Hoffnung für alle: Øresund-Deklaration setzt ehrgeizige Ziele für weltweite LGBTIQ*-Rechte

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Das Copenhagen LSBTI+ Human Rights Forum ist Teil des diesjährigen WorldPride Festivals in Kopenhagen. Vertreter verschiedener politischer Organisationen wie etwa Michelle Bachelet, UN-Untergeneralsekretärin und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, diskutieren während der dreitägigen Menschenrechtskonferenz (17.-19. August) unter anderem die Themen Inklusion im In- und Ausland sowie Gesundheitsversorgung von LSBTIQ* und mehr politische Teilhabe für Aktivisten.

Der intersektionale Ansatz braucht ein Umdenken

Ein Leitfaden ist hierbei die Idee eines groß angelegten Umdenkens bezüglich der Herangehensweise wie LGBTIQ*-Rechte weltweit umgesetzt werden können. Von einem intersektionalen Ansatz ist die Rede: Frauenrechte sollten beispielsweise auch gleichzeitig Rechte für trans* Menschen sein, da auch deren Ansprüche auf Abtreibung sowie Namensänderungen auf den als Menschenrechte verstandenen Rechte zur Selbstbestimmung über den eigenen Körper und die Identität beruhen.

Zudem soll der Fokus auf jene Menschen gelenkt werden, die am Stärksten von Diskriminierung betroffen sind, vor allem in den ärmeren Regionen der Erde, und besonders trans* und geschlechtsdiverse Personen.

Die Øresund-Deklaration

Im Rahmen der Konferenz wurde daher auch die ehrgeizige Öresund-Deklaration veröffentlicht. Das mehrstufige Manifest stellt das Herzstück und Erbe des WorldPride Copenhagen 2021 dar und umfasst alle Ziele für eine weltweite Gleichstellung von LGBTIQ*, die bis 2030 erreicht werden sollen.

1. Entkriminalisierung

In mehr als 70 Ländern ist es ein Verbrechen LGBTIQ* zu sein. Wir müssen dafür kämpfen, dass die entsprechenden Gesetzen geändert werden, um weltweite Entkriminalisierung zu bewirken.

2. Konversionstherapie verbieten

LGBTIQ*-Personen werden oft zu „Behandlungsplänen“ gezwungen, um sie von ihrem LGBTIQ*-Dasein zu „heilen“. Wir stimmen mit dem Internationalen Rehabilitationsrat für Folteropfer überein und erklären hiermit gemeinsam, dass Konversionstherapie Folter ist. Sie muss verboten werden.

3. Hass zu einem Verbrechen machen

Jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität anzugreifen ist ein Hassverbrechen und sollte in jedem Land gesetzlich verboten werden.

4. Verabschiedung von Antidiskriminierungsgesetzen

Alle Menschen sollten so leben, sich entwickeln, nach Glück suchen können und  anerkannt werden, so wie sie sind. Wir fordern daher weltweite Antidiskriminierungsgesetze für LGBTIQ*-Personen.

5. Schutz von LSBTI*+-Flüchtlingen

LGBTIQ*-Personen sind bei bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen oder auch Pandemien häufig stärker gefährdet. Daher sind sie auch einem höheren Risiko als andere Bevölkerungsgruppen ausgesetzt, die Flucht anzutreten und Asyl suchen zu müssen. Wir fordern deshalb Rechtsschutz und Zuflucht für LGBTIQ*-Asylsuchende und Flüchtlinge gemäß der UN-Menschenrechtserklärung.

6. Gleichgeschlechtliche Ehe

Trotz Fortschritten erlauben nur sehr wenige Länder gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung. Wir wollen bis 2030 überall gleichberechtigte Ehen und dass gleichgeschlechtliche Partner die gleiche rechtliche Anerkennung wie alle anderen Menschen erfahren.

7. Sexualerziehung

Das Recht auf umfassende Sexualerziehung ist durch internationale Menschenrechtsverträge geschützt und wird von globalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation, der UNESCO, UNAIDS und dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) anerkannt. Jede Nation muss allen Kindern umfassende Sexualerziehung anbieten, einschließlich LGBTIQ*-bezogener Themen.

8. Gesundheitsversorgung

LGBTIQ*-Personen sollten uneingeschränkten, gleichberechtigten und ungehinderten Zugang zu kritischer Gesundheitsversorgung haben und ihre Partner sollten überall als nächste Angehörige anerkannt werden.

9. Blut-, Samen- und Eizellspende

Einige Länder stigmatisieren LGBTIQ*-Personen, indem sie ihnen die Spende von Blut, Sperma, Eizellen, Stammzellen und Organen verweigern. Die Freiheit, spenden zu dürfen, sollte gesetzlich verankert werden.

10. Gesetzliche Anerkennung des Geschlechts

Trans* Personen sollten ihr Geschlecht ohne Altersgrenze oder Bedenkzeit rechtlich anerkennen lassen dürfen. Trans* Menschen wissen, wer sie sind. Alle Nationen müssen eine rechtliche Anerkennung des Geschlechts verabschieden.

11. Beendigung operativer Eingriffe an intersexuellen Kindern

Alle Körper sind unantastbar und niemand sollte ohne Zustimmung operiert werden. Intersexuelle Kinder sollten geschützt werden und es sollte sichergestellt werden, dass Genitaloperationen nur noch in Notfällen erfolgen. Hormonbehandlungen bei Säuglingen und Kindern mit unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen müssen aufgeschoben werden, bis diese in der Lage sind, informiert an der Entscheidungsfindung teilzunehmen, um ihr Einverständnis geben zu können.

12. Regenbogenfamilien anerkennen

Familienstrukturen gibt es in allen Formen und Größen, einige mit zwei Elternteilen des gleichen Geschlechts, einige mit trans* Eltern und einige mit mehr als zwei Elternteilen. Alle Familienzusammenschlüsse sind gesetzlich zu respektieren.

13. Inklusive Geschlechtsmarker

Offizielle Dokumente wie Reisepässe und Personalausweise sollten inklusive Geschlechtsmarker ermöglichen und trans* Personen als ihr wahres Geschlecht erkennen. Nicht-cisgender-Identitäten müssen auf offiziellen Dokumenten anerkannt werden.

14. Gleiches Schutzalter

Das Schutzalter für sexuelle Aktivitäten sollte für alle Menschen gleich sein, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.

15. Celebrate Pride (CSD)

Die Freiheit, sich zu versammeln und sich auszudrücken, sind grundlegende Menschenrechte. Pride ist die größte Menschenrechtsbewegung der Welt und dennoch verbieten viele Länder immer noch Märsche. Pride (CSD) sollte weltweit respektiert und gefeiert werden dürfen.

Das Original in englischer Sprache findet ihr hier: www.copenhagen2021.com/declaration


WorldPride und EuroGames in Kopenhagen und Malmö

12.–22. August 2021

www.copenhagen2021.com

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