Hans-Dampf in allen Frankfurter Gassen

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Foto: Sven Klügl

Er war Präsident des deutschen Tanzlehrerverbands, ist Theaterbesitzer, Schauspieler, macht Travestie und Comedy, hat Angela Merkel, Lia Wöhr und die ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth parodiert, er führt als Lisbet von Windsor durchs Historische Museum, ist Vizepräsident der Gemeinschaft Frankfurter Fastnacht und sitzt als Fraktionsmitglied der SPD im Frankfurter Stadtparlament. Und das sind bestimmt nicht alle Aktivitäten von Thomas „Bäppi“ Bäppler-Wolf, dem Hans-Dampf in allen Frankfurter Gassen! Anlässlich seines 25-jährigen Bühnenjubiläums hat das GAB Magazin ihn zum Interview getroffen.

Du hast aktuell deine Jubiläums-Show „25 Jahre Bäppi La Belle“ im Theatrallalla und am 2.6. die große Jubiläumsgala „This is my Life“ – was ist der Unterschied?

Die Show im Theater ist ein Best-of meiner bisherigen Programme, mit Nummern wie „Aber bitte mit Sahne“, dem „Opernbesuch“ von Cissy Kraner, die Angie ist dabei und viele Musical-Songs.

In Offenbach mache ich „This is my Life“, mit Songs, die wichtige Meilensteine in meinem Leben waren. 1998 gab es schon einmal eine Show mit gleichem Namen, die erste Show, in der ich ohne Vollplaybacks live gesungen habe. Daher hieß sie „This is my live“, „live“ mit „v“. Ich bin doch ein Metapher-Mensch, aber leider versteht das niemand … In Offenbach starte ich mit „Goldfinger“ von Shirley Bassey, aber nicht als Shirley Bassey-Parodie. Ich singe es, weil „Goldfinger“ der erste Bond-Film war, den ich gesehen habe. Damals war ich 15 und habe beschlossen, Schauspieler zu werden. Nicht wegen Sean Connery, sondern wegen Gerd Fröbe. Kürzlich hat mir nach der Vorstellung von „Der zerbrochene Krug“ ein Gast gesagt: „Bäppi, du bist wie der Gerd Fröbe auf der Bühne“. Da habe ich gedacht: gut, alles richtig gemacht!

Foto: Sven Klügl

Das Programm ist also sehr persönlich. Welche Highlights aus deinen Leben hast du noch ausgewählt?

Meine erste Travestie Nummer, die ich auf der Bühne gemacht habe, aus „Cabaret“ ist dabei. Oder „Die Pokornys“ von Cissy Kraner. „Mit den Pokornys kann man nicht verkehren“ – der Witz war, dass ich damals einen Freund hatte, der Pokorny hieß! Ganz großes Kino! Dann haben wir einen ganzen Block mit Marlene-Liedern, die Tanzschule kommt natürlich auch mit entsprechenden Songs vor. Und natürlich Sunset Boulevard!

Das Musical scheint dich ja stark beeindruckt zu haben, es taucht immer wieder auf …

Als das Musical damals nach Niedernhausen gekommen ist, war das etwas ganz Besonderes – das lief ja nur in London! Ich habe im Ticket-Shop in der B-Ebene der Hauptwache gejobbt, und bin dann zusammen mit meinem damaligen Chef zur ersten Pressekonferenz gefahren, und da saßen alle, Andrew Lloyd Webber und alles was Rang und Namen hat. Und im Foyer waren die Original-Kostüme aus London ausgestellt. Das hat mich fasziniert, und dann habe ich Sunset Boulevard quasi von den Grundsteinen der Errichtung des Musical-Theaters an mitverfolgt. Und mein Freund Gaines Hall hat mitgespielt. Und dann muss man sagen, dass die Norma ja eine Tuntenmutti ist, wie sie im Buche steht! Eine Drag-Queen par excellence! Und deswegen ist Sunset Boulevard immer dabei! Die Fummel aus „Sunset Boulevard“ stehen übrigens heute bei mir im Theaterfoyer. Toll, oder? Und eines darf natürlich nicht fehlen: „I am what I am“ – „La Cage aux Folles“ muss einfach dabei sein!

Die Rolle des Albin war auch ein Wendepunkt in deinem Leben?

Ja, das war was, vor sechs Jahren im Volkstheater! Ich war damals ja noch Präsident des Tanzlehrerverbandes und war bei den Weltmeisterschaften in Mannheim. Als ich da so saß dachte ich plötzlich: „Was machst du hier eigentlich? Willst du wirklich hier sein?“ Und mir wurde klar, dass Theater das ist, wo ich immer hinwollte. Und so habe ich am folgenden Tag meinen Rücktritt als Präsident des Tanzlehrerverbandes erklärt. Alle Kollegen vom Verband waren entsetzt, aber ich habe gesagt, ich bin ja noch da. Wenn was ist, ruft mich halt an. Es hat sich nie jemand gemeldet, es läuft ja auch ohne mich. Und es zieht mich auch nichts mehr hin, glaubst du mir das? Die Tanzschule war für mich nach 40 Jahren irgendwie abgeschlossen. Ich habe mich früher immer über die Tanzlehrerkollegen gewundert, die mit 35 Jahren alles abbrechen und Flugbegleiter werden. Bei drei Kollegen habe ich das miterlebt, und das waren alles Top-Trainer! Ich hatte sie damals nicht verstanden. Heute sehe ich das anders.

Für Burn-out hast du keine Zeit?

Nein! Vor 25 Jahren war Bäppi La Belle das erste Mal auf der Bühne, auf dem CSD Frankfurt. Dann war ich auf dem Schäfergassenfest, dann auf dem CSD, und überall, und dann hieß es irgendwann: „Ach nee, net‘ schon wieder de Bäppi!“ Da habe ich den Spruch verstanden: Willst du was gelten mach‘ dich selten!

Dass du dich rar machst, kann man ja jetzt nicht gerade behaupten, mit all deinen Aktivitäten …

Ja, aber ich muss heute nicht mehr auf jedem Event dabei sein.

Das kann man aber auch nur sagen, wenn man schon 25 Jahre im Geschäft ist …

Ja, da hast du auch wieder recht… Ich nehme mir ja jedes Jahr vor: Nächstes Jahr machst du weniger …

… und das klappt nicht so richtig?

Nein, irgendwie nicht. Allerdings habe ich alles ein bisschen aufgeteilt: Bäppi La Belle gibt’s nur noch im Theatrallalla, die Lisbet nur bei historischen Themen oder wenn was in der Stadt eröffnet werden soll. Ansonsten bin ich Bäppi. Irgendwann bin ich halt in dem Alter, wo es peinlich wird, immer geschminkt und im Fummel aufzutreten. Aber all diese Dinge, die ich mache, machen mir ja Spaß. Vor allem, weil ich viel mit Menschen in Kontakt komme. Und das war mir immer wichtig!

Foto: van Holt

2.6., This is my Life – die Jubiläums-Gala von und mit Bäppi La Belle und der Gabriel Groh Band, Capitol Offenbach, Kaiserstr. 106, Offenbach, 20 Uhr, Tickets über www.theatrallalla.de

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