Choreograf und Regisseur Christian Spuck im Interview

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Foto: Antje Berghäuser

Foto: Maria Cheilopoulou

Der Choreograf und Regisseur aus Marburg lernte einst sein Können in Stuttgart und wirkte lange beim Ballett Zürich, nun ist er Intendant des Staatsballetts Berlin. Wir sprachen mit ihm über Berlin, Tanz und sein neues Leben.

Wie war das Willkommen in Berlin? Das war schön und aufregend. Ich bin gut angekommen in der Stadt und fühle mich sehr wohl in meiner neuen Wohnung. Das ganz große Willkommen war dann der erste Tag beim Staatsballett mit allen Mitarbeiter*innen.

Begegnet #mensch sich beim Staatsballett auf Augenhöhe? Ich wüsste nicht, wie es anders gehen könnte. Natürlich gibt es gewisse Hierarchien und natürlich gibt es Mitarbeiter*innen, die in gewissen Bereichen Entscheidungen fällen müssen, das wird auch thematisiert. Aber ich bin ein absoluter Teamplayer und mein Wunsch ist es immer, sich auf Augenhöhe zu begegnen.   

Vermissen sie bestimmte Dinge in Zürich? Eigentlich nicht. Ich hatte dort eine sehr, sehr schöne Zeit und war wahnsinnig glücklich. Aber ich bin schon sehr lange ein großer Fan von Berlin und es ist zudem eine größere Kompanie hier. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die letzten 11 Jahre in Zürich extremst erfolgreich waren und ich neue Herausforderungen suche.

Die Sommerpause ist vorbei, wie starten sie beim Berliner Staatsballett? Unser erstes Programm an der Staatsoper wird „Half Life“ von Sharon Eyal und Gai Behar sein, in der Kombination mit „LIB“ von Alexander Ekman, dazu laufen gerade die Proben. Außerdem arbeiten wir an meiner Kreation „Bovary“ und es beginnt die Einstudierung von „Dornröschen“.

Klingt nach einem ausgefüllten Tag. Wie kommen sie zur Ruhe? Es ist meine erste Woche als Intendant des Staatsballetts (grinst). Ich weiß es noch nicht … Mein Tag beginnt zwischen 5 und 6 Uhr und geht bis ca. 21 Uhr. Ich freue mich abends auf meinen Partner, koche mit ihm oder wir gehen essen.

Und wie setzen sie Achtsamkeit beim Staatsballett um? Das ist ein zentrales Thema. Es gibt viele Meetings mit allen Abteilungen, hier ist es mir wichtig zu erfahren, wie sich die Mitarbeiter*innen fühlen. Denn nur, wenn Mitarbeiter*innen sich wirklich wohlfühlen, arbeiten sie gerne. Grundsätzlich hat Achtsamkeit auf vielen Ebenen eine Bedeutung in der Kompanie, etwa in der Sprache oder im Umgang miteinander. Wir bemühen uns gerade auch, die binären Strukturen beim Staatsballett aufzulösen. Das bedeutet z. B. mehr Privatsphäre beim Duschen, Ansprache der Tanzenden mit Namen und Kommunikation mit den Kostümabteilungen – alles wird miteinbezogen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das binäre System überholt ist und eine Erfindung von uns Menschen – es gibt viele Schattierungen! Wir werden aber behutsame Änderungen vornehmen, die non-binären Tanzenden werden nicht in den Mittelpunkt gerückt, sondern selbstverständlich integriert.

*Interview: Michael Rädel www.staatsballett-berlin.de

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