Homologie goes Homology

by

Foto: Sven Schiffauer

Als Comedian ist der Theaterpädagoge Timo Becker alias Malte Anders seit Jahren in Aufklärungsmission unterwegs: Seine Stücke klären spielerisch und mit viel Humor hartnäckige Klischees rund um Homosexualität auf.

Nur folgerichtig, dass Timo Becker seine Programme auch als Format für Schüler weiterentwickelt hat und damit in Schulen auf Tour geht. Im November sollte sein Programm „Homologie“ in einer englischsprachigen Version erschienen – Pandemiebedingt musste die Premiere verschoben werden, aber das Konzept und die Idee stehen. Wir haben mit Timo Becker gesprochen.


Wie kam es zur Idee, Homologie auf Englisch zu entwickeln?

Seit 2016 toure ich ja bereits mit der deutschen Version des Comedyprogramms „Homologie“ durch die Schulen der Republik und kläre auf über Homosexualität, Diskriminierung und LGBTIQ*-Themen. Dabei fällt mir nach wie vor immer wieder auf, wie wichtig es ist, auch im Jahr 2021 noch in einem guten Rahmen über diese Themen aufzuklären und Vorurteile abzubauen – und mit Schüler*innen ins Gespräch zu kommen.

Daniel Nicolai, Intendant vom English Theatre Frankfurt, war der Erste der vor einigen Jahren bei uns nachfragte, ob es das Programm schon für die englischsprachige Community gäbe. Von der Idee inspiriert – und mit Hilfe des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) sowie des US Generalkonsulats in Frankfurt – haben wir es in diesem Jahr nun geschafft das auch umzusetzen.

Hast du den Inhalt des Stücks verändert? Wird Homology auch inhaltlich internationaler?

Wir haben das Programm nach vier erfolgreichen Jahren nun nochmal upgedatet und um ein paar Themen ergänzt, die in der deutschen Version bisher vor allem in der Frage-Antwort-Runde vorkamen: Begriffe wie Bisexualität und Transgender werden angerissen – und die Geschichte der Regenbogenflagge erklärt. Außerdem haben wir das Stück multimedial überarbeitet: Themen, Bilder und eingespielte Filme öffnen sich dynamisch in bekannten Apps wie Instagram, YouTube oder Snapchat.

Und natürlich finden sich auch die internationalen Entwicklungen der LGBTIQ*-Community im Stück wieder. Im Bereich „Erdkunde“ fliegen wir beispielsweise mit Googlemaps um die Erde und schauen uns an, in welchen Ländern noch die Todesstrafe auf Homosexualität gilt, wo geheiratet und adoptiert werden darf und welche Länder gerade LGBT*-freie Zonen ausrufen. Insgesamt ist das Programm also aktueller denn je.

Dein Stück ist interaktiv angelegt – welche Reaktionen kamen von Seiten der Schüler?

Nach 50 Minuten Comedy kommen wir zum interaktiven Teil des Verkaufsgesprächs und die Schüler*innen dürfen mich durch anonymisierte Fragezettel mit ihren Fragen löchern. Und da ist alles dabei: Von „Willst du heiraten?“, „Wem hast du es zuerst erzählt?“ bis hin zu „Ich bring dich um, du Schwuchtel“!

Meine Lieblingsfrage ist nach wie vor: „Kommt homogenisierte Milch von schwulen Kühen?“ Knallerfrage!

Besonders das Thema „Transgender“ kommt immer wieder in der Fragerunde auf. Leider kann ich darüber nur aus meiner Außenperspektive berichten. Es schreit förmlich nach einer transidenten Version von Malte Anders! Mich würde es freuen wenn das Konzept von anderen aufgegriffen wird! Lachen ist eine großartige Form um miteinander alte Vorurteile in Frage zu stellen.

Foto: Thomas Berberich

Bietest du das Programm hauptsächlich für internationale Schulen an?

„Homology“ ist sowohl als ergänzendes Angebot für den Englischunterricht als auch für internationale Schulen in Deutschland oder auch Schulen in anderen Ländern gedacht. Ich glaube, Bedarf ist ausreichend da und Einsatzmöglichkeiten gibt es viele!

Wird es das Programm auch als Theaterstück auf der Bühne zu sehen geben?

Nach der verschobenen Premiere, die hoffentlich im März 2021 nachgeholt wird, soll das Stück in regelmäßigen Abständen als Schultheateraufführung vormittags im English Theatre Frankfurt laufen.

Schulen haben wie in der deutschen Variante aber auch die Möglichkeit, mich in die Aula der Schule einzuladen. Sicher wird es auch einige öffentliche Abendveranstaltungen geben, zu der Lehrkräfte und Interessierte eingeladen werden und sich über das Konzept von „Homology“ informieren können.

Ich freue mich schon jetzt wenn man wieder vor einem großen Publikum spielen kann. Normalerweise sitzen bis zu 180 Schüler*innen vor mir! Das ist immer eine wahnsinnige Energie und Stimmung. Durch Corona sitzt nun meist, wenn überhaupt, nur eine Klasse vor mir. Maskiert. Und auf Abstand. Ich freu mich wenn wir wieder unser Lächeln zeigen dürfen und uns etwas näher kommen können.


Mehr Infos zu den verschiedenen Schultheaterstücken von Malte Anders gibt’s über www.art-q.net

Back to topbutton