Das Hepatitis-Alphabet

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Der Begriff „Hepatitis“ bezeichnet eine entzündliche Erkrankung der Leber, die durch eine Virusinfektion ausgelöst wird. Den meisten ist dieser Begriff sicher schon einmal begegnet.

Die Buchstaben bezeichnen die Art der Virusinfektion

Spätestens bei der Planung einer Urlaubsreise in wärmere Gefilde stolpert man bei den Impfempfehlungen über Hepatitis A und B. Doch auch die Bezeichnungen Hepatitis C, D und E (neuerdings sogar F und G) sind in Umlauf. Ein nettes Alphabet. Aber was bedeuten die Buchstaben im Anhang?

Mit den Buchstaben wird die Art der Virusinfektion bezeichnet, durch die es zu einer Entzündung der Leber kommt. Die Virusstämme sind bei dieser Erkrankung genauso vielfältig wie der Infektionsweg, die Symptome und ihre Behandelbarkeit.

Hepatitis A und B

Während Hepatitis-A-Viren durch den Kontakt mit verunreinigtem Wasser oder kontaminiertem Essen übertragen werden, gelangt der Hepatitis B-Virus durch den Austausch von Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Speichel oder Muttermilch in den Körper. Für beide gibt es aber wirksame Schutzimpfungen und sie sind im Allgemeinen gut behandelbar.

Hepatitis C

Anders verhält es sich hingegen mit dem Hepatitis-C-Virus.

Auch er wählt den Übertragungsweg durch Körperflüssigkeiten, aber hauptsächlich den über das Blut. Gegen ihn gibt es keine Schutzimpfung und im Gegensatz zu seinen Buchstabenfreunden A und B ist sein Verlauf akut oft asymptomatisch, führt dann aber zu einer chronischen Erkrankung der Leber mit schwerwiegenden Folgen für den Erkrankten.

Die meisten bemerken von ihrer Hepatitis-C-Infektion nur ein Ziehen im rechten Oberbauch oder fühlen sich erschöpft. Die Leberwerte sind währen der Akutphase nur gering erhöht, so dass viele Erkrankungen unbemerkt bleiben.

Unbehandelt kann die Infektion langfristig schwere Leberschäden hervorrufen, die zu einer Leberzirrhose (irreversible Leberschädigung) und in seltenen Fällen einem Leberkarzinom führen können.

Wie kann man Hepatitis C behandeln?

Die medikamentöse Behandlung ist schwierig und auch mit den Arzneistoffen der neuesten Generation nicht immer von Erfolg gekrönt.

Eine Hepatitis-C-Erkrankung auszuheilen, ist durch die hohe Wandlungsfähigkeit des Virus eine diffizile Sache. Eine Schutzimpfung ist dadurch, ähnlich wie beim HI-Virus, kaum möglich.

Trotzdem ist der Gang zur Arzt*in immens wichtig, denn ohne Behandlung kann eine Hepatitis-C-Erkrankung in einzelnen Fällen zwar auch allein ausheilen, flammt dann aber immer wieder auf. Und eine Langzeitschädigung der Leber kann tödlich enden. Ganz zu schweigen davon, dass man das Virus auf andere Personen in seinem Umfeld übertragen kann. Also liegt der Fokus auf der Vermeidung einer Ansteckung. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Mehr über die Leber erfährst du in unserem Artikel: Leber wie Leben.

Hygiene ist das oberste Gebot

Der Hepatitis-C-Virus ist hoch infektiös und überlebt auf Oberflächen bis zu 72 Stunden. Die Ansteckung kann also immer und überall erfolgen. Ebenso schützt eine überstandene Infektion nicht vor einer Neuansteckung und während der medikamentösen Therapie kann der Infizierte das Virus trotzdem weitergeben.

Selbst nach einer erfolgreichen Behandlung sollte man sich also nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wie wir gerade in unserem Alltag erfahren, heißt das Zauberwort auch hier: Hygiene.

Bis vor ca. 30 Jahren infizierten sich fast alle Erkrankten durch kontaminierte Blutkonserven, denn Blut ist das bevorzugte Medium Hepatitis-C-Virus. Die Viruslast einer infizierten Blutkonserve ist durch die Menge des übertragenen Bluts so hoch, dass das schon geschwächte Immunsystem des Patienten die Viren nicht aus dem Körper eliminieren kann. Heute gibt es zuverlässige Tests, die vor jeder Bluttransfusion durchgeführt werden müssen. Dadurch hat sich das Infektionsgeschehen verlagert. Heute liegt das Risiko einer Übertragung durch Blutkonserven unter 1:100.000.

Hepatis C und Drogenkonsum

Die meisten Neuinfektionen verzeichnet man seit dem Konsum intravenös verabreichter Drogen. Durch Mehrfachnutzung oder Teilen der Nadeln oder Spritzen (needle sharing) spart man zwar einen geringen Geldbetrag, bekommt aber ein hohes Risiko einer Infektion dazu. Sowohl Nadeln (außen und innen) als auch Spritzen (innen) waren in Laborversuchen je nach Außentemperatur und Spritzentyp wochenlang mit dem resistenten Virus kontaminiert. Die Gefahr besteht also nicht nur beim direkten Gebrauch in der Gruppe, sondern auch bei der Wiederverwendung von schon benutzten Bestecks.

