Heilpraktiker für Psychotherapie

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Foto: Leandra Weber Photography

Wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen, der Alltag mit unangenehmem Stress überlagert ist und man das Gefühl hat, das alles nicht mehr selbst bewältigen zu können, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Tim Nik ist Heilpraktiker für Psychotherapie mit einer eigenen Praxis in Offenbach. Im Interview erklärt er seinen Beruf und seine Herangehensweise.

Was ist der Unterschied zwischen einem Heilpraktiker für Psychotherapie und einem Psychotherapeuten?

Heilpraktiker für Psychotherapie und psychologische Psychotherapeuten unterscheiden sich vor allem in ihren Ausbildungswegen, ihren rechtlichen Befugnissen und regulatorischen Standards. Psychologische Psychotherapeuten haben in der Regel ein Studium der Psychologie, Psychotherapie oder Medizin absolviert und durch eine Zusatzausbildung die Approbation erlangt. Die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie ist weniger stark formalisiert, richtet sich im Umfang und Inhalt bei guten Ausbildungsinstituten aber ebenfalls nach den aktuellen Standards der Psychotherapeuten-Ausbildung. Einige Vorteile der Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz sind die Methodenvielfalt, die häufig kürzeren Wartezeiten und die absolute Diskretion gegenüber Krankenkassen oder anderen Instituten. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass die Therapie in den allermeisten Fällen selbst finanziert werden muss, während psychologische Psychotherapeuten ihre Leistungen meistens über die Krankenkassen abrechnen können. Kurzum: Beide Berufsgruppen begegnen sich auf Augenhöhe und tragen ihren Teil dazu bei, die große Lücke bei der psychotherapeutischen Grundversorgung zu schließen.

Bietet ein Heilpraktiker für Psychotherapie genau wie andere Heilpraktiker auch alternative Behandlungsformen?

Ja, ein Heilpraktiker für Psychotherapie kann neben wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischen Methoden auch alternative Behandlungsformen anbieten. Mein persönlicher Ansatz in der Therapie basiert jedoch ausschließlich auf wissenschaftlichen und evidenzbasierten Methoden. Das bedeutet, dass ich mich auf bewährte Techniken stütze, die auf Forschung und klinischer Erfahrung beruhen und nachweislich effektiv sind, wie zum Beispiel die Schematherapie nach Jeffrey E. Young. Als studierter Wirtschaftspsychologe (Master of Science) habe ich mich schon früh der Wissenschaft und Empirie verpflichtet und distanziere mich klar von pseudowissenschaftlichen Methoden. Ich rate sowieso jedem, der psychotherapeutische Unterstützung sucht, die Qualifikationen, Ausbildungen und Therapiemethoden der jeweiligen Behandler zu recherchieren, um den größtmöglichen Therapieerfolg sicherzustellen.

Foto: Leandra Weber Photography

Woran merkt man, dass man therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollte? Oder konkreter: Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einfach nur schlechter Laune?

Allgemein sollte psychotherapeutische Unterstützung in Betracht gezogen werden, wenn anhaltende, emotionale Schwierigkeiten bestehen, die das tägliche Funktionieren beeinträchtigen, zum Beispiel starke Ängste, Traurigkeit, Wut oder Stress. Andere Hinweise können sein: anhaltende zwischenmenschliche Konflikte, Probleme bei der Bewältigung von Verlusten oder Traumata, Missbrauch von Substanzen, Essstörungen, ständige Erschöpfung, Selbstzweifel oder Gedanken an Selbstverletzung. Zum speziellen Thema der Depression: Eine depressive Episode liegt formell vor, wenn über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen fast täglich gedrückte Stimmung und Interessenlosigkeit bestehen. Weitere Symptome einer Depression sind unter anderem Schlafstörungen, Energiemangel, Gewichtsveränderungen, sexuelle Störungen oder Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid. Schlechte Laune hingegen ist normalerweise vorübergehend – das heißt kürzer als zwei Wochen – und dominiert nicht das tägliche Leben.

Tim Nik, Privatpraxis für Psycho- und Sexualtherapie (nach Heilpraktikergesetz), Frankfurter Str. 39, Offenbach, www.praxis-nik.de

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