„Ganz schön Berlin!“ mit Sven Rebel

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Foto: M. Mendez

Foto: M. Rädel

Ab dem 27. Dezember gibt es die „Fortsetzung“ der 2020 angelaufenen Show „rbb queer 4 you“ in der ARD-Mediathek. Aber mit neuem Namen und auch mit neuen Gesichtern. Wir fragten bei Sven nach.

Foto: Selfie

Was war dir wichtig bei der neuen Show?

Bei meiner Arbeit, egal ob vor oder neben der Kamera, geht es mir vor allem um Authentizität. Die Erfahrung zeigt, dass „echt“ sein – sowohl in der Praxis bei meinem Klienten als auch bei den Menschen, die wir bei „Ganz schön Berlin!“ treffen – der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme ist. Das macht so eine Sendung allerdings in der Realisierung nicht unbedingt einfach, denn echtes Leben, echte Gefühle und vor allem ein respektvoller Umgang mit Menschen ist einfach zeitintensiver als überspitzt zu inszenieren, wie es viele Formate heutzutage tun. Für mich ist es der Aufwand allerdings wert, auch wenn es schmerzhaft ist, dass viele emotionale Momente letztendlich dem Schnitt zum Opfer fallen.

Warum eigentlich der neue Name?

Wir wollen uns ganz klar neu aufstellen und neu definieren und nicht schon durch eine Namensgebung selbst beschränken; sei es, was die Experten angeht, als auch die Menschen, die wir treffen. Womit ich schon wieder beim Thema Authentizität bin. Auch wir, die gesamte Produktion, durchläuft natürlich eine Entwicklung und einen Selbstfindungsprozess. Jeder Einzelne von uns ist, wer er ist, und steht für seine Überzeugung, für seine Philosophie, sein Selbstbild und auch seine Sexualität. Je größer das Spektrum der Experten, umso umfangreicher und einfühlsamer können wir helfen. Berlin, eine der diversesten Städte der Welt, ist, was uns alle verbindet – unendlich viele Geschichten der unterschiedlichsten Menschen. Wir sind wie Berlin, und wir wollen all diese Geschichten erzählen – deshalb „Ganz schön Berlin!“.

Foto: M. Rädel

Wie ist das neue Team?

Wie soll man sechs vollkommen individuelle, eigenständige Menschen, jeder ein Experte auf seinem Gebiet, beschreiben? Ich habe ehrlich gesagt kein richtiges Wort, sondern finde es einfach unglaublich, dass ein Sender, und dann auch noch ein öffentlich-rechtlicher Sender, so ein Team zusammenstellt. Vor der Kamera schwule Männer und eine Hetero-PoC, die sich beispielsweise mit einer 75-jährigen Frau über Sex und Einsamkeit unterhalten oder einem schwulen Rugby-Spieler helfen, seinen Körper zu akzeptieren. Das Ganze dann auch noch fast ausschließlich von Frauen, hetero und lesbisch, produziert – wir drehen beispielsweise ausschließlich mit Kamera-Frauen, beim Sender regieren Frauen usw. Man vergisst es so schnell im Arbeitsalltag, doch für mich wird einfach nicht genug darauf hingewiesen, wie divers unser komplettes Team ist, und dass dieses Team sich nicht gefunden hat wegen seiner Diversität, sondern wegen des Könnens jeder einzelnen Person.

Was magst du besonders an dem Format?

„Ganz schön Berlin!“ beinhaltet drei meiner liebsten Tätigkeiten: Geschichten hören, Menschen helfen und Geschichten erzählen. Ich bin überzeugt, jeder Zuschauer wird etwas von sich in den meisten unserer Geschichten wiederfinden und hoffentlich mit einem Lächeln, einer neuen Leichtigkeit und vielleicht auch mit mehr Offenheit anderen Menschen auf der Straße begegnen.

*Interview: Michael Rädel  

www.ardmediathek.de

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