Studie: 95 Prozent der Affenpocken-Infektionen durch sexuelle Kontakte

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95 Prozent der Affenpocken-Fälle sind laut einer Studie die Folge einer Infektion durch sexuelle Kontakte. Zu dem Ergebnis kamen Forscher*innen einer internationalen Kooperationsgruppe.

Für die am 21. Juli im Fachmagazin New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlichte Untersuchung werteten die Wissenschaftler*innen 528 bestätigte Infektionen in 16 Ländern zwischen dem 27. April und dem 24. Juni aus. Das Ergebnis: Von 528 Fällen wurden lediglich 3 durch Haushaltskontakt und 4 durch nicht-sexuellen engen Kontakt übertragen. 95 Prozent waren demnach die Folge einer Infektionen durch sexuellen engen Kontakt.

„Es ist wichtig zu betonen, dass die Affenpocken keine Geschlechtskrankheit im traditionellen Sinne sind; sie können durch jede Art von engem körperlichen Kontakt übertragen werden“, erklärte Studienautor John Thornhill. „Unsere Arbeit legt aber nahe, dass die meisten Übertragungen in Verbindung mit sexueller Aktivität stehen – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich zwischen Männern, die Sex mit Männern haben.“

98 Prozent der Infizierten waren der Studie zufolge homosexuelle oder bisexuelle Männer. 41 Prozent waren mit dem HI-Virus infiziert, das Durchschnittsalter betrug 38 Jahre.

WHO diskutiert Gesundheitsnotstand

Wegen der Ausbreitung der Affenpocken war das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 21. Juli zu Beratungen über die Frage zusammengekommen, ob ein weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen werden soll. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte sich „besorgt“ über die Zunahme der Fälle. Wann das Ergebnis der knapp sechsstündigen Beratungen veröffentlicht wird, war unklar.

Bei ihrer Dringlichkeitssitzung im Juni hatten die Experten dem WHO-Generalsekretär noch davon abgeraten, die höchste Alarmstufe auszurufen. Seitdem haben sich die Infektionsfälle jedoch weiter ausgebreitet, die US-Gesundheitsbehörde CDC berichtet inzwischen von rund 15.400 Fällen in 71 Ländern.

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken, die üblicherweise in West- und Zentralafrika vorkommt. Seit Mai breiten sich die Affenpocken aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.

Grafik: AFP / John Saeki, Nick Shearman

Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. *AFP/sah

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