Die Preisträger der „Soul of Stonewall Awards 2017“

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Foto: Archiv

Jedes Jahr zeichnet der Berliner CSD e.V. Personen oder Organisationen mit dem Soul of Stonewall Award (SoSA; früher „Zivilcouragepreis“) aus, um dem vielfältigen Engagement für die Menschenrechte von LSBTTIQ* Respekt auszusprechen. Hier sind die Preisträger.

Foto: Alexander Meron, 2013

Kategorie LOKAL: Bernd Gaiser

Er war einer der Mitbegründer des Christopher Street Days in Berlin: „Mach dein Schwulsein öffentlich!“ und „Lesben erhebt euch und die Welt erlebt euch!“ waren 1979 die zentralen Forderungen (neben der ersatzlosen Streichung des §175), als zum ersten Mal 500 lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Menschen für ihre Rechte auf die Straße gingen. Doch auch Jahrzehnte später ist Gaisers Engagement für die Community noch immer sichtbar: Der ehemalige Buchhändler ist Mitgestalter des „Lebensorts Vielfalt“, eines Mehrgenerationen-Wohnprojekts unter dem Dach der Schwulenberatung.

Kategorie NATIONAL: Carolin Emcke

In dem autobiographischen Buch Wie wir begehren (2013) beschrieb Emcke die Entdeckung ihrer Homosexualität. Doch es war vor allem ihr aktuelles Buch Gegen den Hass, mit dem sie eine Welle der Diskussion über gesellschaftliche Werte, ein respektvolles Miteinander und die Notwendigkeit des Friedens auslöste. Carolin Emcke stellt sich mit ihrer Arbeit der Verrohung in Gesellschaft und Politik entgegen, die nicht nur Menschen mit LSBTTIQ*-Identität immer stärker zu spüren bekommen. Die Autorin und Publizistin wurde 2016 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Kategorie INTERNATIONAL: Robert Beachy

Beachy ist ein US-amerikanische Historiker, dessen Schwerpunkt die Geschichte der Homosexualität ist. In seinem Buch Das andere Berlin konnte er aufzeigen, dass der Ursprung der homosexuellen Emanzipationsbewegung nicht erst 1969 bei den Stonewall Riots in New York lag, sondern vor weit mehr als 100 Jahren in Berlin. Das Buch untersucht die Zeit von 1867–1933; derzeit arbeitet er an Nachfolgewerken über die Zeit im Krieg und in der ehemaligen DDR.

Foto: HT

Kategorie WIDERSTAND: Emmanuel Odhiambo Nyambwa

Nyambwa ist Mitbegründer und Programm-Direktor von Youth Health and Psychosocial Program (YHEPP). YHEPP ist eine Graswurzel-Organisation, die in Nairobi seit 2014 Hilfe und Empowerment für Menschen mit LSBTTIQ*-Identität anbietet. Der erst 25-Jährige hat zudem zahlreiche Berichte verfasst, in denen er auf die Situation der LSBTTIQ*-Gemeinde in Kenia aufmerksam macht. Als Global-Changemates-Stipendiat konnte er sein Projekt in Berlin einem breiten Fachpublikum vorstellen und über die Yogyakarta-Allianz bekannt machen. Derzeit arbeitet Nyambwa mit seinen Partnern daran, eine Website für YHEPP zu gestalten, die der Aufklärung und Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen gegen LSBTTIQ* auf lokaler Ebene dient.

Der SoSA für Widerstand wird wie jedes Jahr mit Unterstützung von Queeramnesty verliehen.

Kategorie LEBENSWERK: Selmin Çalışkan

Çalışkan, Tochter türkischer Einwanderer, hat sich früh für politische Themen engagiert. Bereits mit 20 war sie Mitbegründerin eines interkulturellen Mädchentreffs in Bonn. Anfang der 2000er Jahre war Çalışkan regelmäßig in Afghanistan, Liberia und dem Kongo, u.a. für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und für die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale. Für letztere baute sie eine Lobby-Abteilung mit auf und leitete sie später. In Brüssel arbeitete sie für European Women’s Lobby, einen europäischen Dachverband von Frauenorganisationen, und saß im deutschen Frauensicherheitsrat. Von 2013 bis 2016 war Çalışkan Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International, wo sie sich stets für die Positionierung von LSBTTIQ*-Themen stark gemacht hat.

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