Interview: Akute Hepatitis C – Welche Behandlungsoptionen gibt es?

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Foto: Deutsche Leberstiftung

Die Infektionszahlen mit sexuell übertragbaren Krankheiten in Deutschland stiegen zuletzt. Dies betrifft auch die Hepatitis C-Infektion (HCV). Kein Grund zur Panik, meint Privatdozent Dr. CD Spinner vom Klinikum rechts der Isar im Gespräch. Aber wer zu einer statistischen Risikogruppe gehört, sollte die Risikofaktoren kennen und beachten.

Foto: MRI

Menschen, die viel Sex haben, haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, insbesondere beim Analverkehr und Gruppensex oder Sex im Rahmen von Partys, Fisting und/oder bei Gebrauch von psychoaktiven Substanzen zum Sex („ChemSex“) sowie bei Kontakt mit Blut. Bis 2030 will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Krankheit Hepatitis C besiegen, die nur beim Menschen vorkommt. Dafür muss der Infektionskreislauf nachhaltig durchbrochen werden. Hierzu ist es wichtig, die Infektion früh zu erkennen, um entsprechend therapieren zu können.

Was bedeutet aHCV?

Nach Kontakt mit dem Erreger kann es zwischen 7 und 140 Tagen zu einem akuten Krankheitsbild mit Gelbfärbung der Augen, Haut und des Urins sowie Abgeschlagenheit, als Ausdruck einer schweren Leberentzündung kommen (akute Hepatitis, aHCV). In seltenen Fällen kann es zum lebensbedrohlichen Leberausfallkoma kommen. Im Verlauf kommt es in über einem Drittel der Fälle, bei HIV-Erkrankung sogar in bis zu 90%, zu einer chronischen Infektion, die eine dauerhafte Schädigung der Leber (Zirrhose) verursachen kann.

Sie beschreiben doch die „normale“ Hepatitis? Was ist das Problem?

Foto: Deutsche Leberstiftung

Man ging bisher davon aus, dass etwa 60 bis 70 Prozent der Infizierten eine chronische Hepatitis entwickeln, bei einem Drittel der Patienten heilt die Krankheit nach der akuten Phase. Neuere Studien, an denen auch unser Haus beteiligt war, legen nahe, dass die Raten der spontanen Ausheilung ohne Therapie noch niedriger sind. Die Krankenkassenzulassung der neuen und gut verträglichen antiviralen Therapie ist in Deutschland derzeit nur für die chronische Form der Hepatitis C möglich. Das bedeutet, dass uns Ärzten bei einem Patienten mit einer akuten Hepatitis C derzeit die Hände gebunden sind: Erst nach dem Übergang in eine chronische Infektion nach 6 Monaten darf zu Lasten der Krankenversicherung therapiert werden.

Ein halbes Jahr Leberentzündung. Ist das gesund?

Auf jeden Fall ist es nicht schön und die akute Leberentzündung (Hepatitis) kann schwere Schäden bis zum Leberausfallkoma verursachen. Darüber hinaus besteht von Anfang an Infektiosität, das heißt das HC-Virus kann an andere weiter gegeben werden.

Foto: Jesson Mata / CC0

Wasser auf die Mühlen von denen, die Sexualität gerne normiert und „sauber“ hätten ...

Sexualität ist aus medizinischer Sicht nicht moralisch zu bewerten. Für jeden Einzelnen ist es wichtig die Risiken sexuell übertragbarer Erkrankungen zu kennen, um regelmäßig getestet zu werden. Insbesondere, wenn zuvor erwähnte Symptome auftreten.

Um dann erst nach sechs Monaten behandelt zu werden?

Grundsätzlich ist eine frühe Therapie der akuten HCV-Infektion medizinisch sinnvoll. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit und Zulassung in Deutschland führt die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mit dem „HepNet Study-House“ derzeit eine Studie zur Therapie der akuten HCV-Infektion durch, an der auch das Interdisziplinäre HIV-Zentrum am Klinikum rechts der Isar als Studienzentrum teilnimmt.

*Interview: Christian Knuth

Interessierte, HIV-negative Probanden (PrEP Gebrauch erlaubt) mit einer akuten HCV-Infektion können sich hierzu im Studienzentrum der MHH bei Dr. rer. Nat. J. Kahlhoefer telefonisch unter 0511/532 6817 oder an unserem Studienzentrum am Klinikum rechts der Isar unter 089/4140-2451 oder per Mail unter IZAR@mri.tum.de jederzeit melden. Weitere Infos zur Studie HIER.


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