Nachgefragt: Frank Jaspermöller über sein „Boxerherz"

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Bild: Selfie

Der Autor Frank Jaspermöller nimmt uns in die Entstehungsgeschichte seines 2020 erschienen Romans Boxerherz“ mit: von ersten Fehlschlägen bis Schreibschübe im Krankenhaus ist alles mit dabei. Außerdem erzählt er von seinem Leben in Griechenland.

Frank, worum geht’s in Boxerherz“?

Jemand schreibt die Geschichte übers Kennenlernen seiner Eltern anhand von alten Fotos auf. Bald wird klar, der Mann ist in einer Art Krankenhaus, muss eine HIV-Therapie machen, um weiterleben zu können. Mitte der 1990er Jahre war das mit brutalen Ängsten verbunden. Es ist eine Reise durch drei Generationen, von einem Gutshof bei Bad Meinberg in die schwule Szene Berlins.

Hört sich eher nach schwerem Stoff an ...

Gar nicht, genau das war mir wichtig, und deshalb hat’s auch so lange gedauert. Obwohl das Thema heftig ist, verliert der Protagonist selten seinen Humor, erzählt in klarer, schnörkelloser Sprache und trotzdem mit viel Leichtigkeit. 

Wie lange hast du daran geschrieben?

Zu lange (lacht). Die Idee kam mir 2008. Dann hab ich mich immer wieder ran gesetzt, bin schließlich 2012 sogar von Berlin nach Korfu abgehauen, um den Roman in Ruhe fertig stellen zu können. 2013 hatte ich dann eine Fassung, von der ich dachte, sie wäre cool. Joachim vom Männerschwarm Verlag hat mir dann gründlich den Kopf gewaschen, da danke ich ihm noch heute für. Das Skript flog in eine Schublade, und als ich im Sommer 2019 tatsächlich im Krankenhaus lag, mit ’nem Beinbruch, wusste ich plötzlich, wie’s richtig gut werden kann.

Geht’s in der Geschichte denn auch ums Boxmilieu?

Der Vater hätte gern gesehen, dass sein Sohn Boxer wird, aber es war schnell klar, dass der hierfür kein Talent hat. Diese nicht erfüllte Erwartung, ohne jetzt zu spoilern, ist ein Grund seiner Ängste. Bis jemand ihm diesen Druck nimmt, und sagt:

Bild: Nora Verlagsgemeinschaft

„Ich denke, du bist dabei, ein guter Boxer zu werden, du willst deinen eigenen Weg gehen. Nicht um dich schlagen, nicht kaltschnäuzig oder zynisch werden. Du möchtest verstehen und verstanden werden.“

Manche kennen dich, aber nicht als Autor ...

Ich war Partyveranstalter im Berlin der 1990er Jahre, und hab’s überlebt (lacht). Meine Cocker-Party brachte einmal im Monat die Schwangere Auster zum Beben, das war schon sehr cool. Danach leitete ich zwei Jahre lang die Redaktion der „Männer“, die Ihr Euch jetzt ja geschnappt habt, und dann sieben Jahre einen Berliner Fitnessclub, das „Jason’s“ am Adenauerplatz, war auch ’ne klasse Zeit! Man* kennt mich also durchaus in verschiedenen Rollen. 

Und nun auf Korfu, fehlt dir da Berlin nicht?

Doch! Aber alles hat eben seinen Preis, besonders der Berliner Wohnraum. Ein Haus auf Korfu und ein Zimmer in Berlin, so war’s gedacht, liegt aber finanziell einfach nicht drin. Nicht schlimm, ich hab das Meer vor der Tür und sehe jeden Abend von meinem Häuschen aus die Sonne darin versinken. Es geht mir verdammt gut. Nur der passende Olivenbauer an meiner Seite fehlt noch. Aber ich bin ja noch jung (lacht).

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