#COMIC: Unser Interview mit Piepke

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Endlich ist es da: Shoot Your Slut, das erste schrille, abgedrehte und vollkommen druffe Comicmagazin des Ausnahme-Pop-Art-Malers und Autors Piepke. blu fragte ihn aus.

SHOOT YOUR SLUT IST DEIN ERSTES COMICMAGAZIN ...

Es startete mit dem Projekt The Royal Freak Chic Household. Ich bat zwölf Queens darum, eine Geschichte mit sich selbst in der Hauptrolle zu schreiben. Sie durften sich austoben, egal welcher Stil oder welches Genre, egal ob Fiktion, Gedicht, Märchen – alles war erlaubt. Jede im Cartoon vorkommende Person basiert auf einer ihrer Verkleidungen, einem ihrer Looks. Zudem ist jede dieser Geschichten visuell anders gestaltet. Es sollte mein erster bebilderter Roman werden, hätte ich einen Herausgeber gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr frustriert, verspürte aber dennoch das Bedürfnis, weiterhin künstlerisch tätig zu sein. Und dann hatte ich da noch diese tollen Geschichten im Gepäck. Also erfand ich Shoot Your Slut, das Comic-Magazin. So war es mir dann möglich, in jeder Ausgabe drei dieser Geschichten zu veröffentlichen. Zusätzlich gab es ausreichend Platz für neue Kooperationen, eine Kolumne, Musik und die Vorstellung meiner eigenen Projekte. Anstelle eines einzigen 100-seitigen Magazins gibt es nun vier Ausgaben, die ich selbst verlegen kann. Die erste Ausgabe dient zwar eher der Einleitung und Bekanntgabe, doch die nächste wird bereits sechzig glanzvolle Seiten umfassen. Ich plane, in diesem Jahr die vier Ausgaben zu veröffentlichen, die man als eine Art Portfolio meiner Arbeit der vergangenen drei Jahre ansehen kann.

IST DER TITEL EINE EHRERBIETUNG AN DIVINE?

Ich wollte, dass der Comic einen einprägsamen Namen trägt. Einen, den man zu kennen meint, der aber mit einem kleinen Twist versehen ist. Er sollte lustig und frivol klingen. Shoot Your Slut darf selbstverständlich als ein Wink an Divine angesehen werden, denn er war und ist noch immer eine großartige Inspiration für all die Menschen, die an diesem Projekt beteiligt sind. Vor allem aber auch für unsere Leser. Manchmal hörst du ein Lied und denkst doch: Dieser Sound, der geht mir einfach über den Rücken. Er sorgt für Gänsehaut und ... ja, vielleicht ist dieser Cartoon meine Interpretation dieses Phänomens.

SIND DRAGQUEENS UND DRAGKINGS DIE INTERESSANTEREN MENSCHEN?

Es ist ja nicht nur die Schminke, die sie so interessant macht. Es ist so viel mehr. Für mich hat es sehr viel mit Kreativität zu tun. Damit, vor einem Publikum aufzutreten. Stolz zu sein auf das, was man ist, nämlich nicht normal sowie die positive Lebenseinstellung. Ja, vielleicht sind sie interessanter als Menschen ohne Make-up. In dem Comic gibt es eine Geschichte zu dem Thema, dass man sich hinter der Schminke versteckt, dass sie eine Art Maske ist, um ein anderer Mensch zu sein. Dieses Gefühl kann in manchen Zeiten ziemlich befreiend sein. Du tust Dinge, die du sonst nicht tun würdest. Aber es hängt alles von der Person und ihren Beweggründen ab.

IST QUEER ZU SEIN EIN NEUER TREND?

Ich hoffe nicht, dass das ein Trend wird. So wie es bisher ist und war, ist es doch viel spannender. Man muss nicht unbedingt einem Trend folgen, um aufzufallen oder um seine Arbeit gut zu verkaufen, weil es einfach so viele Möglichkeiten gibt, seine Arbeit zu vermarkten. An dieser Stelle sei beispielsweise das Internet erwähnt: Wir sind alle miteinander verknüpft. Obwohl es natürlich des Geldes wegen schon einen Unterschied macht, gar keine Frage. Aber der Mainstream ist zurzeit so was von flach ... hör dir doch nur die Musik an! Es klingt alles gleich, und doch verkauft es sich. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, aber ich persönlich möchte meine Arbeit und meine Ideen nur ungern des Geldes wegen Kompromissen unterwerfen. Es gibt kein größeres Kompliment, als dass die eigene Arbeit irgendwann als Kult bezeichnet wird. Hm, eines Tages vielleicht. Mal sehen.

Auch wenn es sich nach einem Klischee anhören mag: Mir wird ziemlich schnell langweilig, wenn ich nicht in meinem Studio bin. Ich bin verrückt nach dem, was ich tue, und verbringe dementsprechend mehr als genug Zeit im Studio. Deswegen wird mir auch selten langweilig ... was wiederum gut ist für die Leute, die mit mir arbeiten, denn ich kann dann wirklich sehr unangenehm werden. Oder ich werde krank, was wohl das Langweiligste überhaupt ist. Du kannst nichts tun. Ich hasse das!

... UND IM BETT?

Ich bin einmal eingeschlafen. Beim Sex. Nicht, weil er so langweilig war. Ich habe davor einfach zu viel getrunken. Und als dieser Typ eines Abends diese Geschichte erzählte, als wir bei Freunden zum Essen eingeladen waren, habe ich herzlich mitgelacht, wusste aber nicht mehr, dass er mich damit meint. Und als er gestikulierte, dass es sich dabei doch um mich handele, oh je ... das war so peinlich. Shooting your slut, mehr oder weniger.

*Interview: Michael Rädel

www.piepke.org


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