Spontane und emotionale Kunst

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Bilder: Pieter Bax

Foto: M. Rädel

Pieter Bax stellt bis zum 28. Februar bei Eisenherz in der Motzstraße aus. Seine Werkschau „GLUED – A Visual Diary“ lädt ein, queere und homoerotische Collagen zu entdecken.

Bild: Pieter Bax

Über den Künstler verraten die „Eisenherzen“: „Pieter Bax sammelt Bilder, die ihm im Alltag begegnen. Er fotografiert mit seinem Handy, schneidet Motive aus Zeitschriften aus und speichert Bildern aus Onlinemedien, die ihn spontan und emotional direkt ansprechen. Dies kann aus den unterschiedlichsten Gründen der Fall sein: Farben, Formen oder ihre Thematik. Schwerpunkte sind schwule Erotik und Sinnlichkeit, Kunst und Architektur. Diese von ihm selektierte Bilderwelt fügt er zu neuen Kompositionen in Collagen zusammen.“

Eines der zentralen Themen seiner Bildkunst sei die schwule Identität. „Hierbei geht es ihm sowohl um seine persönliche Suche, als auch um die Positionierung dieses Thema in unserer, sich verändernden Gesellschaft. Unumgänglich werden dabei Kindheit, Jugend, das erwachen und das ausleben der eigene Sexualität, Gegenstand seiner Arbeiten“, so das Team der queeren Institution Berlin. 

Über den Buchladen Eisenherz: 1978 entwickelte sich in Berlin WIEDER eine sichtbare schwule Szene. Mann traute sich, schwul zu leben. Nicht umsonst ist der Uralt-Spruch „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“ entstanden (verrückt = nicht heteronormativ lebend). Angefangen hatte alles natürlich schon ein paar Jahre früher, auch seit Rosa von Praunheims 1971er-Filmmeilenstein „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ Bewegung in die Szene brachte. Es gab Cafés, Partys, Bars und mit dem „Prinz Eisenherz“ dann auch einen Buchladen – gegründet von einem Kollektiv aus Queerdenkern, Querdenkern und Künstlern. Roland vom Eisenherz-Team erinnert sich: „Wie war das alles damals ... Zum Beispiel Kohleofen im ersten Ladenlokal, die Akzeptanz der Verlage einem schwulen Buchladen gegenüber hielt sich in engen Grenzen, wöchentliche Kollektivsitzungen ... Anfang der 1980er-Jahre gab es einen Auf- und Umschwung in der schwulen Literatur, in den USA erschienen die Werke von David Leavitt, in Deutschland das legendäre Buch von Matthias Frings und Elmar Kraushaar ,Männer.Liebe.’ welches eine Zeitenwende widerspiegelt, ein neues Selbstbewusstsein, das sich auch in der Literatur niederschlug. Eine heftige Zäsur bedeutete dann das Aufkommen von AIDS, auch dies fand sich ebenfalls in der Literatur wieder, aber vor allem natürlich auch in unserem realen Leben.“ Und heute? „Die wahrscheinlich aktuellste Herausforderung sind das Internet und Internetkaufhäuser, dies geht auch nicht an unserem Laden spurlos vorbei.“

Bis heute geben sich Stars wie Ralf König und Marc Martin im Eisenherz die Ehre, es gibt Lesungen – und amazon zum Trotz – reges Leseratten-Treiben und genug Umsatz, um als traditioneller Buchladen leben und damit Berlin zu bereichern und queeren Autoren eine Plattform zu geben.

Bis 28.2., Pieter Bax: GLUED – A Visual Diary, Eisenherz, Motzstr. 23, U Nollendorfplatz, Berlin, www.prinz-eisenherz.com


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