Transaktivistin in Toronto ermordet

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Ein brutales Verbrechen erschüttert Kanadas Community: Julie Berman, bekannte Fürsprecherin für Transrechte in Kanada, wurde letzte Woche schwer verletzt aufgefunden. Die Polizei brachte sie ins Krankenhaus, doch dort konnte man ihr nicht mehr helfen, sie erlag ihren Verletzungen.

Mutmaßlicher Täter gefasst

Laut dem Police Detective Rob Choe starb Berman an einem stumpfen Schlagtrauma auf den Kopf, das vermutlich durch eine Waffe verursacht wurde. Polizeibeamte verhafteten nach dem Angriff den mutmaßlichen Täter, den 29-jährigen Colin Harnack. Die beiden sollen zuvor gemeinsam Zeit in der Wohnung des Verdächtigen verbracht haben.

Harnack wurde in der Folge bereits wegen Mordes zweiten Grades dem Haftrichter vorgeführt, der nächste Gerichtstermin ist für den 15. Januar angesetzt. Details zu einem möglichen Mordmotiv gab Rob Choe nicht bekannt.

Während viele Politiker in der Folge von einem transphoben Hassverbrechen sprachen, darunter auch Torontos Bürgermeister John Tory, zeichnen kanadische Medien ein vielschichtigeres Bild des mutmaßlichen Täters. 

Sie gruben Social Media-Posts von Harnack aus, in denen er in einem traditionell indischen Frauengewand posierte oder das Foto einer Unisex-Toilette postete mit den Hashtags #lgbt, #bewhoyouwanttobe und #love. Noch ist nicht sicher, in welchem Verhältnis er zu Berman oder der queeren Community stand. 

Community gedenkt dem Opfer

Berman arbeitete als Friseuse, war zudem jahrzehntelang in der kanadischen Transrechtsorganisation The 519 aktiv und arbeitete dort an einem Bildungsprogramm mit, das sich auf die Bedürfnisse der Trans-Gemeinde konzentrierte.

Vor zwei Jahren warnte sie in einer flammenden Rede anlässlich des Trans Day of Rememberance vor einer zunehmenden Gewalt gegen Transfrauen und erinnerte an eine Freundin, die zuvor einem Verbrechen zum Opfer fiel.

Die Community erinnerte nun ihrerseits in den Tagen nach Bermans Tod an sie als ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft. Ihre Mitstreiterin Susan Gapka, ebenfalls aktiv in der Organisation The 519, erklärte:

„Wenn es jemand ist, den man als Gemeinschaftsmitglied kennt, jemand, der so fröhlich und liebenswert ist wie Julie, dann trifft es das Herz wirklich schwer.“

Gemeinsam hätten sie immer wieder gegen Transphobie und Gewalt gekämpft – nun habe diese Gewalt auch Julies letzte Momente bestimmt. Gapka erklärte, Julies Tod würde sie daran erinnern, wie viel Arbeit noch zu tun sei. Man müsse über die Gewalt sprechen und darüber, wie man auf diese Gewalt reagieren könne. 

Sie machte deutlich:

„Wir hoffen, dass wir eines Tages keinen Trans-Gedenktag mehr brauchen werden – aber diese Zeit ist noch nicht gekommen.“

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