INTERVIEW • DIANE KEATON: ICH BIN BEGEISTERT

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© Foto: Senator Film

Hosenanzug und Hut, Brille und Handschuhe. So hat man Diane Keaton meistens vor Augen, und das eigentlich schon, seit sie unter Woody Allens Regie in Der Stadtneurotiker und Manhattan Ende der Siebzigerjahre zum Star (und zur Nerd-Ikone) wurde. Und genau so sitzt sie nun, mit 68 Jahren und anlässlich ihrer neuen Komödie Das grenzt an Liebe mit Michael Douglas, auch im Interview vor einem. Ein Gespräch über Innenarchitekten, den zweiten Teil von Club der Teufelinnen und Gelassenheit.

MISS KEATON, ÄLTERWERDEN IST FÜR SCHAUSPIELERINNEN IN HOLLYWOOD BEKANNTLICH KEIN ZUCKERSCHLECKEN. SIE BEKOMMEN TROTZDEM IMMER WIEDER GROSSE HAUPTROLLEN, SO WIE JETZT IN DAS GRENZT AN LIEBE. WAS HABEN SIE, WAS ANDERE KOLLEGINNEN NICHT HABEN?

Glauben Sie mir, auch für mich ist das mit dem Alter kein Zuckerschlecken. Und für Männer übrigens auch nicht. Die Rollen liegen nicht auf der Straße! Mein Glück war es wohl, dass ich irgendwann romantische Komödien für mich entdeckt habe. Es war Woody Allen, der mir das geraten hat. Er meinte, dass man als Frau eine längere Karriere haben kann, wenn man an die Liebesfilme und Komödien herankommt, statt sich nur auf die großen Dramen und Tragödien zu konzentrieren. Anfangs war mir nicht klar, was er meinte. Doch mittlerweile glaube ich, dass er Recht hatte.

IN DER REGEL SPIELEN SIE DABEI SEHR ENTZÜCKENDE, BESTENFALLS ETWAS NEUROTISCHE FRAUEN. AUCH IN DAS GRENZT AN LIEBE WIEDER.

Stimmt. Eigentlich schade, oder? Ich hätte große Lust, irgendwann noch mal eine Frau mit richtigen Abgründen und Problemen zu spielen. Vielleicht eine Mörderin? Auf jeden Fall zumindest jemanden, den man so nicht von mir erwarten würde. Ich glaube, es würde mir wahnsinnig viel Spaß machen, meine Komfortzone mal zu verlassen.

SO WIE IHR FILMPARTNER MICHAEL DOUGLAS ES IN LIBERACE GETAN HAT?

Ganz genau. War das nicht einfach unglaublich? Was für eine Rolle! Wie Michael diesen Mann gespielt hat, war einfach brillant. Geradezu unwirklich, finde ich.

UM VON LIBERACE MAL ETWAS UNGESCHICKT DEN BOGEN ZU SCHLAGEN: IST IHNEN EIGENTLICH BEWUSST, WIE GROSS IHRE ANHÄNGERSCHAFT UNTER UNS SCHWULEN IST?

Im Ernst?

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

AUF JEDEN FALL. SIE SPIELEN ALS SCHWULENIKONE VIELLEICHT NICHT DER STREISAND- UND MINNELLI-LIGA ...

Vergessen Sie Lady Gaga nicht!

... ABER AUCH NICHT WEIT DARUNTER ...

Ich bin begeistert. Ich frage mich nur, womit ich das verdient habe.

ES SCHADET SICHER NICHT, DASS SIE ZEITLEBENS IMMER IHR DING DURCHGEZOGEN UND SICH NIE UM KONVENTIONEN GESCHERT HABEN. ABER VIELLEICHT FRAGEN SIE AM BESTEN MAL DIE SCHWULEN MÄNNER IN IHREM LEBEN. DAVON GIBTS DOCH SICHER EIN PAAR, ODER?

Selbstverständlich. Zum Beispiel mein guter Freund Stephen Shadley, ein toller Innenarchitekt. Den frage ich mal, was er von mir als Schwulenikone hält. Vielleicht kann ich da noch etwas lernen. Wäre nicht das erste Mal ...

WAS HABEN SIE DENN NOCH VON IHM GELERNT?

Vor allem Ruhe und Gelassenheit. Zumindest theoretisch. Stephen ist nicht nur einer der bescheidensten, unprätentiösesten Menschen, die es gibt, sondern auch immer ein Fels in der Brandung. Ich kenne sonst kaum solche besonnenen Menschen. Deswegen träume ich immer wieder davon, mir da eine Scheibe von ihm abzuschneiden zu können.

DERWEIL TRÄUMEN DIE SCHWULEN FANS WEITER VON EINER FORTSETZUNG VOM CLUB DER TEUFELINNEN...

Oh, ich auch. Wäre das nicht fantastisch? Aber ich fürchte, dass der Zug abgefahren ist.

KÖNNTEN SIE DAS NICHT EINFACH SELBST INSZENIEREN? IMMERHIN HABEN SIE DOCH SCHON IN EIN PAAR ANDEREN FILMEN REGIE GEFÜHRT.

Stimmt, aber mein letzter, die Komödie Aufgelegt! mit mir, Meg Ryan und Lisa Kudrow, ist leider fürchterlich gefloppt. Daran habe ich ganz schön genagt. Außerdem habe ich dann ja noch relativ spät im Leben meine beiden Kinder adoptiert. Seitdem habe ich nicht mehr so wirklich den Drang verspürt, hinter der Kamera zu stehen. Falls ich das doch noch einmal mache, dann sicher bei einem kleinen, kostengünstigen Film. Und ohne dass ich selbst auch mitspiele!

*Interview: Jonathan Fink

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