I’d Do Anything for Love: Bat out of Hell – Das Musical

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Foto: Stage Entertainment

Am 8. November feierte das neue Musical des Kult-Komponisten Jim Steinman seine ersehnte Deutschland-Premiere im Oberhausener Metronom Theater. Nach großem Erfolg und ausverkauften Vorstellungen in Manchester, London und Toronto rockt das Meat Loaf-Musical nun auch die deutsche Kulturbühne.

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Obsidian. Im Jahre 2030. Eine Gang nicht alternder Rebellen kämpft gegen den autoritären Herrscher Falco. Angeführt von dem 18jährigen Strat zieht die revoltierende Gruppe in den Kampf für Freiheit und gegen Unterdrückung in einem postapokalyptischen Manhattan. Der Haken dabei: Strat verliebt sich in Falcos behütete Tochter Raven. Es beginnt eine dreistündige Show über verbotene Liebe, Lust und Leidenschaft, Rebellion, Eifersucht und Verrat.

Ein typisches Musical-Sujet, irgendwo zwischen Romeo und Julia, Westside Story und Peter Pan. Was klassisch klingen mag, wird jedoch auf eine moderne und futuristische Weise inszeniert und kommt in jungem und dynamischem Gewand daher.

Die Darsteller erfüllen ihre schwierige Aufgabe mit Bravour, fordern die Songs und Choreografie doch vollen Stimmband- und Körpereinsatz. Hervorzuheben sind dabei die vier Hauptakteure, Robin Reitsma als ewig junger Strat, Sarah Kornfeld als Raven, Alex Melcher als Tyrann Falco und Willemijn Verkaik als Sloane, Falcos frustrierte Ehefrau, die ein eingespieltes professionellen Team sind und eine wirklich tolle wie fehlerfreie Show liefern.

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Der Bühnenbildner hat es geschafft, einen futuristischen Mikrokosmos detail- wie kunstreich zu erschaffen. Neben Straßen, U-Bahnschacht und aufheulenden Motorrädern ist ebenso der bedrohlich in den Himmel ragende Wolkenkratzer des Falco zu sehen, versehen mit großen goldenen Lettern, „Falco Tower“. Donald Trump lässt grüßen. Die luxuriös-pompöse Wohnungsausstattung bildet hierbei einen starken Kontrast zu den auf der Straße lebenden Lost. Als erstes Musical bedient sich Bat out of Hell auch der Videotechnik. So werden die Vorgänge im Wolkenkratzer teils live per Video projiziert, was dem Stück zusätzliche Dynamik verschafft. Und durch eine ausgezeichnete Lichtshow, Feuer und weitere Effekte wird dem Auge einiges geboten.

Unangefochtener Star dieses Musicals ist eindeutig Jim Steinmans Musik. Eingängige und mitreißende Melodien gepaart mit musikalischer Theatralik reißen den Zuschauer direkt in den Bann und lassen ihn nicht mehr los, bis die letzte Note verklingt, was er bereits mit dem Kult-Musical Tanz der Vampire und seinen unzähligen Welthits für Meat Loaf, Bonnie Tyler, Celine Dion und vielen anderen unter Beweis stellte. Seine bombastischen Kompositionen eignen sich hervorragend für die Bühne, sind seine Songs doch teils schon kleine Mini-Musicals an sich. Nicht umsonst nannte ihn die L.A. Times den „Richard Wagner des Rock“ und Vater der Powerballaden.

Zu hören sind Songs aus den Meat Loaf Alben Bat out of Hell und Bat out of Hell II, dem erfolgreichsten „music franchise“ der Geschichte, sowie aus anderen Alben. Darunter Celine Dions „It’s all coming back to me now“ von ihrem erfolgreichsten Album, das Andrew Lloyd Webber einmal als den „greatest love song of all time“ bezeichnete und Jim Steinman einen Grammy einbrachte.

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Mitreißende Up-Tempo Songs wechseln sich mit emotionalen, geichsam opulenten Balladen ab, die den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle schickt. Jim Steinman ist Excess.

Bereits im Vorfeld wurde kontrovers über die Entscheidung der StageEntertainment diskutiert, die Songtexte ins Deutsche zu übersetzen. Um der Geschichte folgen zu können, heißt es, sah man sich zu diesem Schritt gezwungen. Sofern man sich aber erstmal an den Klang der deutschen Texte zur „englischen“ Musik gewöhnt hat, genießt man das Musical in vollen Zügen. An der einen oder anderen Stelle hakt übersetzungstechnisch dann aber doch noch: ausgerechnet beim Titelsong Bat out of Hell („Wie ein Schatten so schnell“) vernimmt man sperrige Begriffe wie „Höllengetier“.

Während der Previews haben sich die Verantwortlichen auf deutscher Seite jedoch bereits dazu durchgerungen, zumindest einige Refrains der bekanntesten Songs in Englisch zu belassen. Ein guter Schritt. Es wird sich zeigen, ob nicht doch noch weitere englische Passagen übernommen werden. Dem Verständnis jedenfalls täte dies keinen Abbruch und würde den Musicalgenuss zusätzlich noch steigern. Auch die Homoerotik kommt in Jim Steinmans Bat out of Hell nicht zu kurz: So entpuppt sich Strats Jugendfreund Tink (in Anlehnung an Peter Pans Tinkerbell) als dessen heimlicher Verehrer, der ihm durch einen Kuss seine Liebe gesteht. In einem emotionalen Solostück besingt Tink…und endet mit den Worten „ich liebe besser“ und so gegen Raven und ihre Beziehung zu Strat ansingt. Neben einem schwulen Tanzpärchen und einem lesbischen Heiratsantrag gibt es zudem viel nackte Haut zu sehen, wenn sich Strat sein verschwitztes Tanktop vom Leibe reißt, während er wie „eine Fledermaus aus der Hölle“ auf seinem Motorrad in die Freiheit rast.

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Ganz sicher wird dieses Musical Jim Steinmans und Meat Loafs Erfolgsgeschichte der Superlative fortführen. Alleine Meat Loafs erstes Bat out of Hell-Album verkaufte sich bis zu 50 Millionen mal und ist damit u.a. neben Michael Jacksons Thriller eines der drei erfolgreichsten Alben aller Zeiten. Das 16 Jahre später erscheinende Nachfolgealbum enthielt die Powerballade „I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)“, die in 28 Ländern die Spitze der Charts erstürmte, Meat Loaf einen Grammy einbrachte und eine der sieben erfolgreichsten Singles in Deutschland ist.

Anders als das shakespeare’sche Vorbild endet Bat out of Hell nicht mit dem Tod, sondern mit einem furiosen Finale, das die Liebe gegen alle Widerstände feiert und gleichermaßen zum Mitrocken wie zum Tränenvergießen einlädt. Eine wirklich furiose Show. *Tim Klingenberg

Bat out of Hell – Das Musical, Stage Metronom Theater, Centro Oberhausen, Musikweg 1, Oberhausen, Tickets Online, Ticket-Hotline: 01805-4444, 14 Ct./Min. aus dem deutschen Festnetz,max. 42 Ct./Min. aus dem Mobilfunknetz.

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