dann doch noch nicht: Unter anderem getragen von der überwältigenden innerkirchlichen Unterstützung für die Kampagne #OutInChurch (alle männer* Artikel), appellieren sie an die Verkündigungsdienstler*innen in der ersten Reihe, „den Grundtext für ihre Diözesen dennoch in Kraft zu setzen“. Dieser war von 83% der Mitglieder der Synodalversammlung angenommen worden. 


Info: Das Katholische LSBT+ Komitee

ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis von Katholik*innen aus verschiedenen christlichen LSBT+ Gruppen und setzt sich für die Gleichberechtigung von LSBT+ Personen in der römisch-katholischen Kirche ein. Zu den Mitgliedsgruppen zählen Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V., Netzwerk katholischer Lesben e.V. (NkaL), AG Schwule Theologie e.V., Katholische Schwule Priestergruppen Deutschlands (KSPD), KjGay der KjG (Katholische junge Gemeinde), Lesbischwule Gottesdienstgemeinschaften (LSGG), Initiative Homo Cusanus. Das Katholische LSBT+ Komitee ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen Deutschlands (AGKOD).

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