#QueerRefugees – Niedersachsen vernetzt Hilfsangebote

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Das Land Niedersachsen gibt 80.000 Euro für die neue Vernetzungsstelle im Andersraum Hannover aus. Wir sprachen mit Projektleiter Kadir Özdemir. 

Foto: M. Rätz

WAS GENAU TUN SIE?

Das Land Niedersachsen rief im Juli 2016 eine landesweite Vernetzungsstelle für die Belange von LGBT*I-Flüchtlingen ins Leben. Diese wird von dem queeren Zentrum Hannovers, dem Andersraum e. V., dem Queeren Netzwerk Niedersachsen und dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen gemeinsam getragen. Ziel der Vernetzungsstelle ist es, einerseits die Angebote für queere Geflüchtete im Land sichtbar zu machen, andererseits die bestehenden Einrichtungen im Themenfeld der LGBT*I-Geflüchtete zu vernetzen und zu qualifizieren. Die queeren Geflüchteten bilden eine sehr heterogene Gruppe und brauchen eine individuelle Ansprache. Um dies zu gewährleisten, ist es wichtig, ein breites Netzwerk von Unterstützenden aufzubauen. Damit Haupt- und Ehrenamtliche gut auf die kommenden Aufgaben vorbereitet sind und um mögliche Überforderungen zu vermeiden, bietet die Vernetzungsstelle ihnen Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote an. Dafür werden in den nächsten zwei Jahren mehrere Vernetzungstreffen und Fortbildungen angeboten.

WELCHE SPEZIELLEN PROBLEME STELLEN SICH IN BEZUG AUF QUEERE GEFLÜCHTETE?

In mehr als 75 Ländern werden Menschen, die nicht heteronormativen Vorstellungen entsprechen, strafrechtlich verfolgt, in vielen weiteren Staaten leiden sie unter öffentlicher Schikane oder Erpressung. Die Betroffenen haben also gelernt, ihre sexuelle Orientierung im Herkunftsland zu verheimlichen. Auch in Deutschland ist zu erwarten, dass die LGBT*I-Geflüchteten sich nicht outen, um sich in einer ohnehin verletzbaren Situation vor weiterer Ablehnung und Gewalttaten zu schützen. Nach einem Outing können in den Gemeinschaftsunterkünften sowohl die übrigen Anwohner als auch das Personal Teil dieser homo- und transphoben Übergriffe sein. Die Verwaltung hat die Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Menschen offen über sexuelle Identität reden können. Dabei ist die Haltung der Mitarbeitenden wie auch der Dolmetscher und Dolmetscherinnen zu LGBT*I-Themen wichtig, damit im Interesse der Betroffenen übersetzt und dokumentiert wird. Die Vernetzungsstelle versteht sich als Unterstützung für die Verwaltung, die von den vielschichtigen Aufgaben überfordert werden kann.

Foto: Mathias Rätz

Insbesondere Schwule und Lesben wissen, was es bedeutet, für die Anerkennung der sexuellen Identität zu kämpfen. Das macht sie sensibel für die Belange der LGBT*I-Geflüchteten. 

WIE SCHÄTZEN SIE DIE AKTUELLE SITUATION FÜR NIEDERSACHSEN EIN? SCHAFFEN WIR DAS? 

Sowohl in den Strukturen der niedersächsischen sozialen Arbeit als auch in der Bevölkerung gibt es eine große Bereitschaft, Geflüchteten zu helfen. Insbesondere Schwule und Lesben wissen, was es bedeutet, für die Anerkennung der sexuellen Identität zu kämpfen, und dass der Kampf um Gleichberechtigung noch lange nicht abgeschlossen ist. Das macht sie sensibel für die Belange der LGBT*I-Geflüchteten. Wir schaffen das, wenn wir wollen. Und ich sehe die Bereitschaft, gemeinsam gegen Vorurteile, Sexismus und Rassismus zu kämpfen und gemeinsam um Anerkennung und Partizipation zu kämpfen. Die queere Community ist es gewohnt, ihrer Zeit voraus zu denken. Unter dem Regenbogen ist Platz für alle!

www.andersraum.de / http://q-nn.de/qnn

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