Großbritannien: Kein Pflaster für Homophobe, keine Pille für Rassisten

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Der britische National Health Service (NHS) hat angekündigt, homophoben, rassistischen oder sexistischen Patient*innen die Behandlung zu verweigern, sofern kein medizinischer Notfall vorliegt. In Deutschland hat die Bundesregierung eine Verschärfung der Bestrafung für Übergriffe auf Pfleger und Ärzte beschlossen.

Aktuell können Mitarbeiter*innen des britischen Gesundheitsdienstes NHS die Behandlung von Nicht-Notfallpatienten ablehnen, wenn diese sich verbal aggressiv oder körperlich gewalttätig verhalten. Dieser Schutz erstreckt sich in Zukunft auch auf Belästigung, Mobbing und Diskriminierung, einschließlich homophober, sexistischer oder rassistischer Äußerungen.

„Keine Gewalttat oder Misshandlung ist geringfügig“, schrieb der britische Gesundheitsminister Matt Hancock in einem am 18. Februar veröffentlichten Brief an alle NHS-Mitarbeiter.

Hancock schrieb weiter, er habe selbst gesehen, wie Sanitäter*innen und medizinisches Personal angegriffen oder misshandelt werden. 

„Ich bin entsetzt darüber, dass ein Mitglied der Öffentlichkeit einen Mitarbeiter unseres NHS misshandelt oder körperlich angreift, aber das passiert zu oft.“

Den neuen Regelungen, die ab April in Kraft treten, war eine Umfrage unter den 569.000 Beschäftigten des NHS vorausgegangen. Mehr als jeder Vierte (28,5 Prozent) gab an, im Jahr 2019 belästigt, gemobbt oder misshandelt worden zu sein, fast jeder Siebte (14,9 Prozent) erlebte körperliche Gewalt.

Foto: J. Borba / Unsplash / CC0

So viel Hass schlägt medizinischem Personal entgegen

Rassismus war die häufigste Form der Diskriminierung, aber 2019 wurde auch der höchste Grad an Sexismus und Intoleranz gegenüber Religion und Sexualität gemeldet. Fast 40.000 der Befragten (7,2 Prozent) gaben an, im letzten Jahr von Patienten diskriminiert worden zu sein – gegenüber 5,8 Prozent im Jahr 2015. Es sei entsetzlich, so Hancock, „dass dies überhaupt geschieht. Umso mehr, dass dies in unverhältnismäßig hohem Maße schwarzen und ethnischen Minderheiten angehörenden Mitarbeitern passiert“.

Hancock forderte alle Mitarbeiter*innen auf, jede noch so geringfügige Misshandlung oder Gewalt zu melden, und fügte hinzu:

„Alle Übergriffe und Hassverbrechen gegen NHS-Mitarbeiter müssen mit Sorgfalt, Mitgefühl, Fleiß und Engagement untersucht werden.“

Deutschland reagiert mit Strafen auf zunehmende Gewalt 

Auch in Deutschland beklagen Helfer bei Polizei, Feuerwehr und in den medizinischen Berufen zunehmende Aggression. Das Bundeskabinett hat deshalb härtere Strafen formuliert. 

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