ADAM LAMBERT im Interview

Foto: D. Roemer

Er sieht zum Anbeißen aus, als wir ihn in Hamburg treffen. Seine blauen Augen strahlen und sein Haar sitzt perfekt. Unter dem schwarzen Sakko trägt er ein gestreiftes T-Shirt mit tiefem Ausschnitt, das den Blick freigibt auf seine gebräunte, leicht behaarte und gut gestählte Brust. Dank seiner Tour mit Queen gehört der amerikanische Sänger mittlerweile zur Pop-Royalty. Mit The Original High ist gerade sein drittes Studioalbum erschienen, auf dem der 33-Jährige ultracoolen Dance mit Deep-House-Rhythmen präsentiert.

ADAM, VON DEINEM LETZTEN FREUND, EINEM FINNISCHEN REPORTER, HAST DU DICH NACH DREI JAHREN GETRENNT. HÄLTST DU DERZEIT AUSSCHAU NACH EINEM NEUEN MANN?

Nein. Ich date momentan nur mein Album. Und wir sind sehr glücklich miteinander. (lacht)

IST THE ORIGINAL HIGH DENN EIN TRENNUNGSALBUM?

Nicht wirklich. Es geht um Beziehungen, wie sie jeden von uns betreffen. Ob das nun die Hausfrau mit Kind oder der junge Single-Typ ist wir alle sind auf der gleichen Reise. Ich habe mich sehr viel mit der Frage beschäftigt, was mich eigentlich glücklich macht. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

ABER DU HAST DOCH GERADE EINEN PRIMA LAUF!

Klar, ich bin ein Glückskind: Ich habe diese Karriere und einen gewissen Promi-Status. Und trotzdem bin auch ich noch auf der Jagd nach dem Glück. Ich weiß allerdings gar nicht, was genau ich vom Leben will. Das macht das Ganze schwierig.

WANN WARST DU DENN DAS LETZTE MAL SO RICHTIG HAPPY?

Das war kurz nach der ersten Show der Queen-Tour. Die Reaktionen von Fans und Kritikern waren großartig. Da fiel eine riesige Last von meinen Schultern. Und ab da sagte ich mir: Cool, ab jetzt kann ich Spaß dabei haben und es richtig genießen.

DU HAST AUF DER QUEEN-TOUR SELBST DIE GRÖSSTEN SKEPTIKER ÜBERZEUGT. HABEN ROGER TAYLOR UND BRIAN MAY TROTZDEM MAL ZU DIR GESAGT: KÖNNTEST DU KILLER QUEEN BITTE ETWAS WENIGER SCHWUL DARBIETEN?

Nein, niemals. Für mich war das ja nicht mal eine schwule Darbietung. Es war theatralisch und flamboyant, passend zum zweiten Teil der Show, der auch alberne Elemente enthielt. Ich hatte jedenfalls keinen Sex mit einem Mann auf der Bühne! Das hätte es schwul gemacht.

IN DEUTSCHLAND SPRICHT DERZEIT ALLES ÜBER DIE HOMO-EHE!

Was für ein bescheuerter Begriff! Wenn ich mal heiraten sollte, dann heirate ich. Aber das ist dann keine Homo-Ehe, das ist dann eine Ehe! Bisher habe ich allerdings noch nie jemanden getroffen, bei dem ich diesen Wunsch verspürte.

SIND LEUTE HOMOPHOB, WENN SIE NICHT FÜR GUT HEISSEN, DASS MENSCHEN GLEICHEN GESCHLECHTES HEIRATEN KÖNNEN UND DIE SELBEN RECHTE BEKOMMEN?

So weit würde ich nicht gehen. Aber es sollte jedem Menschen erlaubt sein, tun zu dürfen, was er verdammt noch mal tun will. Und wo wir schon über die Jagd nach Glückseligkeit gesprochen haben: Dieses Begehren nach der Verbindung zu einem Menschen ist universell. Das hat nichts mit schwul oder nicht, mit schwarz oder weiß, alt oder jung zu tun.

KANN ES SEIN, DASS DU DICH VON DEINEM GAY-POP-IMAGE ENTFERNEN MÖCHTEST?

Ich liebe es, schwul zu sein. Ich habe mich schon mit 18 geoutet und fühle mich rundum wohl damit. Aber ich finde es so gestrig, als schwuler Sänger bezeichnet zu werden! Schwulsein ist nur ein Detail an mir. Ich bin so viel mehr als das. Und deshalb sage ich: Es geht nicht mehr um gay oder straight. Das ist eine altmodische Denkweise.

VIELE MACHTEN DEINE HOMOSEXUALITÄT DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS DU 2009 NUR AUF DEN ZWEITEN PLATZ BEI AMERICAN IDOL GEWÄHLT WURDEST. ERSTAUNLICH IST, DASS DAS OUTING VON SAM SMITH IM LETZTEN JAHR NIEMANDEN MEHR INTERESSIERT HAT.

Stimmt. Bei mir gab es so viel Wirbel darum! Sechs Jahre später sieht die Sache nun schon anders aus. Das ist ein gutes Zeichen, dass die Gesellschaft sich weiterentwickelt hat.

STIMMT ES EIGENTLICH, DASS ES BALD EIN NEUES QUEEN-ALBUM MIT DIR GEBEN WIRD?

Sag niemals nie! Aber ich persönlich finde, dass eine Platte mit neuen Queen-Songs nur von den Original-Mitgliedern sein kann. Ich kollaboriere mit ihnen auf Tour unter dem Namen Queen mit Adam Lambert. Das ist cool und eine absolute Ehre. Ich habe es aber nicht verdient, mich selbst Queen zu nennen.

*Interview: Katja Schwemmers

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