Traumwelt der Kleintierladenjungs

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Zuerst erschien ihre Single „Dreamland“, die sie zusammen mit der queeren Band Years & Years aufgenommen haben (wir berichteten). Thematisch dreht es sich auch irgendwie um den Brexit, aber genauso auch um das PSB-Dauerthema Sehnsuchtsorte als Interpretationsraum und Projektionsfläche für queere und verschiedenste andere Zielgruppen. Ein Erfolgsrezept. Passend also, dass mit „Dreamland“ zeitgleich die Tour „Dreamworld: The Greatest Hits Live“ angekündigt wurde. Die erste offizielle „Best of“-Konzertreihe in 39 Jahren Bandgeschichte.

Vorher erscheint am 24. Januar das 14. Studioalbum „Hotspot“, das mit vielen Berlinbezügen aufwartet. Unter anderem einer Fahrt mit der Party-Linie U1 von Kreuzberg zur Warschauer Straße („Will O The Wisp“), wobei als imaginärer Fahrgast der schwule Poet Christopher Isherwood Pate gestanden haben soll. 

Den Schluss des Albums bildet ein für einen deutschen Freund der beiden geschriebener Mix aus Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmarsch und den Techno-Sounds aus dem Berghain („Wedding In Berlin“).

„Also zwei gute deutsche Traditionen in einem Lied.“

Neil Tennant ironisch gegenüber dpa

Immerhin wohnen beide Boys auch schon seit rund zehn Jahren teilweise in der Bundeshauptstadt.

Tourstart am 1. Mai im ehemals geteilten Berlin

Deren Spirit der Wiedervereinigungsjahre Anfang der 1990er war wohl einer der Hauptgründe für den weltweiten Erfolg von „Go West“. Das Cover von „Dreamland“ ist dann auch eine Mauer, sogar eine Berliner Mauer.

Visuelle Symbolik ist den Herren Chris Lowe (60) und Neil Tennant (65) ähnlich wichtig wie das Austüfteln von bis an die Kitsch-Schmerzgrenze gehenden, akustischen Achterbahnfahrten für ihre kleinen und großen Liedermacherkunstwerke. Da darf gerne zwischen pathetische Schnulzenstreicher, synthetische Fanfaren, sonore Engelsstimme, russische Männerchöre und minimalen Elektro kein Seufzer und keine Kuhglocke mehr passen. Dazu ein völlig konträr abstraktes Foto, Outfit oder Logo: Fertig ist der Welthit, der vom Fußballfan bis zur queeren Diva mitgesungen wird und aus dem sich oft erst in der Rückschau und eingebettet in den popkulturellen Gesamtkontext seiner Entstehungszeit ein unerwartet tiefsinniges und umfangreiches Kunstkonzept ableiten lässt.

Als ihre erste Single 1984 „Opportunities“ (wurde erst 1985 als Remix ein Hit) relativ erfolglos veröffentlicht wurde, dachte niemand daran, dass sie mit der zweiten Single „West End Girls“ gleich die Charts anführen würden und auch Jahrzehnte später ein Dauerabonnement dafür besitzen. Wirklich niemand? PSB sangen darin: „Oh, there’s a lot of opportunities if you know when to take them ...“ 


Pet Shop Boys „Dreamworld: The Greatest Hits Live“

1.5. Berlin – Mercedes-Benz Arena, 2.5. Köln – Lanxess Arena, 8.5. Leipzig – Quaterback Immobilien Arena, 10.5. Stuttgart – Mercedes-Benz Arena, 19.5. München – Olympiahalle, 20.5. Frankfurt – Jahrhunderthalle, 22.5. Hamburg – Barclaycard Arena, www.pesthopboys.co.uk/tour


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