Auch Drogenkonsum über die Nase kann Risiken bergen. Durch ständige Reizung der Nasenschleimhaut wie durch das Schnupfen von Kokain oder Speed kann es zu Mikroverletzungen kommen, die als Eintrittspforte für den Virus dienen. Beim Koksen sollte also nicht das Röhrchen geteilt werden.

Tätowierungen, Piercing, Sex mit häufig wechselnden Partnern

Ebenso sollte man als Kunde in Tattoo- und Piercing-Studios streng darauf achten, ob die Hygienevorschriften eingehalten werden und alle Werkzeuge ausreichend desinfiziert sind.

Der zweithäufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Statistisch zählen hier hauptsächlich homosexuelle Männer mit häufig wechselnden Partnern (MSM) zur Risikogruppe. Durch die lange Überlebensdauer des Virus auf Oberflächen ist in Clubs oder bei der gemeinsamen Nutzung von Sextoys, ebenfalls auf ausreichende Hygiene zu achten.

Bestehende Vorerkrankungen wie Krebs oder eine HIV- Infektion erhöhen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Spätfolgen wie der Entwicklung einer Zirrhose oder eines Karzinoms.

Diagnose und Meldung beim Gesundheitsamt

Eine Infektion mit Hepatitis C kann durch einen Bluttest nachgewiesen werden, den man beim Arzt seines Vertrauens oder in den meisten Anlaufstellen (Aidshilfe, Checkpoint, Drogennotdienst) sogar anonym durchführen lassen kann. Der Test ist aber erst sechs Wochen nach einer möglichen Infektion aussagekräftig. Wer einer Risikogruppe angehört, sollte sich daher regelmäßig testen lassen.

Fällt der Test positiv aus, muss das Ergebnis laut Infektionsschutzgesetz dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden. Lässt der Patient in dieser Zeit Untersuchungen oder Behandlungen durchführen, die nichts mit der Hepatitis zu tun haben, bei denen der Ausführende aber mit Körperflüssigkeiten des Patienten in Berührung kommt, sollte der Patient diesen über seine Erkrankung informieren. Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ist nämlich alles möglich, ohne den anderen einem Risiko auszusetzen.

Langwierige Behandlung mit guten Heilungschancen

Zur Therapie einer diagnostizierten Hepatitis-C-Infektion gibt es seit einigen Jahren eine neue Generation von Arzneistoffen, die gute Ergebnisse erzielen. Die Heilungschancen lagen bis vor 6-7 Jahren  durchschnittlich nur bei bis zu 75 Prozent. Die heute eingesetzten Medikamente können bei optimaler Einstellung bis zu 95 Prozent erreichen.

Welcher Wirkstoff der individuell passende ist und ob eine Mono- oder Kombinationstherapie in Frage kommt, richtet sich nach dem Genotyp des nachgewiesenen Virusstamms. Diese Entscheidung kann nur ein erfahrener Hepatologe treffen und der Patient muss während der Therapie begleitend überwacht werden.

Je nach Stadium der Erkrankung oder bei auftretenden Nebenwirkungen kann die Therapie angepasst werden. Die Medikamente werden als Tabletten eingenommen und die Therapie dauert meist 12 bis 24 Wochen.

Da die eingesetzten Wirkstoffe hochkomplexe Zusammensetzungen haben, bewegen sich die Kosten für eine Therapie im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Auch gibt es spezielle Anforderungen an Transport und Lagerung. Viele Apotheken haben diese Medikamente deshalb verständlicherweise nicht vorrätig. Auch die Bestellung läuft nicht über die normalen Großhandelswege. Darauf sollte man als Patient vorbereitet sein und sein Rezept rechtzeitig in der Apotheke der Wahl einreichen.

Medikamente auch per App lieferbar

Selbst in spezialisierten Apotheken wie den BezirksApotheken kann es zu Verzögerungen kommen. Daher bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, vorab online oder über eine App zu bestellen. Und natürlich liefern wir die Medikamente auch kostenfrei nach Hause. Trotzdem ist es ratsam, während der Therapie Kontakt zu uns zu halten. Wir können den Verlauf von möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen engmaschiger überwachen als der Arzt oder die Ärztin. Außerdem können wir zu einer in dieser Zeit vielleicht nötig werdenden Begleitmedikation beraten und die Kombinationsfähigkeit vorhandener Dauermedikationen prüfen.

Da sich während der Therapie durch die Infektion oder auch durch die Medikamente eine Depression entwickeln kann, ist persönlicher Kontakt zu einem vertrauenswürdigen Ansprechpartner wirklich wichtig. Wir nehmen unseren begleitenden Auftrag ernst und haben für alle Probleme ein offenes Ohr.


Unser Fazit: Immer neue, saubere Nadeln und Spritzen benutzen, diese ebenso wie Röhrchen nicht mit anderen teilen. Sex immer nur mit Kondom. Regelmäßig testen. Denn Hepatitis C sollte man genau wie ihre  Buchstabenfreunde mit allen Mitteln vermeiden.

*Alexandra Schellbach / Lucy Windus

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