Erschreckende Studie: Wann ist ein Mann ein Mann?

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Grafik: microsoft bing, dall-e

Jeder dritte junge Mann in Deutschland findet Gewalt gegenüber Frauen „akzeptabel“ - das ergab eine aktuelle Umfrage der Organisation Plan International Deutschland. Die erschreckenden Studienergebnisse wurden von den Funke-Zeitungen veröffentlicht. Laut der repräsentativen Studie gaben 33 Prozent der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren an, es sei „akzeptabel“, wenn ihnen im Streit mit ihrer Partnerin „die Hand ausrutscht“.

Des Weiteren ergab die Studie, dass bereits 34 Prozent der befragten Männer handgreiflich gegenüber Frauen geworden sind, um ihnen Respekt einzuflößen. Die Funke-Zeitungen zitierten Karsten Kassner, den Fachreferenten des Bundesforums Männer, der von den Ergebnissen schockiert war. Er betonte, dass es problematisch sei, dass ein Drittel der befragten Männer Gewalt gegenüber Frauen verharmlose. Diese Einstellung müsse dringend geändert werden.

Foto: DBT

Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Andrea Lindholz (CSU), äußerte sich zu den Ergebnissen der Studie und bezeichnete sie als „erschreckend“. Sie betonte, dass sich Staat und Gesellschaft intensiver mit der Entwicklung, Erziehung und Aufklärung junger Männer befassen und neue präventive Konzepte entwickeln müssten.

Ein weiterer Aspekt, der in der Studie beleuchtet wurde, ist die Ablehnung homosexueller Handlungen in der Öffentlichkeit. 48 Prozent der Befragten fühlten sich gestört, wenn Homosexualität öffentlich gezeigt wird.

Frauenbild aus den 1950er-Jahren

Die Ergebnisse der Studie legen zudem nahe, dass das traditionelle Rollenbild einer „Hausfrau“ in den Köpfen vieler Männer weiterhin verankert ist. 52 Prozent der Befragten sehen ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen, während sich die Frau hauptsächlich um den Haushalt kümmert. Jeder zweite junge Mann würde laut der Umfrage keine Beziehung mit einer Frau eingehen wollen, die bereits viele Sexualpartner hatte.

Weiterhin gaben 51 Prozent der Befragten an, dass sie sich schwach und angreifbar fühlen würden, wenn sie ihre Gefühle zeigen. Dennoch gaben 63 Prozent zu, dass sie sich manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen würden. „Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert“, kommentierte Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, die Ergebnisse.

Obwohl viele Männer grundsätzlich bereit sind, sich für mehr Gleichberechtigung und gegen Rollenklischees einzusetzen, setzten sie diese Bereitschaft laut Karsten Kassner nicht in konkrete Taten um. Er betonte, dass es auch Aufgabe der Politik sei, die Rahmenbedingungen zu verändern. Ein Beispiel dafür sei die von der Bundesregierung geplante bezahlte Freistellung für Väter nach der Geburt.

Die Umfrage wurde vom 9. bis 21. März 2023 durchgeführt und umfasste 1.000 Männer und 1.000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Die Befragung erfolgte schriftlich online.

Olivia Jones und Fler

Foto: Screenshot instagram.com/fler

Es begann Samstagnacht mit einem gemeinsamen Foto mit Olivia Jones, das der bekannte Deutschrapper FLER (520k Follower) bei Instagram nach seinem Auftritt auf St. Pauli mit einem Regenbogen postete. Es endete mit einem Shitstorm homophober- und transfeindlicher Beschimpfungen und rechter Verschwörungstheorien durch einige seiner Follower mit einem offenbar toxischen Männlichkeits-Bild. 

Olivia Jones hat gestern Nacht erstmals in den Kommentaren und heute Morgen mit einem eigenem Posting Stellung bezogen und Fler zur Zusammenarbeit aufgefordert.

„Was bei Fler im Kommentarbereich passiert, ist leider ein Parade-Beispiel für zunehmenden gesellschaftlichen Sprengstoff. Gerade jetzt zur Pride Saison. Gerade zur jetzt veröffentlichten Studie, die weit verbreitete Homophobie und Frauenfeindlichkeit unter jungen Männern offenlegt. Ein Drittel der jungen Männer findet heutzutage auch Gewalt gegenüber Frauen vertretbar, um sich Respekt zu verschaffen. Klingelt’s?!“ 

Und weiter: 

Foto: Screenshot Instagram/oliviajones

„Das zeigt, worauf wir schon lange mit unserem Projekt 'Olivia macht Schule' aufmerksam machen. Es geht beim Kampf für LGBTQ Rechte um mehr. Homophobie, Trans- und Frauenfeindlichkeit sind oft dieselbe Schattenseite einer Medaille. Hass gegen Schwule und Lesben geht meist mit einem antiquierten Frauen- und Männerbild Hand in Hand. Das zeigt auch die erschreckende Entwicklung in den USA. Schuld ist ein toxisches Männlichkeitsideal, ein Rollenverständnis wie aus der Steinzeit, das leider wieder populärer wird.  Wir hoffen, dass mehr jungen Frauen und Männern bewusst wird, dass der Kampf für die Rechte von Schwulen und Lesben letztlich auch ein Kampf für die Rechte und Freiheiten von Frauen ist. Denn der gemeinsame Gegner ist toxische Männlichkeit.  Wir dürfen uns beim Kampf für Gleichberechtigung und gegen Verschwulungsschwurbler nicht auseinander bringen lassen. Wir kämpfen auf der selben Seite für Toleranz, Respekt und Vielfalt, damit jeder ein Leben in Freiheit und ohne Angst leben kann.“ 

➡️ www.instagram.com/oliviajoneshamburg & www.instagram.com/fler

*ck/AFP

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