2021: ♂ CAZZO wird 25

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Ein Vierteljahrhundert voller Testosteron. Seit 1996 steht das in Berlin an den Start gegangene Pornolabel für schwulen Spaß und auch schwule Emanzipation. Seit 2016 leitet Felix Kamp das Studio, 2021 wird das Jubiläum begangen.

1995, als Jörg Andreas per Zufall Jürgen Brüning begegnete, ging alles los. Der erste Film war 1996 „Berlin Techno Dreams“ und wurde aufgrund der kernigen Darsteller, der rasanten Schnitte und des Technobooms sogleich ein großer kommerzieller und medialer Erfolg.

Es folgten weltweit vertriebene DVDs und seit einiger Zeit natürlich auch digitale Angebote mit Stars wie Thom Barron und Fred Faurtin.

Foto: CAZZO

2021 ist CAZZO – italienisch für „Schwanz“ – international ein angesehener Name in der Pornobranche, auch weil man sich weiterhin nicht festlegen lässt: Skinheads, „Normalos“, Punks, ungewöhnliche Drehorte oder extremere Fetisch-Sexpraktiken – alles und fast jeder ist /war dabei, 2007 zum Beispiel Tim Kruger.

Das erste Cover unseres Magazins für Berlin, sergej (heute blu), zierten 1997 zwei knutschende CAZZO-Kerls.


Foto: John Aigner

NACHGEFRAGT

Henning von Berg

Der weltweit bekannte Fotograf verriet uns, was ihn mit dem Label verbindet. „CAZZO-Film? Ein inspirierendes und aufregend-erregendes Medium mit echtem Berliner Lokalkolorit, welches das Image (Berlin = sexy) ganz entscheidend mitgeprägt hat. Sogar weltweit! Pur, rau und authentisch; dabei stets unterlegt mit hartem Techno-Sound“, so der Fotograf, der fast ins Schwärmen gerät. „Spannende Pornoerzählungen visualisierten das außergewöhnliche Flair der Nachwendezeit in der frisch wiedervereinigten Stadt. Ein kerliger Look, der prompt Heerscharen von erwartungsfreudigen Gay-Touristen in die Metropole lockte.“ Die von vielen bemängelte Prüderie der heutigen Zeit war noch weit weg. „CAZZO gehörte damals zur schwulen Szene Berlins wie heute die Schwaben zum Prenzlauer Berg. Dabei war den meisten Fans sicherlich noch nicht mal die italienische Bedeutung des Firmennamens geläufig.“ Und wie ging es eigentlich los? „1996 hatte ich den beiden Geschäftsführern eine geräumige Altbauwohnung nahe Mehringdamm als allererste Büroadresse vermittelt. Bald stand ich Zweimeter-Mann sogar selbst vor der Kameralinse als gestrenger Partisanen-Offizier. Später als Häftlingskomparse und als Aktfotograf. Nur logisch, dass ich 1997 den Beruf wechselte und tatsächlich Fotograf wurde. Eine verrückte Zeit mit tollen Erlebnissen, die ich nicht missen möchte.“

Wer hätte das gedacht? Künstler durch Porno. Wobei: Irgendwie waren die ersten CAZZO-Filme mehr als nur Pornografie, da war jede Menge Punk, Techno und Zeitgeist und Kunst mit im Spiel. Ein Stück queere Geschichte!

www.cazzofilm.com


Foto: Alexander Shango

Foto: M. Rädel

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