KZ Sachsenhausen – Häftling Nummer 45232

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Foto: Jürgen Wenke

Rund 100.000 Männer wurden im Dritten Reich wegen Homosexualität erfasst, rund 50.000 von ihnen verurteilt. Über 5.000 kamen in den Konzentrationslagern ums Leben. Am 27. Januar wird am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ leider immer noch nicht explizit dieser Opfergruppe gedacht – Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble stellte dies aber für die nahe Zukunft in Aussicht, nachdem eine vom Historiker Lutz van Dijk 2018 lancierte Petition für mediale Aufmerksamkeit sorgte. Eine andere Form der ständigen Erinnerung sind die Messingstolpersteine, die vor den Wohnhäusern der Ermordeten verlegt werden.

Foto: Jürgen Wenke

Jürgen Wenke forscht für diese Steine gezielt nach homosexuellen Opfern und hat Ende Oktober 2018 die Lebens- und Leidensgeschichte von KZ-Sachsenhausen-Häftling Nummer 45232 recherchiert:

„Damian Reis, geboren am 12. August 1895 in Trier-Ehrang, Schieferdecker (Dachdecker) von Beruf, aus einer Dachdeckerdynastie in Trier stammend, katholisch, bereits mit 20 Jahren Soldat im Ersten Weltkrieg, verheiratet, zu einem unbekannten Zeitpunkt erstmalige Verurteilung nach § 175 wegen homosexueller Kontakte, Verhaftung durch die Polizei Trier 1939, letzter freiwilliger Wohnort in Trier, Zurlaubener Ufer 89. Nach der Verhaftung überstellt zum Polizeipräsidium Köln; zu Beginn des Jahres 1942 Deportation in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, dort Zwangsarbeit als Nr. 45232 in der bei Häftlingen gefürchteten Strafkompanie ‚Klinker‘. Ermordet bei einer gezielten Mordaktion im Klinkerwerk durch die SS im Sommer 1942, die zum Ziel hatte, alle Homosexuellen im KZ Sachsenhausen zu ermorden. Tod am 11. August 1942, einen Tag vor seinem 47. Geburtstag. Angebliche Todesursache: ‚Herz- und Kreislaufschwäche bei Grundleiden beidseitiger Lungenentzündung‘“.

www.stolpersteine-homosexuelle.de

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