Hörverlust und Hörschwäche: Anzeichen rechtzeitig erkennen!

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Insgesamt sind etwa 450 Millionen Menschen weltweit von Schwerhörigkeit (Hypakusis) betroffen – beginnend mit leichten Beeinträchtigungen bis hin zum totalen Hörverlust. Wie erkennt man Symptome und was kann man tun, wenn sie auftauchen?

Hörverlust kann es zu vorzeitigem geistigen Abbau führen sowie nachteilige Folgen für soziale Kontakte haben. Nicht zu unterschätzen sind auch die Gefahren bei Alltagssituationen oder im Straßenverkehr.

„Was hast du gesagt?“ – „Wie bitte?“ – „Hä?“. Wenn du diese Sätze öfters von einem Menschen aus deinem nahen Umfeld hörst, solltest du im wahrsten Sinne des Wortes „hellhörig“ werden.

Schwerhörigkeit kann altersbedingt die Folge einer Erkrankung oder auch erblich bedingt sein. Durch übermäßige Lärmbelastung am Arbeitsplatz zählt sie mittlerweile auch zu den häufigsten Berufskrankheiten.

Ebenfalls erschreckend ist die steigende Zahl der dauerhaft schwerhörigen Jugendlichen: Das laute Musikhören über Kopfhörer, auf Live-Events oder in Diskotheken erreicht oft die Dezibel-Leistung eines Presslufthammers von über 100dB aus geringer Entfernung.

Höre doch mal in dich hinein

Musst du öfter bei Gesprächen nachfragen, weil du etwas nicht verstanden hast? Hörst du das Brummen des Kühlschranks, das Blätterrauschen und Vogelzwitschern? Hat der Nachbar schon mal an die Wand geklopft, weil du die Lautstärke des Radios oder Fernsehers so hoch regelst?

Unser Gehör kann verlernen zu hören!

Spätestens, wenn du jetzt innerlich nickst, solltest du unbedingt dein Gehör von einem HNO-Arzt überprüfen lassen. Und verschiebe es nicht lange: Denn sind es anfänglich nur bestimmte Frequenzen, die man in geringer Lautstärke nicht mehr wahrnimmt, oder Geräusche, die sich schwer unterscheiden lassen - unser Gehör kann verlernen zu hören!

Und ist die Ursache der Schwerhörigkeit eine krankhafte Veränderung im Innenohr, kann sie zusätzlich zu Tinnitus oder auch Gleichgewichtsstörungen mit Schwindelanfällen führen. Durch ein frühzeitiges Erkennen und Handeln kann das Hörvermögen jedoch erhalten bleiben.

CHECK-UP

Hals-Nasen-Ohren-Ärzt*innen werden dich beim Termin nach möglichen Auslösern wie etwa eine familiäre Vorbelastung, Beruf und Hobbies befragen, dein Gleichgewichtssinn überprüfen und das Trommelfell untersuchen.

Anschließend wird ein Hörtest zur Überprüfung der Hörfähigkeit gemacht und Messungen zur Funktionsfähigkeit der Gehörknöchelchen vorgenommen. Zusätzlich könnte man durch labormedizinische Blut-Untersuchungen auch Stoffwechselerkrankungen als Ursachen erkennen oder durch ein MRT einen Tumor am Hörnerv ausschließen.

Früherkennung

Da die Sprache und die allgemeine geistige Entwicklung des Menschen auch mit dem gesunden Hören einhergeht, ist Früherkennung durch (computertechnische) Höruntersuchungen bereits bei Neugeborenen ein wichtiges Thema, die jetzt von den Krankenkassen bezahlt wird.

Schwerhörigkeit bis hin zu Gehörlosigkeit kann sich auch während der Schwangerschaft oder um den Geburtsvorgang herum entwickeln. Auslöser können Virusinfektionen oder Stoffwechselerkrankungen der Mutter sein, ebenso wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch während der Schwangerschaft.

Eltern sollten auch selbst ihr Baby beobachten: Wenn es ab der vierten bis sechsten Lebenswoche auf ein plötzliches Geräusch nicht reagiert oder ab dem sechsten Monat nicht mit den Augen in Richtung einer Hörquelle schaut, sollte es schnellstmöglich auf eventuelle Hörprobleme untersucht werden.

