Retro-Pop: Hot Chip „Freakout/Release“

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Foto: Pooneh Ghana

22 Jahre nach Bandgründung melden sich die coolen Musik-Nerds mit einem starken Album zurück. 11 Lieder, die es spätestens beim zweiten Hören in sich haben.

Schon das erste Stück, „Down“ ist ein entschlossenes Cross-over zwischen Punk à la Blondie, Pop à la Motown und Elektro, wie ihn nur Hot Chip wagen. Nicht so richtig klubbig, aber richtig gut. Es folgt „Eleanor“, das auch aus einem 1980er-Teenager-Streifen stammen könnte. Die Synthesizer, die Melodie, diese dünne Stimme. Klasse!

„Freakout/Release“ ist dann das erste Lied, das auf die Klubs abzielt, eine Vocoder-Stimme lockt auf den Dancefloor, dann geht es treibend weiter. Nicht punkiger Technolektro, aber dann doch. Höre ich da Gitarren? „Broken“ ist eine Pop-Ballade wie gemacht für eine Boyband oder Erasure, wird aber von Hot Chip zu einem Stück, das einmal mehr an die 1980er erinnert. Nun kommt das getragene „Not Alone“, das mit seinen elektronischen Spielereien Freude macht. „Hard to Be Funky“ ist eine Disco-Rausschmeißer- oder -Schmusenummer, die zusammen mit Lou Hayter entstanden ist. Sich funky zu fühlen, wenn man sich nicht sexy empfindet, ist schwer – also gib Body Positivity eine Chance!

„Time“ ist einmal mehr Elektro mit deutlichen Retro-Referenzen, der aber durch eine starke Bass Drum prächtig vorangeht. Auch die Kinderstimmen machen Spaß. Das beste Stück bisher. „Miss the Bliss“ ist bester Dance-Pop mit fettem Beat und schmeichelnder Stimme. „The Evil That Men Do“ (featuring Cadence Weapon) gewinnt durch den kanadisch-amerikanischen Rapper aus Toronto, sonst eher lahm. Aber irgendwie nice, ja. „Guilty“ beginnt mit französischen Vocals, die an „Fade to Grey“ von Visage erinnern, was folgt, ist aber oberamtlicher ESC-Pop. Das letzte Stück „Out of My Depth“ beginnt dramatisch und wird hymnisch, Streicher, Synthesizer und eine Prise „The Visitors“ von ABBA. Ein großes Ende einer stimmigen und gut gelungenen „Platte“. 

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