Interview: Nina Hagen

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Foto: Jim Rakete

Die 1955 in Berlin-Friedrichhain geborene Künstlerin ist vielen als „Punkrockröhre“ der 1980er-Jahre und exzentrischer Gast in diversen TV-Shows bekannt. Sie selbst sieht sich heute als Menschen, der sich einfach viele und tief gehende Gedanken macht und den man nicht vereinfacht in irgendeine Schublade stecken und mit dem Stempel „schrill“ versehen kann. Im März startete sie ihre neue Tour „Volksbeat“. Die gleichnamige CD ist bereits im Handel erhältlich. 

NINA, NACH MUSIKALISCHEN AUSFLÜGEN IN DEN SWING („IRGENDWO AUF DER WELT“) UND DEN GOSPEL („PERSONAL JESUS“) NUN EIN ROCKIGES LIEDERMACHERALBUM. WIE KAM ES ZUR RÜCKBESINNUNG AUF DIE ANFÄNGE DEINER KARRIERE?

Das ist doch keine Rückbesinnungstherapie, ich finde, das ist einfach JAMFRESH, eine Umarmungsattacke! Ich bin einfach Nina, nicht mehr und nicht weniger!

Bild: Pierre et Gilles

WAS PLANST DU NACH DEINER TOUR FÜR AKTIVITÄTEN IM „WELTUNTERGANGSJAHR“ 2012? WIE EMPFINDEST DU ES, DASS SICH SO VIELE MENSCHEN VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN AUS HOLLYWOOD ODER DER WISSENSCHAFT ZUWENDEN, WÄHREND DU JESUS UND DIE BIBEL FÜR DICH ENTDECKT HAST?

Jesus ist meine Zuflucht und auch mein Manager, das habe ich den amerikanischen Journalisten schon seit meinem Album „NUNSEXMONKROCK“ 1981 gesagt! Und wenn die Menschheit von politischen Ponerologen angegriffen wird, kontaminiert, vergiftet, verseucht, verblödet, verstrahlt, zerstört wird, dann wird es aber mal höchste Zeit, dass wir uns Klarheit verschaffen, warum diese durchgeknallten Apokalyptiker das überhaupt tun: Ich bitte euch, lest unsere Petition auf: www.apocalypse-no.net. Danke.

DU SAGST, DIE 1970ER-MUSIK HÄTTE DICH „ZUM ZUSAMMENHALT, ZUR SOLIDARITÄT MIT ALLEN ANDEREN MENSCHEN, DIE AUCH IN FRIEDEN UND FREIHEIT LEBEN WOLLEN“ INSPIRIERT. UNTER ANDEREM WEGEN DIESER HALTUNG GENIESST DU BEI VIELEN SCHWULEN EINEN HOHEN STELLENWERT. WIE SIEHST DU DIE ENTWICKLUNG DER GLEICHSTELLUNG HOMOSEXUELLER LEBENSWEISEN IN DER GESELLSCHAFT IN DEINER WAHLHEIMAT USA UND DEUTSCHLAND? WIE NIMMST DU DIE WAHR?

Ich hatte schon in der DDR wunderbare Freunde, die schwul und lesbisch waren, die mit mir durch dick und dünn gingen, echte Freunde, wahre Geschwister! Unsere homosexuellen Geschwister sind in der Zeit des Nationalfaschismus – genau wie unsere jüdischen und Sinti-Freunde und Geschwister, und auch Menschen mit Behinderungen – als „unwertes Leben“ gefangen, gefoltert und getötet worden! Unsere Generation muss jetzt alles daran setzen, dass so ein unmenschliches System nie wieder Fuß fassen kann in unserer Gesellschaft! Ich bin sehr glücklich, dass wir in einer Zeit leben dürfen, wo Homophobie immer mehr ein Unding der Vergangenheit ist!

DU SINGST AUF DER KOMMENDEN TOUR EINEN KLASSIKER DER SCHWULEN-IKONE ZARAH LEANDER. WANN IST DIR SELBST DAS LETZTE MAL EIN WUNDER GESCHEHEN?

Abba Hallo Looya!! Mir geschehen jeden Tag Wunder, die Liebe Gottes und der heilige Geist Gottes sind es, die mich BE-SEELEN! Das ist ein wunderbares Wunder! Ein Wunder und eine fette Gebetserhörung ist es auch, dass wir zum Beispiel heute einen KINOSPOT in einem Berliner Kino vorstellen, wo wir für Menschenrechte plädieren und eine Patientenverfügung für Menschen, die sich damit vor der unmenschlichen Zwangs-Psychiatrie zur Wehr setzen können, denn die Würde des Menschen ist unantastbar! www.patverfü.de!

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