Hier kommt S.A.M

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Foto: bjö

„Ich komm’ zu dir nach Hause“ verspricht der Slogan des T-Shirts, das Carsten Gehrig von der AIDS-Hilfe Frankfurt auf unserem Foto trägt. Damit ist aber nicht Gehrig selbst gemeint, sondern S.A.M, der Heimtest für HIV und andere STIs, den es seit dem 1.12. auch in Hessen gibt.

Wer sich regelmäßig auf HIV und andere STIs testen lassen möchte, kann dies nun relativ bequem zu Hause tun – mit S.A.M, dem neuen Heimtest.

Um an S.A.M teilzunehmen, ist zunächst eine Online-Registrierung nötig sowie ein ausführliches, persönliches Beratungsgespräch in der AIDS-Hilfe Frankfurt, das alle Infos zu S.A.M und dessen Anwendung liefert.

Anschließend wird das Testkit mit allen Utensilien für die Tests auf HIV, Syphilis, Clamydien und Gonorrhö (Tripper) wie bei einem Abo alle drei, sechs oder 12 Monate automatisch nach Hause geliefert. Blut- und Urinproben sowie Abstriche werden selbst entnommen und ins Labor nach Hamburg gesandt. Das Ergebnis erfährt man per SMS; gegebenenfalls wird man zu einem weiteren Beratungsgespräch mit einer medizinischen Fachkraft eingeladen, die an einen entsprechenden Arzt oder anderen medizinischen Einrichtungen weitervermittelt.

„Mit 32 Euro pro Testkit ist S.A.M außerdem eine preiswerte Alternative zu Einzeltests beim Arzt“, ergänzt Carsten Gehrig. S.A.M wird in Frankfurt als zusätzliche Test-Möglichkeit zum bereits breiten Angebot gesehen: „Die Möglichkeit, zu Hause den Test zu machen, involviert automatisch Zielgruppen, die wir sonst nicht oder nur schwer erreichen würden“, so Gehrig. Insbesondere in der Provinz, wo Testangebote im Vergleich zu Frankfurt rar gesät sind, ist S.A.M eine echte Alternative.

Das beweisen die Ergebnisse aus Bayern, wo S.A.M von der Münchener AIDS-Hilfe, der Deutschen Aidshilfe, ViiV Healthcare und dem Hamburger Labor Lademannbogen entwickelt und seit gut eineinhalb Jahren in einer ersten Pilotphase erfolgreich getestet wurde: 51% der Nutzer gaben an, zuvor gar keinen oder nur sehr selten Tests gemacht zu haben. 80% der Nutzer blieben dem Angebot treu.

In der nun gestarteten zweiten Testphase beteiligen sich neben Hessen auch andere Bundesländer an S.A.M. „Wir arbeiten bereits daran, die Finanzierung auch nach Beendigung der Testphasen Ende 2020 zu sichern“, ergänzt Carsten Gehrig.

Ziel des S.A.M-Projekts ist, die Dunkelziffer derer weiter zu minimieren, die unerkannt an einer STI erkrankt sind; zum einen, um das Infektionsrisiko zu senken, zum anderen, um erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten für jeden Einzelnen zu bieten.

HIV-Infektionszahlen sinken

Dass die AIDS-Hilfen mit ihren in den vergangenen Jahren verstärkt eingesetzten Präventions- und Test-Programmen auf einem richtigen Weg sind, zeigen auch die aktuellen Zahlen des Robert Koch Instituts: Die Zahl der Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist 2018 landesweit gesunken. Auch gibt es weniger Spätdiagnosen, was ebenfalls auf die vielfältigen Testangebote zurückgeführt wird. Die bundesweit sinkende Zahl der Neuinfektionen spiegelt sich auch in Hessen wieder.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Carsten Gehrig allerdings für die Gruppe der Drogengebraucherinnen und -gebraucher, bei denen ein Anstieg der Neuinfektionen zu beobachten ist: „Dies wäre vermeidbar, wenn es in Deutschland eine Vergabe von sauberen Spritzen in Haftanstalten geben würde und auch Menschen ohne Aufenthaltspapiere einen Zugang zur HIV-Therapie angeboten bekommen würden“, so Gehrig. Die AIDS-Hilfe Frankfurt möchte daher ihr bestehendes Angebot im Bereich MSM-Drogen weiter ausbauen.

Trotz aller medizinischen wie präventiven Erfolge bleibt die Stigmatisierung von Menschen mit HIV und AIDS unverändert ein zentrales Thema. „Wir haben unter anderem festgestellt, dass viele Allgemeinärzte wie auch Zahnärzte überhaupt nicht auf dem aktuellen Stand der HIV-Forschung sind“, meint Carsten Gehrig. Dies führe dazu, dass Menschen mit HIV oft überhaupt nicht oder nur unter übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen behandelt werden. Um dem entgegenzuwirken, bietet die AIDS-Hilfe Frankfurt mit dem Projekt „Netzwerk+“ Informationsveranstaltungen, die sich gezielt an die Ärzte richtet; auch dieses Angebot soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

www.frankfurt-aidshilfe.de

Mehr Infos zu S.A.M gibt’s über www.samtest.de

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