Bin ich schwerhörig?

Zur Beurteilung der Hörfähigkeit werden zwei Einheiten als Hörschwelle bestimmt: Die Tonhöhe (Frequenz), die in Hertz (Hz) gemessen wird und die Lautstärke, die in Dezibel (dB) angegeben wird. Das Ausmaß einer Schwerhörigkeit wird in fünf Stadien eingeteilt, wobei das erste Stadium noch als Normalhörigkeit bezeichnet wird und ein Abweichen bis 20dB von der definierten Hörschwelle beträgt.

Sobald Gesprächspartner bei normaler Gesprächslautstärke nicht mehr gehört werden können, bezeichnet man dies als hochgradige Schwerhörigkeit.

Von geringgradiger Schwerhörigkeit spricht man, wenn etwa das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr zu hören ist. Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit können Töne von 40 dB nicht mehr wahrgenommen werden, wie etwa die Grundgeräusche in Wohngebieten. Sobald Gesprächspartner bei normaler Gesprächslautstärke nicht mehr gehört werden können, bezeichnet man dies als hochgradige Schwerhörigkeit.

Bist du taub, oder was?

Während man früher noch von Taubheit sprach, wenn Personen gar nichts mehr hören konnten, bezeichnet man dies heute als Gehörlosigkeit – diese beginnt mit einem Hörverlust von mehr als 80dB.

Die Ursachen einer Schwerhörigkeit, die entsteht, wenn auf dem Weg zwischen Gehörgang und Gehirn eine Störung oder Erkrankung vorliegt, werden in verschiedene Kategorien eingeteilt und können sowohl in einer akuten als auch in einer chronischen Form auftreten.

Die Schallleitung- oder Schallübertragungsschwerhörigkeit

Hier wird alles leiser bzw. schlechter gehört, aber die Qualität, wie etwa die Verständlichkeit der Worte, bleibt erhalten. Bei der akuten Variante sind oft mechanische Ursachen der Grund dafür, wie Ohrenschmalz und Fremdkörper im Ohr.

Es kann aber auch durch eine Erkältung (verstopfte Nase), Luftdruckveränderung beim Fliegen oder Tauchen, eine akute Mittelohrentzündung, einen Schlag auf das Ohr oder eine entzündungsbedingte Schwellung der Haut (Furunkel) hervorgerufen werden. Chronisch bedingt gehören hierzu u.a. die chronische Mittelohrentzündung, angeborene Fehlbildungen, Tumore oder übermäßiges Knochenwachstum im Gehörgang.

Schwerhörigkeit kann auch psychisch bedingt sein, eventuell weil der Mensch in extremen Stress-Situationen unbewusst Dinge einfach nicht hören will oder kann.

Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit hingegen liegt eine Schädigung oder Funktionsschwäche meist in Teilen des Innenohrs vor, die zur sogenannten Fehlhörigkeit führt. Sie kann durch einen Hörsturz, einen Explosionslärm (durch die enorme Schallwelle sterben die Haarzellen ab), Multiple Sklerose, aber auch durch Infektionskrankheiten wie etwa Mumps, Masern, Scharlach, Borreliose und AIDS ausgelöst werden.

Ebenso in seltenen Fällen als Nebenwirkung von Medikamenten wie Zytostatika, einigen Antibiotika, aber auch harntreibenden Arzneimitteln (Diuretika) sowie Aspirin. Quecksilber, Blei oder Kohlenmonoxid-Vergiftungen schädigen ebenfalls das Hörvermögen.

Schwerhörigkeit kann auch psychisch bedingt sein, eventuell weil der Mensch in extremen Stress-Situationen unbewusst Dinge einfach nicht hören will oder kann.

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Chronisch wird die Schallempfindungsschwerhörigkeit oft altersbegleitend und in Folge von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus, Nieren- bzw. Schilddrüsenfunktionsstörungen.

Aber auch hier können ständiger Lärm über 80dB, etwa durch Baustellen oder Diskotheken, sowie angeborene Fehlbildungen des Innenohrs zu diesem Stadium führen.

Das Alter fordert seinen Tribut

Mit dem Begriff Presbyakusis wird die Altersschwerhörigkeit bezeichnet, die ungefähr mit dem fünfzigsten Lebensjahr einsetzen und durch Verschleißerscheinungen an den Haarzellen des Innenohrs sowie alterungsbedingten Beeinträchtigungen des Hörnervs und des Hörzentrum bedingt sein kann.

