Dominik Klein: Er wurde einst gemobbt!

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Foto: E. Zaucke

Eigentlich war ja der Plan, dass er beim letztjährigen CSD in Köln auftritt – aber was im Leben läuft schon nach Plan? Es ist ja nicht so, dass Dominik Klein geplant hatte, Millionen Fans auf dem ganzen Globus zu gewinnen, als er vor 11 Jahren begann, seine ersten Videos bei YouTube hochzuladen. Er hatte nur Lust, einige Lieder zu covern und der Welt etwas vorzuspielen – wofür er damals im echten Leben noch zu schüchtern gewesen ist.

„Ich wollte etwas von mir zeigen und hätte nie vor Leuten gesungen. Da war YouTube der perfekte Weg. Ich wollte Feedback haben – aber ich konnte auch jederzeit den Laptop einfach zuklappen.“ Damals stand er ziemlich auf „High School Musical“ und „ich habe immer alles nachgesungen und nachgespielt. Und dann fing die Justin Bieber-Zeit an“, lacht er. Er begann damit, Bieber zu covern und wenn man sich heute seine ersten Videos ansieht, kann man eine Ähnlichkeit mit dem jungen Justin nicht leugnen. Doch vor allem konnte er schon damals singen, was nicht unbemerkt blieb. Dominik coverte auch One Direction, James Harper oder The Weeknd – aber letztlich waren es seine Justin-Clips, auf die sein jetziges Management Jahre später auf ihn aufmerksam werden sollte.

Foto: E. Zaucke

Obwohl er anfangs versucht hat, sein Online-Leben von seinem echten fernzuhalten, wusste trotzdem irgendwann auch seine Schule davon. „Wenn man damals keinen Gangster Rap machte, sondern Justin coverte, der mindestens zu 50 Prozent gehatet wurde, war das nicht das, mit dem man Ansehen bei 13- oder 14-Jährigen gewinnt.“ Ihm wurde der Ranzen geklaut, er wurde in Toiletten gesperrt, wurde wortwörtlich mit Steinen und Stöcken beworfen und Mädchen verarschten ihn, indem sie vorgaben, Fotos von ihm zu wollen. Körperliches und psychologisches Mobbing – nur weil er tat, was er liebte. Zwei, drei Male war er kurz davor, deswegen aufzuhören. „Aber wer haten will, wird immer einen Grund finden. Dann hatet mich doch wenigstens weiter für etwas, mit denen ich anderen Menschen was gebe.“

Denn was spielt der Schulhof schon für eine Rolle, wenn man mittlerweile die Wände seines Zimmers mit Fanpost aus der ganzen Welt tapeziert hat? Wenn man Freunde in Japan und Brasilien gewonnen hat und sowieso eine Sehnsucht für das Reisen in einem brennt? So flog er eines Tages einfach nach London, „da hatte ich einen sehr guten Kumpel, Daniel, mit dem war ich dann unterwegs. Wir kannten uns vorher nicht. Ich wollte schon immer einfach machen. Ich bin auch einfach spontan nach L.A. geflogen und am Ende ist alles gut gegangen. So stand ich auch in London: ,Daniel – ich bin jetzt da!‘“ Mittlerweile hatte er auch angefangen, seine eigenen Songs zu schreiben, schon allein weil die Ideen für seine Lieder ihn einfach überfallen. Seine Fans und Freunde feierten auch die.

Jetzt erscheint Dominiks Debüt-EP „Reflections“, und wenn man nicht wüsste, dass er aus Hamburg kommt, könnten die Tracks auch Produktionen aus Amerika sein. Denn mittlerweile hat er professionelle Unterstützung beim Umsetzen seiner Geschichten und Ideen bekommen: Mit Peter Hoffmann (Tokio Hotel) und Konrad Wissman (Wincent Weiss, Felix Jaehn) hat er ein Team, dass in ihm das Gleiche sieht, wie seine langjährigen Fans. Was ihn besonders auszeichnet – und was man bei Internetstars weniger vermutet – sind seine Livequalitäten. Auch wenn er sich selbst über die Entwicklung wundert. „Das Bedürfnis war schon immer da, aber hättest Du mir mit 14 gesagt, dass ich jetzt bei der Handball-WM vor 15.000 Menschen in der Mercedes Benz Arena stehe …“, lacht er. Bleibt nur zu hoffen, dass es dann im kommenden Jahr mit dem CSD klappt.

*Interview: Christian K. L. Fischer

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