Christopher Winter: „Mein Thema wurde Deutschland“

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Bild: Christopher Winter

Im September kommt das erste Buch des weltweit bekannten Malers Christopher Winter auf den Markt: „Dizzyland“, ein Blick zurück auf seine Kunst und ein Update, wo er jetzt ist. Wir sprachen mit ihm in seinem Atelier am Berliner Alexanderplatz.

Foto: Philipp-Alexander Primus

WIE KOMMT MAN AUF DIE IDEE, EIN BUCH ZU MACHEN?

Die Idee kam mir und meiner Galerie zusammen. Wir wollten endlich ein Buch haben, das zusammenfasst, was ich in Deutschland gemacht habe. Ein bisschen Text wird dabei sein, deutsch und englisch, aber vor allem die Bilder sollen das Buch ausmachen. Es wird aber über das Buch verteilt Zitate geben manchmal nur ein Satz, Statements von Menschen, die meine Kunst kennen und vorne natürlich auch etwas Text. 96 Seiten für zwanzig Jahre Deutschland!

ES KONZENTRIERT SICH AUF ZWANZIG JAHRE DEUTSCHLAND?

Zwei Drittel des Buches sind ein Blick zurück auf diese zwanzig Jahre. Das ist quasi so der Untertitel des Buches. Der eigentliche Name ist aber Dizzyland, eine Anspielung auf Disneyland und darauf, dass ich als Engländer nicht immer alles verstehe, es dizzy finde hier

WIE HAT SICH DEINE KUNST IN DEUTSCHLAND VERÄNDERT?

Ich habe ja schon bevor ich nach Deutschland kam meinen Abschluss gehabt und auch ausgestellt, etwa in London mit den Chapman-Brüdern. Ich habe dann in Düsseldorf an der Kunstakademie studiert und kam dann nach Berlin. Zwei Jahre waren geplant. Seitdem gibt es diesen roten Faden in meiner Arbeit: Mein Stil hat sich geändert, mein Thema wurde Deutschland. Die Charaktere waren die Bavarian Kids, zwei eigentlich lieb aussehende Kinder, die aber irgendwie böse sind und Böses tun Inspiriert hatte mich dazu ein Fall in England, der Mitte der 1990er für Aufsehen sorgte: Zwei zehnjährige Jungen hatten ein Mädchen umgebracht. Ich glaube, sie hatten sie auf Zuggleise gelegt und dort vom Zug überrollen lassen. Diese sehr niedliche, bunte, comicartige Reihe hat sich hier entwickelt. Als ich ankam, malte ich vor allem diesen sehr provozierenden Brit Art. Ich habe dann als Reiseleiter gejobbt und war fasziniert von Postkarten in Bayern: Kitschige Motive, aber dann entdeckt man zum Beispiel Hitlers Adlerhorst. Und die Karten sind neu! Mein Stil ging in Deutschland weg vom Plakativen, das Flächenhafte blieb, auch der Comic-, der Manga-Einfluss.

Bild: Christopher Winter

FASZINIERT DICH DEUTSCHLAND?

Ja, weil ich hier lebe. Man ist doch immer von dem Land fasziniert, in das man gezogen ist, oder?

AUS ZWEI JAHREN, WURDEN ZWANZIG, EIN GANZER LEBENSABSCHNITT. IST DAS BUCH AUCH EIN BLICK AUF DICH SELBST?

Oh, ja. Manche Bilder, JPGs, die wir für das Buch verwenden, sind zwanzig Jahre alt! Eine lange Zeit, seitdem ist viel passiert in meinem Leben. Ich lebe nun schon fast die längste Zeit meines Lebens in Deutschland.

WIE HAT SICH DEIN BLICK AUF DEUTSCHLAND VERÄNDERT?

Ich finde es immer noch interessant und spannend. Und ich verstehe Immer noch nicht alles (lacht) Seit 2006 ist es wieder okay, die Deutschlandflagge zu schwenken, das finde ich schön. (grinst)

DAS BUCH KONZENTRIERT SICH NUR AUF DEINE MALEREI?

Ja, man könnte ein anderes Buch machen über meine ganzen kleinen Filme, über meine Séancen. Aber das jetzt macht schon genug Arbeit. (lacht)

DENKST DU, DASS DEINE SÉANCEN WIRKLICH GEKLAPPT HABEN?

Es wurde mir von einem Medium in New York beigebracht. Seitdem mache ich das im Rahmen von Kunstaktionen. Ich bin immer überrascht, was da rauskommt. Manchmal etwa spooky Ist das, was dabei von mir ich habe verbundene Augen gemalt wird ein echter Picasso? Ein bisschen davon wird auch im Buch zu sehen sein.

*Interview: Michael Rädel

Bild: Christopher Winter „Deep Forest“ 2009

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