Ein noch zartes Pflänzchen

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Foto: Joachim Ludwig

Mit Queer Main-Kinzig hat sich ein weiterer Regionalverein gegründet, der sich vornehmlich queeren Menschen im ländlichen Raum widmet. Wir haben mit Steve und Sibylle vom Vorstand gesprochen.


Was hat euch dazu bewogen den Verein zu gründen und welche besonderen Bedürfnisse haben Queers in der Provinz?

Der Main-Kinzig-Kreis ist der bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen, dennoch gibt es nur vereinzelte Angebote für queere Themen. Außerdem gibt es in der ländlichen Region noch sehr viele Vorurteile sowie verbale und körperliche Gewalt. Hinzu kommt, dass betroffene Menschen sich oft nicht trauen sich zu outen oder ihr „eigentliches“ Leben zu führen.

Angebote, wie sie zum Beispiel in Frankfurt bestehen, decken nicht die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung ab und sind speziell für jüngere Menschen auch schwer erreichbar. Für uns ist es wichtig, nachhaltig im Kreis zu arbeiten. Und toll wäre es, auch eine Community zu schaffen.

Wir hoffen künftig Ansprechpartner für queere Menschen und deren Angehörige zu werden und mit den künftigen Projekten ganz viel Queers zu erreichen und unsere Akzeptanz im Kreis zu fördern.

In Bezug auf die besonderen Bedürfnisse sehen wir den Bedarf an Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten, an lokalen Angeboten und – ganz wichtig – danach, die Anliegen der Queers vertraulich zu behandeln. Außerdem bedarf es einer offenen und toleranten Gesellschaft, so dass Queers im Main-Kinzig-Kreis ein freies Leben ohne Angst und Übergriffe leben können.

Frühere queere Generationen tendierten eher dazu, den ländlichen Raum zu verlassen und in die Metropolen zu ziehen; hat sich das geändert und welche Gründe gibt es dafür? Ist das so etwas wie ein neu gewonnenes Selbstbewusstsein?

Diese Tendenz besteht nach wie vor, aber man merkt, dass sich doch viele Queers dazu entscheiden, wieder aufs Land zu gehen oder dort zu bleiben. Dies hat zum einen finanzielle Gründe – das Leben in Großstädten ist zu teuer – und zum anderen mögen viele auch die Großstadt nicht. Außerdem muss man sagen, dass es schon immer auch viele Queers auf dem Land gab und gibt, die aber oft nicht offen oder sehr zurückgezogen leben, um nicht aufzufallen. Es hat sich in den letzten Jahren schon etwas getan, allerdings ist dies noch ein zartes Pflänzchen und muss gehegt und gepflegt werden, so dass Selbstbewusstsein wachsen kann.

Gibt es bereits konkrete Projekte, die ihr umsetzen wollt?

Wie man Anhand der Ressorts des Vorstands erkennen kann, gibt es verschiedene Themen, die wir im Blickfeld haben werden, wie zum Beispiel Frauen-, Trans*- und Senior*innen-Themen, Angebote für junge Queers und natürlich einen kleinen Pride in Gelnhausen.

Kontakt zu Queer Main-Kinzig über Facebook, Instagram oder Twitter unter „Queer Main-Kinzig“, über die Website www.queermainkinzig.de (noch im Aufbau) oder per Mail: queermainkinzig@web.de.

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