Richard Resch: „Tief im Inneren bin ich eben doch eine kleine Meerjungfrau“

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Foto: N. Hagele

Der Wahl-Augsburger Sänger – geboren wurde er im nicht weniger schönen Regensburg – ist international auf den Klassikbühnen anzutreffen. Der Tenor ist Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe, etwa beim „Concorso Internazionale del Canto Lirico Toti dal Monte“ in Treviso oder beim „Internationalen Gesangswettbewerb Kammeroper Schloss Rheinsberg“. Wir erreichten ihn in Berlin.

Unlängst hast du eine CD veröffentlicht, wie würdest du sie zusammenfassen? Hmmm ... Sie heißt ja „Wenn ich nur Dich hab“ – für mich ist der Titel eine Liebeserklärung. Obwohl es ursprünglich ein Album mit geistlicher Musik ist, geht es für mich darüber hinaus. Eine Liebeserklärung an einen geliebten Menschen, aber auch an diese wundervolle Musik aus dem Norden, die mir vor dem inneren Auge sofort die weiten Landschaften Norddeutschlands und Dänemarks auftauchen lässt. Viel Himmel, viel Meer – tief durchatmen ... und das alles ohne Schietwetter! Ach so, und ganz wichtig: Die CD ist golden! (lacht)

Foto: M. Rädel

Singst du lieber solo oder mit dem Vokalensemble Alerĭon? Das ist schwer zu sagen – natürlich ist es toll, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen und sie auch auszuhalten. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich auf der Bühne einigermaßen wohlgefühlt habe – ich wollte einfach nur Musik machen. Das Rampenlicht war mir unangenehm. Im Ensemble ist man geschützt und kann gleichzeitig wunderbare Musik singen und erleben. Ich singe mittlerweile nur noch in Solisten-Ensembles, komme aber ursprünglich aus einem Knabenchor – die Liebe zum gemeinsamen Singen sitzt also sehr tief. „Alerion“ ist leider durch die Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen worden – mal sehen, wie es damit weitergeht, aber glücklicherweise singe ich auch ab und zu bei anderen Ensembles wie „Vox Luminis“ oder „Voces Suaves“ mit. Und ich kann es nur allen empfehlen – die besten Orgasmen bekommt man beim Singen im Ensemble/Chor (Stichwort Mendelssohn).

Gibt es eigentlich ein Lied, eine Oper, die du für überbewertet hältst? Sorry, Jungs: „Der Rosenkavalier“.

Welche*r Komponist*in hat es dir besonders angetan? Hmmm – Bach – der zahlt meine Miete! Aber neben Händel, Monteverdi, und Schütz besonders Joseph Haydn und Felix Mendelssohn. Die malen die schönsten Klanggemälde. Schubert und Schumann berühren mich immer sehr. Und Brahms und Wagner liefern die beste Musik zum Laufen – neben den Eurovisions-Hits ...

Und welche Stadt? Das kann ich nur schwer beantworten – ich mag fast jede Stadt, in der ich Freunde oder an die ich gute Erinnerungen habe. Und Städte mit tollen Friedhöfen. Aber definitiv Augsburg (mein erster Kuss), Berlin (mein erster Kuss in der Öffentlichkeit) und Rom (mein erstes Mal – im Vatikan!). (grinst) Und es gibt noch so viel zu entdecken. Aber ich bin immer wieder gerne in Antwerpen, Bautzen, Belgrad, Budapest (Männertag im Rudasbad und Dobostorta – so muss das Paradies aussehen), Den Haag, Jerusalem (die beste durchtanzte Nacht meines Lebens), Kopenhagen (tief im Inneren bin ich eben doch eine kleine Meerjungfrau), Leipzig, Lodz, Madrid, Montreal, Paris, Tel Aviv (wo der Käsekuchen wie bei meiner Oma schmeckt), Tokio (wo ich endlich mal der Größte in einer Menschenansammlung bin), Venedig, Wien und Zürich.

In Berlin bist du oft? Ja, allein dieses Jahr (im Februar, Anm. d. Red.) schon drei Mal.

Wie ich Social Media entnehmen konnte, gefällt dir ein Stadtteil so gar nicht. Ja, Kreuzberg, das ist mir zu anstrengend. Und die U8 – die ist mein Kryptonit. Da ist mir zu viel los und keiner guckt links und rechts. In meinem Herzen bin ich wohl Charlottenburger. (grinst)

*Interview: Michael Rädel

www.richardresch.euwww.facebook.com/richardresch.eu


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