Interview mit Rainer Teuber – #OutInChurch

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Foto: M. Rädel

Foto: Nicole Cronauge, Bistum Essen

Rainer Teuber, geboren in Essen, ist seit 1996 in der katholischen Kirche beschäftigt. Er verantwortet am Essener Dom und seiner Schatzkammer die Museumspädagogik und den Besucherservice. Er ist schwul und seit 2003 mit seinem Mann Karl-Heinz verheiratet. Auch privat sind beide in der Gemeindearbeit engagiert.

Herr Teuber, was genau ist #outinchurch und wer ist daran beteiligt?

Bei der Initiative #OutInChurch outen sich heute 125 queere Menschen, die im Dienst der katholischen Kirche stehen. Die Beteiligten kommen aus nahezu allen Bistümern und bilden das gesamte Spektrum kirchlicher Arbeitsfelder ab. Unter ihnen sind Religionslehrer*innen, Gemeindereferent*innen, Pastoralreferent*innen, Kirchenmusiker*innen, Religionspädagog*innen aber natürlich auch einige Priester.

Sie werben „für eine Kirche ohne Angst“. Wo und wie erleben Sie in der Kirche Ängste in diesem Zusammenhängen?

Menschen die queer sind, öffentlich queer leben, in dem sie zum Beispiel eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder eine Zivilehe schließen und für die katholische Arbeiten müssen mit schweren dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen, da sie mit ihrem öffentlichen Bekenntnis einen schweren Loyalitätsverstoß gegen ihren Arbeitsvertrag begehen, der auch die kirchliche Grundordnung umfasst. Nach dieser Grundordnung kann ein öffentliches Bekenntnis zu einer solchen Partnerschaft beziehungsweise Ehe zur fristlosen Kündigung führen.

Was müsste sich in den Bistümern und kirchlichen Institutionen sofort ändern und was braucht es aus Ihrer Sicht dazu?

Das kirchliche Arbeitsrecht muss reformiert werden. Die entsprechenden Paragrafen, die Menschen in ihrer Persönlichkeit einschränken, müssen entfernt werden. LGBTIQ+-Personen müssen in dieser Kirche ohne Angst offen leben und arbeiten können. Sie müssen einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern in der Kirche erhalten. Diffamierende und nicht zeitgemäße Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität müssen auf Grundlage theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse revidiert werden. Dies ist besonders in weltweiter kirchlicher Verantwortung für die Menschenrechte von LGBTIQ*-Personen von höchster Relevanz. Die Kirche darf darüber hinaus LGBTIQ*-Personen beziehungsweise Paaren den Segen Gottes sowie den Zugang zu den Sakramenten nicht vorenthalten.

*Interview: Frater Franziskus, Rogate-Kloster Sankt Michael

Über das Rogate-Kloster: Eine 2010 gegründete geistliche Gemeinschaft, die die Verschiedenheit der sexuellen Identitäten feiert und für sie eintritt. Frater Franziskus unterstützt international LGBTIQ*-Projekte und feiert jährlich den Gottesdienst zum Lesbisch-schwulen Stadtfest in Berlin. 2020 bekam er die „Berliner Ehrennadel“ für sein herausragendes soziales Engagement für die Gesellschaft und die Community.

Das ganze Interview gibt es hier: rogatekloster.wordpress.com

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