75 Jahre René Koch

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Foto: D. Stadler

Foto: B. Dummer

Wir gratulieren dem am 22. September 1945 in Heidelberg geborenen Promi-Visagisten und mutigem Vorkämpfer für die homosexuelle Emanzipation zu 75 Jahren Leben, queerer Sichtbarkeit und schwulem Aktivismus.

Für seine „Camouflage“-Schminktechnik für Menschen mit Brand- und Unfallnarben bekam der einstige Travestiestar 2002 das Bundesverdienstkreuz, er veröffentlicht erfolgreich Bücher und betreibt ein Lippenstiftmuseum. Und auch auf Social Media ist er aktiv, Facebook, Instagram, YouTube und sogar einen Podcast gibt es mit und von ihm.

Foto: Philips

Sein lustigstes Erlebnis:

„Als ich mit Hildegard Knef auf Tournee war und Hilde vor ihrem Auftritt ein Gläschen Champagner bestellte, passierte folgendes: Der Kellner öffnete die Garderobentür und es gab kurz Durchzug, da das Fenster einen Spalt geöffnet war. Zuvor hatte ich ein Auge mit ihren berühmten Wimpern geklebt, jetzt war das zweite Wimpernband verschwunden. Es begann ein hektisches Suchen auf und unter dem Tisch. Erst als die Knef höchstpersönlich unter diesen gekrochen war, entdeckte ich diese unter ihrem rechten Schuh, wohl vom Luftzug herunter geweht. Hilde trat darauf, die Wimpern klebten an der Sohle, nun allerdings flach wie eine Flunder. Wir haben herzlich gelacht.“

Über seine Wahlheimat Berlin

„Berlin war vom ersten Moment an meine Stadt, als ich 1963 von der Provinz  nach West-Berlin kam. Hier durfte ich in den prüden 1960er Jahren ich sein. Begann mich selbst mit Schminke als Dragqueen in Szene zu setzen und aufzutreten. Schnell war mir klar, warum nicht auch andere schminken!? Ich ging zur Kosmetikschule- das war der Grundstein für meine internationale Visagisten-Karriere. Übrigens war ich einer der ersten männlichen Kosmetikschüler.“

Foto: KIM

Foto: B. Dummer

„Unter dem Titel Die Kunst des schönen Scheins zeigte das Schwule Museum Berlin einen Rückblick auf mein Leben und Wirken. Dazu gibt es meine Biografie Abgeschminkt, erschienen im B&S Siebenhaar Verlag und die Filmdokumentation Mein wunderbares West-Berlin, in der ich als Zeitzeuge diese aufregenden Jahre wiederaufleben lasse.“

Das berührte ihn besonders

„Seit Jahrzehnten widme ich mich der Camouflage, dem kosmetischen Abdecken von Hautanomalien. Besonders in Erinnerung ist mir der Moment, als der kleine Sohn einer Betroffenen mit schweren Brandverletzungen und Narben nach einer perfekten Camouflierung zu ihr sagte: Mama, jetzt bist du wieder schön! Da kamen uns allen die Tränen. Für das langjährige ehrenamtliche Engagement für Menschen mit stigmatisierenden Hautanomalien habe ich den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (2002) und den Verdienstorden des Landes Berlin erhalten (2013).“

Alles Gute, lieber René Koch, danke für deinen Mut und dein Können, für dein sonniges Wesen und deinen Schwulenaktivismus!

www.facebook.com/ReneKochBerlin

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