Raucher sowie chronisch Kranke und Menschen in einem sehr lauten beruflichen Umfeld sind stärker davon betroffen und oft geht mit der Altersschwerhörigkeit ein „Dauerohrgeräusch“ (Tinnitus) einher.

Wird hier nicht rechtzeitig die eigentliche Ursache erforscht und etwaige Erkrankungen behandelt, Fremdkörper entfernt oder Hörhilfen angepasst, kann es zu vorzeitigem geistigen Abbau führen sowie nachteilige Folgen für soziale Kontakte haben. Nicht zu unterschätzen sind auch die Gefahren bei Alltagssituationen oder im Straßenverkehr.

Hörgeräte und Lippenlesen

Die Versorgung mit einem Hörgerät sollte möglichst frühzeitig stattfinden. Die Auswahl an kleinen unauffälligen Modellen mit starker Leistung ist mittlerweile sehr groß und die Möglichkeit, über die Hörgeräte auch entspannt fernzusehen oder zu telefonieren, Musik, Podcasts oder Vorträge zu hören, erscheint wie ein kleines Wunder für die Betroffenen.

Ist ein Familienmitglied hörgeschädigt, kannst du es unterstützen, indem du kurze Sätze deutlich in dessen Richtung sprichst und diese zusätzlich durch Gesten und Mimik unterstützt.

Sollte keine Innenohrfunktion, aber zumindest noch ein intakter Hörnerv vorhanden sein, kann man sich für eine Hörprothese, ein sogenanntes Cochlea-Implantat, entscheiden.

Unabhängig von technischen Möglichkeiten sind unter anderem das Erlernen der Gebärdensprache und des Lippenablesens, logopädische Betreuung sowie Hör-Training sinnvoll.

Ist ein Familienmitglied hörgeschädigt, kannst du es unterstützen, indem du kurze Sätze deutlich in dessen Richtung sprichst und diese zusätzlich durch Gesten und Mimik unterstützt. Fernseher und Radio sollten parallel in den  „Mute Modus“ oder entsprechend leise geschaltet werden. Achte mit darauf, dass Hörgeschädigte in Gespräche eingebunden werden und beobachte anhand ihrer Mimik und Kopfhaltung, ob das Gesagte verstanden wurde, und fasse es dann nochmal kurz zusammen.

Selbsterfahrung

Meine Oma war schwerhörig und Papa hatte bereits mit 38 ein Hörgerät – vor 45 Jahren noch ein recht auffälliges Teil, das fiepte, sobald man sich umarmte. Da wir alle auch noch Brille tragen, verdrängte ich meine Schwerhörigkeit: Ich wollte wirklich nicht mit noch einem Hilfsmittel durch die Gegend laufen! 

Ich bin glücklich, endlich wieder „mittenmang“ zu sein und nerve meine Umgebung nicht mehr mit ständigem Nachfragen.

Wie kann man Hörverlust vorbeugen?

Das Beste, was du zum Schutz für dein Gehör tun kannst, ist ständigen Lärm zu vermeiden. Drehe den Regler deiner Kopfhörer nie laut auf und lasse den Fernseher auch einfach mal ausgeschaltet. Zudem gibt es unterschiedlichste Arten von Ohrstöpseln für privaten und beruflichen Bedarf, wenn man den Lärm nicht abstellen kann.

Grundsätzlich gilt: Eine ausgewogene gesunde Ernährung sowie der Verzicht auf Nikotin wirken sich positiv auf den gesamten Körper und somit auch auf unser Gehör aus. Zu den Vitamin- und Mineralstoffpräparaten, die nachweislich die Wahrscheinlichkeit eines Hörverlusts verringern können, zählen u.a. Folsäure und Omega-3-Fettsäuren, die B-Vitamine sowie Magnesium und Vitamin E. Spreche dein/e Arzt*/Ärzt*in oder Apotheker*in an und lasse dich beraten.

Für ausführlichere Infos im Netz hier klicken.


Autorin: Michaela Medrow, Pharmareferentin und Kosmetikerin


Mit freundlicher Unterstützung der

Witzleben Apotheken Berlin

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