Adam Lambert: „Ich wollte die volle Dosis!“

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Auch wenn er in „Bohemian Rhapsody“ nur einen Cameo-Auftritt hat, ist Adam Lambert seit vielen Jahren die Stimme, mit der Queen um die Welt touren. Auch seine Solokarriere ist im Höhenflug, wie das neue Album „Velvet“ beweist. Wir trafen den gut gelaunten Charmeur auf einen Schwatz im SOHO HOUSE Berlin.

Du kennst die Stadt gut, oder?

Ich habe in Berlin gelebt, als ich in „Hair“ mitgespielt habe. Das war 2003, wenn ich mich richtig erinnere … Es ist so lange her!

Du warst jung und Berlins Nachtleben legendär. Warst du mittendrin oder gab es nur die Arbeit?

Oh nein! Ich habe viele Erfahrungen gemacht – und viele davon zum ersten Mal! (lacht) Ich war feiern, zum Beispiel im KitKatClub. Ich wollte die volle Dosis! Wir lernten schnell Einheimische kennen und die zeigten uns wirklich alles.

Hast du heute noch die Zeit, so einzutauchen?

In dieser Art von Klub war ich schon lange nicht mehr. Wenn ich auf Tour bin, muss ich auf mich achtgeben, vor allem auf meine Stimme.

Ist es beängstigend, dass dein Leben so von deiner Stimme abhängt?

Es löst schon leicht neurotische Tendenzen aus. Wenn man so oft mit dem Flugzeug reist, bekommt man leicht eine Erkältung. Ständig veränderte Temperaturen, Wetter, Allergien … Ich bin da ein bisschen zum Hypochonder geworden. Aber wenn ich mit Queen unterwegs bin, singe ich oft so laut, dass niemand die kleinen Unsauberkeiten hört.

Aber du schon, oder?

Ja, aber der Schlüssel ist, die Auftritte zu genießen und nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Auch das ist eine Form der Disziplin – nicht überanalysieren!

Ist es ein großer Unterschied, wenn du deine eigenen Songs singst?

Ich habe festgestellt, dass ich mich härter beurteile, wenn ich die Queen-Songs singe, weil die Latte so hoch liegt. Man vergleicht mich sowieso schon mit Freddie.

Foto: Joseph Sinclair

Mit deinen Liedern kannst du es lockerer angehen lassen?

Wenn ich solo auftrete, ist es meine Show! Ich habe mehr Freiheit – aber auch mehr Druck, weil es Musik ist, die noch nicht den Test der Zeit bestanden hat. Bei Queen kann jeder jeden Text mitsingen – meine Sachen sind einfach neu.

Du hast dir viel Zeit mit dem Album gelassen.

Wenn du Kreativität erzwingst, fühlt es sich falsch an. Mit diesem Album wollte ich alles in Ruhe machen. Ich bin kein geduldiger Mensch, aber ich sagte mir: ein Schritt nach dem anderen.

Auf der Bühne sein zu wollen ist das eine, aber jeder Schritt, den du tust, ist ein öffentlicher. Wie lebst du damit?

Früher hat es mich überwältigt, aber man gewöhnt sich daran. Und man lernt. In den Anfängen von Twitter habe ich ein paar Sachen rausgehauen, die mich in den Hintern gebissen haben. Jetzt suche ich mir die Momente, Leute vor den Kopf zu stoßen, sehr genau aus.

Was du in vielen Ländern ja schon tust, weil du bist, wer du bist.

Oh ja! Schwulsein! Aber es ist halt so: Ich kann nur sein, wer ich bin. Und ich kann damit nur so ehrlich und offen umgehen wie möglich – und dafür entschuldige ich mich nirgends und bei niemandem! Ich weiß, dass es viele Orte gibt, an denen das … anders gesehen wird. Aber denen schenke ich nicht meine Energie. Es gibt so viele, die das Leben mit mir feiern.

Wie ist es, wenn du trotzdem in solche Länder kommst? Beispiel Russland.

Es ist lange her, dass wir dort waren. Das letzte Mal vor acht Jahren. Als ich auf einer Solotour dort war – ich weiß nicht mehr genau wann – wurden gewisse Drohungen gemacht … Daraus zieht man seine Schlüsse: Okay, dann eben nicht! Aber in Polen war es großartig! Hoffentlich können die russischen Fans einfach dahin kommen.

*Interview: Christian K.L. Fischer

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