Bis ans Ende der Nacht

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Foto: Grandfilm / Reinhold Vorschneider

Der verdeckte Polizeiermittler Robert soll die Drogengeschäfte des Großdealers Victor ausheben. Dafür soll Robert mit Leni als fingierter Partnerin ins Milieu eingeschleust werden. Leni kennt Victor von früher, bevor sie wegen kleinerer Drogengeschäfte ins Gefängnis kam; für den Ermittlerjob wird ihr Haftverkürzung versprochen. So der Plan. Heikler Punkt der inszenierten Konstellation: Leni und der schwule Robert waren früher ein Paar, vor Lenis Transition und vor Lenis Verhaftung. Zusehends verschwimmt vorallem für den zerrütteten Robert die Linie zwischen Spiel und echten Gefühlen. Seine ungelenken Annäherungsversuche enden im Fiasko. Er fühlt sich nach wie vor von Leni angezogen und vermisst gleichzeitig den Mann, den er einmal liebte. Lenis Haltung ist unklar; eigentlich möchte sie in ihr neues Leben starten, ist dafür aber sowohl vom Gelingen der Mission als auch von Robert abhängig. Sie hat keine echte Wahl.

Regisseur Christoph Hochhäusler inszeniert seine Kriminalgeschichte rund um eine sich im Ungleichgewicht befindende Beziehung und verschärft das allein schon unbequeme Thema „Liebe und Begehren“ um die tabuisierte transgender Variante. Unbequem ist auch die Atmosphäre des Films: Hochhäusler lässt ihn in Frankfurt spielen, verzichtet aber komplett auf die obligatorischen Skyline-Aufnahmen.

Foto: Grandfilm / Reinhold Vorschneider

„Bis ans Ende der Nacht“ spielt in düsteren Hinterhöfen, nassen Straßen und in abgedunkelten Apartments mit heruntergelassenen Jalousien. Das ist rau und realistisch, genau wie die mitunter improvisiert wirkenden Dialoge, die Gewalt und die Situationen, die immer wieder außer Kontrolle geraten. On Top wird alles umspült von süßlich-wehmütigen Schlagern und Chansons von Esther Ofarim, Howard Carpendale oder Heidi Brühl, aber auch vom schwermütigem Intellektuellenpop der Düsseldorf Düster Boys oder den harten Punkriffs von Male. Eine mutige Mischung, die ihre eigene, sperrige Faszination entwickelt. Thea Ehre wurde für die Rolle der Leni auf der Berlinale als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.

Ab dem 22.6. im Kino, Special am 26.6. in der Harmonie Frankfurt: Sondervorstellung um 20:45 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Christoph Hochhäusler in der Filmreihe „Schamlos Harmlos – für Queer, Sex- und Subkultur“, www.arthouse-kinos.debisansendedernacht.grandfilm.de


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