Homophobie in Berlin: „Erschreckende Alltagsrealität“

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Foto: M. Rädel

Die Zahl der homo- und transfeindlichen Angriffe in Berlin ist Zahlen des Antigewaltprojekts MANEO zufolge im vergangenen Jahr gestiegen. MANEO erfasste 557 solcher Fälle und Hinweise, wie das Projekt am Mittwoch bei der Vorstellung seines Jahresreports mitteilte. Im vergangenen Jahr waren es noch 527 Fälle gewesen.

Zu den dominierenden Deliktformen zählen Beleidigungen (42%), sowohl einfache und gefährliche Körperverletzungen, auch der Versuch (29%) und Nötigung und Bedrohung (24%). Zu den dominierenden Tatörtlichkeiten zählten die allgemeine Öffentlichkeit, d.h. öffentliches Straßenland und öffentliche Verkehrsmittel (46%), Internet und Soziale Medien (18%), LGBTIQ* Locations (7%) und Park- und Waldgebiete (7%). MANEO bedauerte, dass die Generalstaatsanwaltschaft 2020 eine Austauschsperre mit der Polizei verfügt habe. Zu mehr als 400 Hinweisen hätten nun genaue Informationen gefehlt. Früher hätten Hinweise dagegen mit der Polizei abgeglichen werden können, um Doppelzählungen zu vermeiden und sie der statistischen Erfassung hinzuzufügen. 

Insgesamt gingen 760 Fälle und Hinweise bei MANEO ein. Davon hätten 351 Fälle ausgewertet werden können, hieß es. Darunter seien 261 Fälle gewesen, bei denen es um Feindschaft gegen lesbische, schwule, bisexuelle sowie trans-, intergeschlechtliche, nonbinäre und queere Menschen (LGBTIQ*) ging. 

Vor allem die Zahl der Übergriffe gegen Einrichtungen für LGBTIQ* fiel dem Projekt auf. 44 solcher Übergriffe wurden erfasst. Sie richteten sich gegen vom Senat geförderte Projekte, Bars und Cafés, außerdem gegen kirchliche oder religiöse Einrichtungen, welche die Regenbogenfahne zeigten. MANEO verwies darauf, dass es wahrscheinlich eine hohe Dunkelziffer gebe. Der Anteil von erfassten Taten, die nicht angezeigt wurden, sei auf 48 Prozent gestiegen. Das Dunkelfeld liege geschätzt bei 80 bis 90 Prozent. Die Organisation sprach von einer „erschreckenden Alltagsrealität“ für viele LGBTIQ*, „mit Angst und Furcht zu leben, allein aufgrund dessen, schwul, lesbisch, bi-, trans*, intersexuell oder queer zu sein, beleidigt, bedroht und angegriffen werden zu können“. 

Beratungsarbeit – Hilfe für Betroffene von Übergriffen

Trotz Corona-Maßnahmen im Jahr 2022 konnte das Projekt seine Beratungstätigkeiten aufrechterhalten und die pro-aktive Vorort-Arbeit fortsetzen. Die Anzahl ratsuchender Personen wächst seit 10 Jahren kontinuierlich an. Insgesamt wurden 2022 828 Personen beraten:

Schon im Dezember hatte der Monitoringbericht zu trans- und homophober Gewalt in Berlin festgestellt, dass die Anzahl trans- und homophober Gewalttaten in der Hauptstadt auf einen neuen Höchststand gestiegen war. In dem Bericht ging es um von der Polizei registrierte Taten. Ihr Anstieg setzte sich demnach seit 2014 kontinuierlich fort. 

Quellen: MANEO / AFP / smb / cfm www.maneo.de

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