„Wer gegen Homosexuelle hetzt, verliert sein Kirchenamt“

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Beim Besuch einer katholischen Privatschule in der vergangenen Woche zeigte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in Sachen Homosexualität unglaublich fortschrittlich.

Foto: Manfred Finken / wikimedia.org / CC BY-SA 3.0

Wie Osthessen News berichtete, besuchte Ludwig Schick, seit 2002 Erzbischof von Bamberg und Metropolit der Kirchenprovinz Bamberg, in der vergangenen Woche das Marianum in Fulda, wo er zum Patronatstag der Schule eine Messe abhielt. Eine anschließende Podiumsdiskussion mit Schüler*innen des 12. Jahrgangs rundete den Besuch ab.

Katholische Kirche und Homosexualität

Auf das Thema Homosexualität und Kirche angesprochen, versicherte Schick, es stehe allen Menschen frei, ihr Leben in Nächstenliebe zu gestalten. Denn das sei die christliche Botschaft und offizielle Lehre der Kirche. Dennoch räumte der 71-Jährige ein, die Botschaft sei nicht bei jedem angekommen. In der Vergangenheit hätten sich Teile der Kirche nicht respektvoll gegenüber homosexuellen Menschen verhalten, sagte Schick. Dafür müsse die Kirche sich entschuldigen.

Für ihn, so bekräftigte der Erzbischof, seien homosexuelle Menschen genauso wertvoll wie alle anderen Menschen. In der Vergangenheit hingegen ist Schick eher als Gegner queerer Rechte aufgefallen: Er war immer gegen die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, wollte Gotteslästerung verbieten lassen (2012) und meinte, Homosexuelle sollen ihre „Sünden und Schwächen“ besser im Beichtstuhl abbüßen, als durch ein öffentliches Coming-out (2014). Von ihm erhielten schwule Priester keine Priesterweihe, sagte er, denn die Aufgabe eines Priesters sei es, Ehe und Familie zu fördern (2018).

Woher kommt dieser Sinneswandel, fragt man sich. Ist es die Milde des Alters oder nicht vielmehr die Einsicht, dass sich die Deutungshoheit seit der Amtseinführung von Papst Franziskus und dem Erstarken von Initiativen wie Maria 2.0 unweigerlich zu verschieben beginnt? Das Tauwetter in der katholischen Kirche und die zarten Bestrebungen in Richtung weltanschaulicher Neuausrichtung sind kaum mehr zu leugnen. Vielleicht hatte Ludwig Schick auch sein eigenes Amt im Hinterkopf, als er am Ende der Podiumsdiskussion betonte:

 „Wer gegen Homosexuelle hetzt, der verliert sein Kirchenamt.“

Sex und gutes Essen

Papst Franziskus indessen lobte in einem kürzlich veröffentlichten Buch von Carlo Petrini, dem Gründer der Slow Food-Bewegung, das gute Essen ... und liebevollen Geschlechtsverkehr. Beides sei „einfach göttlich“, so der Papst laut katholisch.de.

Gegenteilige Ansichten wie die „übereifrige Moral“ und propagierte Genussfeindlichkeit der katholischen Kirche – für den Pontifex eine „falsche Interpretation der christlichen Botschaft“ – hätten „enormen Schaden verursacht“, so Franziskus, „der in einigen Fällen auch heute noch stark spürbar ist“.

Foto: Korea.net / CC BY-SA 2.0 / wikimedia

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