HIV: Heilsversprechen „Londoner Patient“

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Foto: Flickr User NIAID / CC BY 2.0

In fast regelmäßigen Abständen huschen sie durchs Netz: Nachrichten über den vermeintlich baldigen Sieg über HIV. Mal ist es ein Impfstoff (blu berichtete), dann eine Gentherapie (blu berichtete) und ganz aktuell das nunmehr zweite Mal eine Stammzellen-Transplantation. 

In London ist einem an Lymphdrüsenkrebs erkrankten HIV-Positiven im Rahmen der Behandlung seines Krebses Knochenmark eines Spenders übertragen worden, der eine seltene Mutation am CCR5-Gen hat. Diese bei ca. einem Prozent der Europäer vorkommende Genvariation führt dazu, dass bestimmte Rezeptoren an T-Zellen des Immunsystems nicht ausgebildet werden, an die normalerweise Pockenviren, Yersinia pestis und das HI-Virus andocken – der Mensch ist immun gegen die genannten Krankheiten. Der Patient in London hat die äußerst gefährliche Behandlung überlebt und nimmt seit 18 Monaten keine HIV-Medikamente mehr, trotzdem kann das HI-Virus in seinem Blut nicht nachgewiesen werden. 

Keine Heilung für alle

Entgegen der Wahrnehmung in den Schlagzeilen rund um den jetzt in Anspielung an einen ersten sehr ähnlichen Fall aus Berlin als „Londoner Patient“ bezeichneten Erfolg, ist allerdings zurzeit noch nicht klar, ob der Mann dauerhaft von HIV befreit ist. Seine Ärzte sprechen daher auch nicht von Heilung. Zudem ist die Stammzellen-Transplatation eine hochriskante Therapieform, die niemals nur wegen einer HIV-Infektion Anwendung finden würde. Selbst bei Krebserkrankungen ist sie nur die Ultima Ratio, wenn alle herkömmlichen Therapien versagt haben.

Die heute übliche HIV-Behandlung mit einer nebenwirkungsarmen antiretoviralen Therapie ist so wirksam, dass sie ebenfalls das Virus so weit unterdrückt, dass es weder Schäden beim Infizierten verursacht, noch von ihm weitergegeben werden kann. Sie ist auf absehbare Zeit die beste Behandlungsform.

Foto: Thomas Splettstoesser (www.scistyle.com) / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Grundlagenforschung

Der nun zweite wohl erfolgreiche Fall mit der Stammzellen-Transplatation ist für die medizinische Forschung ein Beweis, dass die Arbeit mit der CCR5-Mutation eventuell keine Sackgasse ist und diesbezügliche Ansätze, weitererforscht werden sollten. Mehr allerdings auch nicht. Vor allem sollte er keine unrealistischen Heilungsversprechen wecken, die im Zweifel zu falschen Hoffnungen und Frustration führen können.

Fotos: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

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