Genderstern über Hannover

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Er ist „Anglizismus des Jahres“ und seit dem 18. Januar in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover Vorgabe für amtlichen Schriftverkehr. Der Genderstern, der Binnen-I und Gender_Gap immer weiter verdrängt. Natürlich ist die Aufregung groß. 

Foto: LHH

Die „Empfehlung zur geschlechtergerechten Verwaltungssprache“ der Landeshauptstadt Hannover ist ein zweiseitiger Flyer, der sehr übersichtlich und einfach erklärt, wie unter anderem die durch die vom Bundesverfassungsgericht angeordnete dritte Geschlechtsoption in den Schrift- und Sprachgebrauch aufgenommen werden kann. Für interessierte Unternehmen und Privatleute ist das optional, für die Verwaltung Pflicht.

Foto: Screenshot Flyer

Wie immer, wenn in Deutschland Fortschritte für nicht-männliche Bürger*innen vorangetrieben werden, kommen konservative Kräfte in Wallung. Die Welt titelte „Hannover schafft den Lehrer und den Wähler ab“ die Bild „Gender-Gaga jetzt neue Amtssprache in Hannover“, die FDP ruft öffentlich zum Boykott auf und Teile der CDU wollen das Ganze wieder rückgängig machen. Dabei sind die im Flyer beschriebenen Vorgehensweisen sehr moderat und höchst plausibel. Der Genderstern wird übrigens nur in letzter Konsequenz genutzt. Viel wichtiger sind der Fokus auf geschlechtsneutrale Sprache sowie die konkret korrekte Ansprache von Personen. 

„Vielfalt ist unsere Stärke – diesen Grundgedanken des städtischen Leitbilds auch in unserer Verwaltungssprache zu implementieren, ist ein wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen.“ (Oberbürgermeister Stefan Schostok, hannover.de)

Die PARTEI mit Kompromissvorschlag

Foto: Die PARTEI Hannover

Der Fraktionsvorsitzende von „Die FRAKTION“  Julian Klippert im Hannoveraner Rathaus wünsche sich laut Pressemitteilung „dieses ungewohnte politische Engagement bei anderen Themen, wie umfassende Maßnahmenpakete gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit, für eine Verkehrswende, für Wohnungsbau“ und findet deutliche Worte: „Dass sich die üblichen Verdächtigen hingegen nun populistisch und mit voller Kraft gegen eine Empfehlung zur sprachlichen Integration ALLER Menschen aussprechen ... ist einfach nur noch peinlich und entlarvend.”

Die FRAKTION will einen Änderungsantrag zur geforderten Abschaffung einbringen, der als Kompromiss für die „Ein-Geschlecht-Fetischisten“ von CDU, FDP und Co für die nächsten 1.000 Jahre die Zeit des generischen Femininums ausruft. Wer soviel Energie gegen angebliche Verkomplizierung von Sprache einsetze und das generische Maskulinum eh für geschlechtsneutral halte, werde mit einem Wechsel auf das ebenso geschlechtsneutrale generische Femininum wohl kein Problem haben. Zwinkersmily. Chapeau! 

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