CHEM-SEX UND PRÄVENTION

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Was ist Chem-Sex? In letzter Zeit, so scheint es, ist Sex ohne „Chems“ gar nicht mehr möglich. „Sex unter dem Einfluss von bewusstseinsverändernden, im Zweifelsfall illegalen Substanzen“, sagt der Infektiologe. Jedoch ist das, was man da einnimmt, völlig unklar. Es handelt sich dabei nicht um Mittelchen, die legal und kontrolliert in der Apotheke erworben wurden, sondern um potenziell gefährliche Wirkstoffe, denen kein Beipackzettel beiliegt, auf dem man Nebenwirkungen und Dosis nachlesen kann. Da verbirgt sich das erste Risiko: Die richtige Dosis. Eine Möglichkeit, die Gefahr zu minimieren, wäre „Gute Freunde zu bitten, auf einen aufzupassen, dass man nichts macht, was man sonst auch nicht machen würde“, so Kümmerle weiter. Sich um einander kümmern und im Auge behalten, um bei Bedarf schneller zu reagieren.

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala der „Chems“ steht nach wie vor Crystal Meth, die gerne mal unterschätzt wird. „Das war mal eine Substanz, die auch zugelassen war. Das war im Gebrauch als Tabletten. Sie ist aus gutem Grund vom Markt genommen worden. Wir reden beim Chem-Sex von einer explosionsartigen Überflutung, einer Dosis, die viel höher war als jede Dosis, die je als Tabletten gegeben wurde“, ergänzt Dr. Stefan Scholten, Infektiologe in der Praxis Hohenstaufenring.

Besonders problematisch, sind sich beide Ärzte einig, ist der intravenöse Konsum der Droge. Das anrüchige Drücken wird beschönigend mit Slammen umhüllt und distanziert sich zumindest verbal von den Horrorszenarien des Heroins. Dabei kann Crystal Meth ebenso dramatische (Neben-) Wirkungen hervorrufen. „Diese Grenze ‚ich werde mir nie etwas spritzen‘ ist relativ schnell arrodiert (abgeschwächt d.red.) zu ,probieren wir das doch mal‘, sagt Scholten und fügt hinzu: „Höher, schneller, weiter, man ist ein halber Sexgott, weil es weniger mit der eigenen Sexualität interagiert und weil die Hemmschwellen heruntergesetzt werden.“

So genanntes „needle-sharing“ sollte vermieden werden, im Idealfall hat jeder sein eigenes Besteck oder zumindest ausreichend frische Nadeln dabei. Auch wenn es paradox klingt: Man nimmt Drogen, um freieren, hemmungsloseren und intensiveren Sex zu haben, was leider auch zur Folge hat, dass man die Sorgfaltspflicht vor sich selbst vernachlässigt, was leider auch die Nutzung von Kondomen betrifft. Gerade deshalb ist es wichtig, zumindest risikotechnisch den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden und sich nicht jedes Mal sämtlichen Gefahren auszusetzen. Vor allem nur bei einer Substanz zu bleiben und nicht untereinander zu mischen, was sehr schnell tödliche Folgen haben kann.

www.praxis-ebertplatz.de / www.praxis-hohenstaufenring.de

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