Update: Schwuler Kuss in Mekka wieder gelöscht

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Update 27. Dezember 2020: Nachdem alles gut zu werden schien, ist das Foto heute wieder gelöscht worden.


Originalartikel vom 26. Dezember 2020

Facebooks Weihnachtswunder? Schwuler Kuss in Mekka wieder da

Etwas über eine Woche vor Weihnachten posteten die beiden Aktivisten Mohamed Hisham und Amed Sherwan eine Fotomontage eines Kusses vor der Kaaba in Mekka unter der Regenbogenflagge. Eine unvorstellbare Welle des Hasses schlug ihnen entgegen. Und das größte soziale Netzwerk der westlichen Welt knickte vor religiösen Eiferern und Hass ein: Es sperrte beiden Männern die Accounts bei Instagram und Facebook. 

Erfahren haben das die Follower und Fans von Aktivist Sherwan, der sich seit seiner Flucht aus dem Irak schon oft das Thema Homosexualität als Kern seines Protestes gegen fundamentalistische Moslems aussuchte, über die Säkulare Flüchtlingshilfe, in der er und Hisham aktiv sind, 

Am heutigen zweiten Weihnachtstag meldete sich Sherwan selbst über seinen wieder zugängigen Facebook-Account zurück und klagt an: 

„Es ist über eine Woche her, dass ich diese Fotomontage gepostet habe, auf der ich einen Freund küsse vor der Kaaba in Mekka, auf der eine Regenbogenfahne weht, während am Himmel ein Regenbogen zu sehen ist: Ein friedliches Statement für Liebe in allen seinen Variationen.

Foto: Amed Sherwan auf Facebook

Obwohl ich einiges gewohnt bin, hat mich der massive Hass erschrocken, der mir als Reaktion auf dieses Bild entgegen geschlagen ist. Mich haben wirklich Tausende von Morddrohungen und Beleidigungen erreicht: »Du wirst der nächste Samuel Paty sein«, »Wir werden dich steinigen/lebendigen Leibes verbrennen/dich vergewaltigen« usw. – darüber hinaus haben Leute andauernd versucht, meinen Account zu hacken und es sind zahlreiche Fakeaccounts unter meinem Namen erstellt worden. Zu meinem Entsetzen hat auch mein Freund Morddrohungen erhalten, und sogar meine Freundin ist bedroht worden.

Was mich am allermeisten schockiert, ist aber die Tatsache, dass die Social-Media-Plattformen sich auf die Seite der Hassprediger gestellt hat. Mein Instagram-Account ist ohne Angabe von Gründen deaktiviert und ich bin ohne nachvollziehbaren Grund eine Woche von Facebook gesperrt worden.

Glücklicherweise habe ich mich erfolgreich dagegen wehren können. Mein Instagram-Account ist wieder aktiv. Und auch Facebook ist wieder freigeschaltet.

Nur weil viele Leute laut sind, haben sie nicht automatisch Recht. Liebe ist Liebe. Ein Kuss ist kein Verbrechen. Egal wo. Verbannt den Hass. Feiert die Liebe.“

Amed Sherwan, Facebook

Und wie schon so oft wundert den sicher und satt in seinem weihnachtlich geschmückten Zuhause sitzenden Westeuropäer, der schon bei einer mittelschweren Pandemie panische Toilettenpapier-Hamsterkäufe tätigt, die Gelassenheit und Lebensfreude, die Menschen wie Amed Sherwan dem mörderischen Hass von Fundamentalisten entgegensetzen. Soeben gab es dieses Foto von Sherwan und seiner Familie. 

Frohe Weihnachten und schäm dich, Zuckerberg! 


Buchtipp

In seinem Buch „KAFIR – Allah sei Dank bin ich Atheist“  berichtet Amed Sherwan wie er als Jugendlicher von seinem eigenen Vater angezeigt wurde und mit 15 Jahren aus dem kurdischen Irak flüchtete.

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