Muttertag – Vatertag: Darf Mensch Rollenstereotype noch feiern?

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Mutti bekommt am Muttertag Blumen und Frühstück ans Bett. Hinterher räumt sie dann die chaotische Küche auf und alles geht wieder seinen normalen Gang. Vati hingegen darf am Vatertag mit seinen Kumpels eine Biertour machen. Endlich sind die Männer mal unter sich und haben ihre Ruhe. Gender-Aktivist*innen sträuben sich bei dieser Vorstellung die Haare. Ist ein Elterntag die Lösung?

Elternschaft verdient Anerkennung – aber wie?

Einige behaupten er sei einer Erfindung der Blumenindustrie. Andere meinen die Nazis hätten ihn eingeführt. Die Rede ist vom Muttertag. Tatsächlich waren es weder Blumenhändler noch Nationalsozialisten, die ihn erfanden, allerdings trieben beide seine Entwicklung voran. Offiziell wird die Idee aber der Amerikanerin Anna Jarvis im

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Jahr 1907 zugeschrieben. Feste und Ehrentage im Zusammenhang mit der Mutterschaft gab es zwar schon viel früher, allerdings weniger institutionalisiert. Wenn auch nicht überall am selben Tag und mit unterschiedlichen Bräuchen, es scheint ein allgemeines Bedürfnis zu sein, den Müttern Anerkennung und Dankbarkeit zu zollen. In über 40 Ländern wird mittlerweile der Muttertag weltweit gefeiert.

Der Vatertag entstand etwas später ebenfalls in Amerika nach dem Vorbild des Muttertages. Anders als der Muttertag ist er heute in manchen Gegenden auch einfach als „Herrentag“ bekannt, der nicht nur von Vätern gefeiert wird – und zwar gern auch mal fernab von der Familie.

Wie diese Tage begangen werden, ist heute angesichts veränderter Familienstrukturen und Rollenbilder nicht mehr unumstritten. Blümchen und gebastelte Herzen für die Mama und „Freizeit“ von der Familie für Papa. Passt das mit gleichberechtigter Elternschaft für alle und offenen Geschlechterrollen zusammen? Eher nicht. Dennoch will kaum jemand auf die Anerkennung für die Eltern verzichten. Es braucht also eine andere Herangehensweise.

Brauchen wir den Elterntag?

Fairerweise muss gesagt werden, dass Mutter- und Vatertag bei weitem nicht in jeder Familie nach fragwürdigen Klischees ablaufen. So manche Mutter bekommt am Muttertag sicher auch einfach Zeit für sich geschenkt. Und so mancher Vater verbringt den Vatertag wohl am liebsten in den Kreisen seiner Kinder. Und dann gibt es da bestimmt auch noch die Mamas, die Blumen, selbst gemalte Bilder und Frühstück ans Bett lieben und genau damit glücklich sind.

Einige Kritiker fordern dennoch die Umwandlung beider Tage in einen „Elterntag“. Die Frage ist nur, was sich dadurch ändern würde. Das Bild in den Köpfen vermutlich nicht. Das ändert sich allerdings auch ganz ohne Umwidmung des Tages langsam aber sicher. Reaktionen wie die auf die Aktionsangebote einer Discounterkette zum Muttertag 2018 zeigen das. Mit dem Slogan „Zeit, Danke zu sagen“ bewarb man allerlei Haushaltsgeräte als geeignete Geschenke für Mutti – und erntete damit reichlich Kritik im Internet.

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Keine Frage, Elternschaft ist eine verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgabe und entsprechende Hingabe sollte anerkannt werden. Kinder haben dieses Bedürfnis und Eltern freuen sich darüber. Das sollte prinzipiell auch nicht nur an einen einzigen Tag im Jahr geknüpft werden. Doch einen Mutter-, Vater- oder Elterntag wünschen sich die meisten Eltern wie Kinder eben trotzdem. Wie der zu begehen ist, lässt sich schwerlich vorschreiben. Und so bleibt der Wandel, wo er denn gewünscht ist, hier wohl, wie auch das Gendern und die Art der Ernährung der persönlichen Freiheit jedes Einzelnen überlassen.

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